Drakensberge - Alle Arten von Regen (21.-25. November 2007)
In der letzten Woche bestanden unsere Tage in der Regel aus Ausflügen am Morgen und am Nachmittag, während wir tagsüber Strecke zurücklegten. So auch heute. Es stand uns eine lange Fahrt durch halbwüstenartige Landschaft mit Viehweiden bevor. Nach etlichen Stunden erreichten wir Lady Grey, Ringos Quartier für fast drei Monate während seines ersten Aufenthalts im Jahr 2000. Die Hitze, die über Mountain Zebra lag, lag hinter uns. Regen zog auf.
Im schachbrettartigen Ortskern suchten wir nach dem Backpacker Hostel von John Bradish, Ringos alter Unterkunft, die inzwischen sogar zu Lonely-Planet-Ehren gekommen war.
Die Beschreibung "leicht exzentrisch" im Reiseführer traf es sehr gut. Leider hatten wir uns nicht angemeldet, und John war nicht zu Hause. Nur einer seiner Arbeiter erklärte uns in einem wilden Mix aus Afrikaans und Englisch, der so gut wie gar nicht zu verstehen war, daß John nach Bloemfontein gefahren sei. Und so kam zum Regen auch noch das Problem, eine andere Unterkunft zu finden. Das jedoch war in Lady Grey nicht schwer. Der Ort ist selbst für südafrikanische Verhältnisse weit abgelegen und abseits der gewöhnlichen Touristenstrecken, aber genau das scheint auch einige Reisende anzuziehen. Schließlich bezogen wir eine kleine Unterkunft bei einem sehr netten älteren englischen Ehepaar und ihrem dicken Golden Retriever namens Owen.
Als der Regen nachließ, fuhren wir zum Lady Grey Dam. Dieses Wasserreservoir war früher sehr gut gefüllt, nun jedoch konnte man an einer hohen Staumauer tief hinuntersehen und unten nur noch eine Wasserpfütze vorfinden. Auch ein anderer Dam war ausgetrocknet. Reichlich deprimiert über den andauernden Regen und den Zustand der Umgebung gingen wir abends ins Hotel essen. Der Kellner verstand Englisch nur mit Mühe und servierte uns lustigerweise die Vorsuppe nach dem Hauptgericht, dazu je einen Liter Bier.
Am nächsten Morgen fuhren wir noch einmal an Johns Haus vorbei.
Glücklicherweise war er diesmal zu Hause und erkannte Ringo sofort wieder. Er bat uns herein und einige Stunden verbrachten wir damit uns gegenseitig zu erzählen, was in den vergangenen Jahren alles so passiert war. Nach einer Weile mußten wir aber auch hier aufbrechen, und es gab eine herzliche Verabschiedung von John.
Wir wollten am gleichen Tag noch den Nationalpark Giantīs Castle erreichen, dazu mußten wir auf der nordwestlichen Seite um Lesotho herumfahren. Der starke Regen machte diese Fahrt zu einem ganz besonderen Erlebnis, da breite Ströme braunen Wassers die Straße nicht mehr erkennen ließen und teilweise so viel Regen fiel, daß die Scheibenwischer der Wassermenge nicht mehr Herr werden konnten und der Verkehr zum Erliegen kam. Die Landschaft war eingehüllt in eine graue dicke Regenwolke.
In ebensolchem Wetter erreichten wir auch den Nationalpark, der dadurch viel von seiner wahrscheinlich vorhandenen Schönheit gar nicht preisgeben konnte. Wir hatten gar keine andere Möglichkeit, als den Rest des Tages in unserer Hütte zu verbringen.
Am nächsten Morgen hatte der Regen zwar aufgehört, doch jede Wiese, jeder Baum und jeder Stein enthielt noch so viel Wasser, daß wir einfach nur flüchten konnten. Einen der Rundwege konnten wir noch mit dem Auto fahren und sahen unterwegs einige Vögel der Bergwelt, ein anderer Loop war allerdings so weit überschwemmt, daß kein Weg durch das Wasser führte.
Da wir aber noch nicht die Schönheit der Drakensberge aus den Augen verlieren wollten, versuchten wir uns weiter östlich am Royal Natal National Park. Auf dem Weg dorthin entdeckten wir ein sogenanntes Geierrestaurant. Hier konnte man nicht etwa Geierbraten essen, sondern Kapgeier beim Fressen an extra für sie ausgelegten Tierkadavern beobachten. Diese Vögel sind einfach nur riesengroß und imposant.
Endlich gelang es uns auch, einen Sekretär zu sehen, nach dem wir so lange gesucht hatten. Völlig unerwartet flog er vor uns über die Straße.
Etliche Kilometer weiter östlich erreichten wir das Great Escarpment. Dies ist eine Abbruchkante, die sich quer durch den Nordosten Südafrikas zieht und das sogenannte Highveld, ein Hochplateau, vom Lowveld trennt. Die Straße schlängelt sich an dieser Abbruchkante hinunter zum Lowveld und mit dem Höhenunterschied ändern sich Wetter und Vegetation. Wo vorher diesiges Wetter über intensiv genutzter Landwirtschaftsfläche herrschte, fanden wir nun eine viel üppigere Vegetation mit vielen Bäumen vor, die Sonne schien am leuchtend blauen Himmel, die Erde war rot, und es gab verstreute Siedlungen, zwischen denen die Menschen teilweise mit Ochsen ihr Feld bestellten.
