Westküsten-Nationalpark - Seevögel in Westernkulisse (11.-13. November 2007)

Etwas außerhalb von Langebaan inmitten verdorrter Felder und vereinzelter Gehöfte fanden wir die extrem rustikalkitschige Unterkunft Olifantskop Farm Inn.Strauße im Nationalpark Die Landschaft, die auf den ersten Blick nicht fesselnd wirkte, erinnerte uns ein wenig an die Beschreibungen einsam gelegener Bauernhöfe in den Büchern von J.M. Coetzee: keine Bäume, nur niedrige Strauchvegetation, viel Trockenheit, Braun und Grau als die dominierenden Farben. In unmittelbarer Nachbarschaft zu Langebaan befindet sich in Saldanha ein großer Hafen, und man sieht die Schornsteine einer Stahl- oder Eisenfabrik. Die Gegend ist sehr dünn besiedelt. Langebaan jedoch scheint ein erst in den letzten Jahren gewucherter Ort zu sein, wobei die Wucherungen nicht wie sonst üblich aus notdürftig zusammengezimmerten Hütten bestehen, sondern, aufgrund seiner Lage an einer türkisblauen Lagune, aus vielen doch recht großen Eigenheimen.
Wir nutzen Langebaan als Tor zum Westküstennationalpark, bekannt für Tausende von See- und Watvögeln, die in der flachen riesigen Lagune rasten und nach Futter suchen. Im zeitigen Frühling ist der Park aufgrund seiner Blumenpracht Anziehungspunkt, dafür waren wir aber zu spät dran.
Im Nationalpark befinden sich rund um die Lagune verteilt einige Beobachtungshütten. Am frühen Morgen konnten wir bei Ebbe die Watvögel bei der Nahrungssuche beobachten, darunter Teichwasserläufer und Regenbrachvögel.Klippschliefer Von einem auf einem Hügel gelegenen Ausguck hatten wir eine prima Sicht über die Lagune hinweg bis hin zum nahen Ozean, während unweit eine ganze Klippschlieferfamilie die morgendlichen Sonnenstrahlen genoß. Schildkröten nutzen die sich langsam aufwärmende Asphaltstraße als Heizdecke.
Inmitten des Parks befindet sich das Infozentrum Geelbek, welches in einem Kapholländischen Gutshaus untergebracht ist. Im angeschlossenen Restaurant haben wir die vorzügliche kapmalayische Küche genossen. Nach dieser Stärkung fuhren wir zu den hohen Dünen direkt am Meer. Mit unserem Spektiv und einem bißchen Geduld konnten wir bald Wale draußen im Meer sehen, wie sie auftauchten, sprangen oder einfach nur Fontänen bliesen. Ganz sicher waren wir uns nicht, aber es mußten Buckelwale gewesen sein. Einmal fast um die ganze Lagune herumgefahren, erreichten wir einen felsigen Küstenabschnitt namens Tsaarsbank. Hohe Wellen brachen sich an den Felsen, in denen eine Kappelzrobbe saß. Hier konnten wir auch den Schwarzen Austernfischer beobachten. Wir waren fasziniert von den Wellen und hätten den ganzen Nachmittag zusehen können. Wie auch schon am Strand des Tafelbergnationalparkes bestand das Strandgut zum allergrößten Teil aus leeren Schneckenhäusern, hin und wieder verdeckt von einer Ladung Kelp. Seltsame durchscheinende blaue Gebilde erregten jedoch ganz besonders unsere Aufmerksamkeit. Sie ähnelten Luftballons, denen schon die meiste Luft ausgegangen war. Später fanden wir heraus, daß diese Tiere im Englischen ganz treffend Bluebottle heißen, im Deutschen dagegen Portugiesische Galeere.Portugiesische Galeere Beide Namen drücken aus, daß diese Gebilde oben auf dem Wasser schwimmen und sich von Wind treiben lassen. Es ist auch nicht nur ein einzelnes Tier, sondern mehrere, die in einer Art Symbiose zusammenleben.
Viele Stunden hätten wir hier zubringen können, es war jedoch auch schon wieder Nachmittag geworden,Am Meer und wir mußten uns noch etwas zum Abendessen suchen. Da bekamen wir zu spüren, was es heißt, einen Ferienort außerhalb der Reisesaison zu besuchen: Die Lokale waren entweder geschlossen oder ausgebucht. So mußten es Sandwiches und Salate aus dem Supermarkt tun, den wir zum Glück entdeckten. Wir wurden aber mit der Beobachtung eines Kapuhus belohnt, der in der Dämmerung auf einem der Strommasten am Straßenrand saß.
Am nächsten Morgen mußten wir auch von dieser, inzwischen ganz liebgewonnenen Landschaft Abschied nehmen.