Ostkap - Abschied von Willi (19.-21. November 2007)

Wir verließen die Gardenroute, und leider auch den Indischen Ozean, um uns dem Landesinneren zuzuwenden, schließlich blieben uns nur noch sechs Übernachtungen bis zu unserem Abflug von Johannesburg, das noch weit weg war. Es ergab sich, daß wir jede Nacht an einem anderen Ort verbrachten und noch einiges an Strecke zurücklegten. Nach einem Kurzbesuch in Port Elisabeth zum Einkaufen steuerten wir den Addo Elephant Park an.
Addo machte auf uns den Eindruck eines kleinen Krügerparks. Nachdem wir unsere Hütte bezogen hatten, starteten wir gleich zu einer Rundtour. Die Besonderheit des Parks, könnte man meinen, sind die Big Five einschließlich der namensgebenden Elefanten. Aber die kann man ja auch im Krügerpark sehen. Besonders waren die flügellose Pillendreher (Cercellium bacchus), die uns sogleich begegneten. Da diese Gesellen sich gern in den Dunghaufen verbergen und nicht einfach wegfliegen können, muß man sich mit dem Fahren ganz besonders vorsehen. Das war allerdings nicht immer leicht, wenn zeitgleich unzählige riesige Tausendfüßler die Straße überquerten. Die Tiere lenkten unsere ganze Aufmerksamkeit auf die Straße, wahrscheinlich haben wir dabei ganz viele große Tiere gar nicht gesehen.Einsamer Büffel Nun, Elefanten und Warzenschweine sowie viele Vögel konnten wir trotzdem beobachten.
Beim Essenkochen am Abend verflog sich eine kleine Fledermaus in die Gemeinschaftsküche, und nachdem wir gegessen hatten, wollten wir im Dunkeln noch einmal die paar hundert Meter zum Restaurant laufen, von wo aus man auf ein nachts beleuchtetes Wasserloch blicken konnte. Am Wasserloch selbst war wenig los, aber gar nicht weit vom Zaun entfernt erklang das durch Mark und Bein dringende schauerliche Rufen der Hyänen. In der Ferne riefen Nachtschwalben.
Addo schien in letzter Zeit mehrmals erweitert worden zu sein, die einzelnen Teile sind jedoch durch Straßen getrennt. Im wesentlichen ist nur eines der insgesamt vier Teilareale, der Kernbereich, für PKWs erreichbar. Das westlichste Gebiet ist nur für Allradfahrzeuge eingeschränkt zugänglich. Ein drittes Gebiet kann zwar durchfahren werden, es beherbergt jedoch nur einige schon vorher dort ansässige Huftiere, keine Raubtiere und auch keine Elefanten.Warzenschweine Das vierte und zuletzt hinzugekommene Areal liegt am Meer. Addo wirbt damit, daß man hier nicht nur die Big Five sehen kann, sondern sogar die Big Seven, womit Weiße Haie und Wale gemeint sind. Es bleibt also Raum für weitere Entwicklung.
Am nächsten Morgen beobachteten wir zum letzten Mal einen "Willie", drehten noch einige Runden mit dem Auto durch den Park, um ihn dann am südlichen Ausgang zu verlassen. Es gelang uns, einen einzelnen alten Büffelbullen an einem Wasserloch zu beobachten.
Nachdem wir Addo verlassen hatten, entdeckten wir in einer lokalen Zeitung das Bild eines total demolierten Autos, das Addobesuchern gehörte, die ein paar Tage vor uns im Park unterwegs waren und das seltene "Glück" hatten, auf ein Spitzmaulnashorn zu treffen. Das Nashorn sah seine Reviergrenzen als verletzt an, sprang kurzerhand auf die Kühlerhaube und bohrte sein Horn in die Windschutzscheibe. Den Insassen passierte zum Glück nichts.
Über atemberaubend steile, aber gut ausgebaute Straßen ging es weiter ins Landesinnere. Nach einiger Zeit - die Landschaft war immer trockener geworden - erreichten wir Craddock, eine unscheinbare Stadt am Rande der Karoo, aber auch die einzige größere Siedlung im weiten Umkreis. Ganz nahebei befindet sich der Mountain-Zebra-Nationalpark. Schon die Einfahrt und der 12 Kilometer lange Weg zum Camp erwiesen, daß sich der Weg zu diesem Park mehr als gelohnt hat.Springbock Springböcke, die Nationaltiere Südafrikas, gab es hier in großer Zahl, daneben Strauße und sogar Oryxantilopen. Ganz besonders gut haben uns die Weißschwanzgnus gefallen. Außerdem sollen im Park auch gefährlichere Tiere wie Büffel, Spitzmaulsnashorn und Gepard leben. Trotz ihrer Anwesenheit ist das Camp nicht eingezäunt. Es liegt geduckt am Fuße einer beeindruckenden Bergkulisse, die der Park einschließt und die erahnen läßt, daß man nur im äußersten Glücksfall eines der Nashörner oder einen Geparden überhaupt zu Gesicht bekommt.Spießbock Ein 12 Kilometer langer Rundweg führt auf einem Plateau entlang, auf dem neben den schon genannten Huftieren auch Bergzebras und Bleßböcke weiden. Und tatsächlich war Mountain Zebra der einzige Ort in Südafrika, an dem wir endlich Elands sehen konnten, auch wenn sie sehr weit weg standen und nur mit dem Fernglas in der flimmernden Luft zu erkennen waren.
Schon am nächsten Tag verließen wir Mountain Zebra, ein Straußenhahn wollte uns jedoch nur ungern fahren lassen. Er stellte sich ganz dicht an unser Auto, schmiegte sich sogar an die Beifahrertür und schaute so zum Fenster herein, als wollte er sagen: "Bitte bleibt doch noch ein bißchen hier." Tja, leider jedoch mußten wir weiter.