Wir gelangten bald zum Royal Natal-Park, in dem wir das Amphitheater, eine Bergformation und ein berühmtes Postkartenmotiv, besuchen wollten. Das Amphitheater besteht aus einer acht Kilometer langen Felswand, an der es etliche Wasserfälle, unter anderem auch die Tugela Falls gibt, die den Ursprung des Flusses Tugela bilden.
Wie jeder Park so hat auch Royal Natal viele Wanderwege. Auf einer anstrengenden Tour kann man hinauf zum Amphitheater gelangen, wenn man mag. Wir entschieden uns für eine kleine Wanderung entlang des Tugela. Auf den in verschiedensten Grüntönen leuchtenden Wiesenhängen wuchsen unzählige wunderschöne Blumen. Es war ein wahres Paradies für Insekten und natürlich all jene, die diese gerne beobachten.
Da wir jedoch noch keine Unterkunft für diesen Tag in Aussicht hatten, mußten wir uns auch bald darum kümmern und landeten im Amphitheater Backpackerīs. Eine Herberge, die vor allem Studenten aus aller Welt anzieht und mit ihrer Lage vor der gigantischen Kulisse der Drakensberge auftrumpfen kann. Die Betreiber bieten in einem regelrechten Verkaufsgespräch zusätzlich auch allerhand Touren in die Drakensberge, auf das Amphitheater oder nach Lesotho an. Unsere Zurückhaltung gegenüber Gruppenurlaub und unser enger Zeitplan siegten aber.
So fuhren wir am Nachmittag noch zum Spioenkop Nature Reserve. Hier leben um einen großen See, an dessen Ufer schöne Schirmakazien wachsen, viele Tiere, die wir zwar schon gesehen hatten, aber an denen man sich dennoch kaum satt sehen kann. Nashörner, Kudus, Giraffen, Zebras sind nur einige davon.
Spioenkop ist ein sehr schöner Ort und auf jeden Fall einen Besuch wert.
Der folgende Tag sollte unser letzter kompletter Urlaubstag in Südafrika sein. Wir verbrachten den ersten Teil im nördlichen Ukahlamba-Drakensberg-Nationalparkteil, um zum letzten Mal die Berge zu besuchen, ein bißchen zu wandern und Vögel zu beobachten. Doch das Wetter hatte anderes geplant. Es hüllte uns in eine dicke Wolke, deren kleine Wassertröpfchen langsam, aber unangenehm unsere Klamotten dauerhaft durchfeuchteten. Unsere nächste Hoffnung war der kleine Game Park in Weenen, den wir am Nachmittag erreichten. Er lag so abseits, daß wir Mühe hatten, eine Unterkunft zu finden.
In Weenen trabten Breitmaulnashörner eine ganze Weile auf der Straße vor unserem Auto her, ohne Platz machen zu wollen. Die Erinnerung an die Geschehnisse in Addo, auch wenn es sich dort um die Spitzmaulnashörner handelte, lehrten uns Respekt vor diesen Tieren, und wir wollten sie lieber nicht bedrängen.
Am Abend speisten wir vorzüglich im Owls and Elephant, dem einzigen auffindbaren Hotel der ganzen Umgebung.
Rückkehr nach Johannesburg
Nach einer freundlichen Verabschiedung von der Besitzerin von Owls and Elephants und ihren Hunden ging es nun unaufhaltsam Richtung Johannesburg.
Wir hatten eine stramme Tagesetappe vor uns, wollten aber auch noch etwas von der Landschaft sehen. So steuerten wir erst wieder einen See mit umliegendem Schutzgebiet (Chelmsford Nature Reserve) an, danach ging es über sandige Pisten und enge Gebirgspässe weiter nach Norden. In der Nähe der Stadt Memel führte der Weg durch Grasland. Wir erhofften uns dort eine Begegnung mit dem Glattnackenrapp. Als wir über den Paß hinweg waren und fast schon wieder auf der Hauptstraße, fanden wir tatsächlich einen kleinen Trupp.
Uns blieb immer noch etwas Zeit, der Flieger startete erst kurz vor Mitternacht. So steuerten wir Suikerbosrand an, ein Naturschutzgebiet südlich von Johannesburg. Was wir nicht wußten, war, daß man den 60 km langen Rundweg nicht abkürzen konnte. 90 Minuten vor Toresschluß hatten wir allerdings keine Lust mehr, durch das Gebiet zu rasen und fuhren statt dessen weiter nach Marievale, einem Feuchtgebiet schon sehr nah an der Stadt. Nach einigen Anläufen hatten wir es gefunden und konnten noch einige wunderschöne Entdeckungen machen wie den Glockenreiher, dann drohte die Dämmerung, und wir fuhren endlich zum Flughafen.