Gardenroute - Keine Wildnis in Wilderness (15.-19. November 2007)

Ein Grund, die Gardenroute zu besuchen, ist der Indische Ozean. Ein zweiter Grund sind die bewaldeten Berge, denn andernorts hat Südafrika nur wenige Wälder zu bieten. Der Nationalpark in Wilderness verfügt über ein Netz von Wanderrouten, für die man einige Zeit einplanen sollte. Der Giant-Kingfisher-Weg, an dem wir uns versuchen wollten, war jedoch wegen Wartungsarbeiten gesperrt, sodaß wir einen kleineren Rundweg, welcher an der gegenüberliegenden Flußseite startete, entlangliefen. Der Weg führte immer direkt am Fluß im Schatten dichter Vegetation und hoher Bäume wie dem Outeniqua-Gelbholzbaum (Africarpus falcatus). Waren wir in den letzten Tagen verwöhnt worden durch das Vogelbeobachten in der offenen Landschaft, im liebsten direkt aus dem Auto heraus, so gestaltete sich dieser Zeitvertreib im Wald deutlich schwieriger. Floß in WildernessMan konnte oft Vögel rufen hören, doch sie zu sehen war fast unmöglich. Immerhin zeigte sich gelegentlich der wunderschöne Glanzhaubenturako (Tauraco corythaix), wie er im dichten Geäst herumkletterte und bald fortflog. An einer kleinen Ein-Mann-Pontonfähre zum Selbstbetrieb setzten wir ans andere Ufer wieder über und kletterten auf abenteuerlichen Wegen zum Camp zurück, da wir nun unwissentlich auf den gesperrten Wanderweg geraten waren. Auf der Campwiese hatten sich lethargisch wirkende Heuschrecken niedergelassen, Helmperlhühner besuchten die Gäste unscheu in ihren Hütten, und ein Maskenpirol (Oriolus larvatus) sang melodisch.
Am nächsten Morgen starteten wir zu unserer nächsten Wanderung, die uns zum Strand führte. Wale konnten wir diesmal nicht beobachten, dafür jedoch Wasserschnecken, die sich mit jeder Welle auf den Strand spülen ließen, um sich hier flugs einzugraben, mit der Oberfläche nur durch ein Luftröhrchen verbunden. Der Weg führte auf einem Holzsteg entlang des Flusses und dann unter der Nationalstraße hindurch.Zweiköpfige Eidechse Wasserlilien gab es hier viele und rötliche Eidechsen, die anstelle eines gewöhnlichen Schwanzes einen täuschend echt wirkenden zweiten Pseudokopf trugen, wohl um mögliche Feinde zu verwirren, die nicht erkennen konnten, in welche Richtung so ein Tier flüchten würde.
Durch die letzten Tage, an denen wir vor allem mit dem Auto durch Schutzgebiete gefahren waren, hatten wir uns an diese wenig beschwerliche Art des Reisens gewöhnt und fuhren daher noch zu einigen weiter östlich gelegenen Seen und dann weiter zum Goukamma Nature Reserve. Hier jedoch genossen wir aufgrund der schon fortgeschrittenen Tageszeit nur ein wenig das Spazierengehen am Strand, beobachteten die Schwarzen Austernfischer und Eilseeschwalben (Thalasseus bergii). Wieder einmal hatten wir zu wenig Zeit eingeplant.
Die Gardenroute erlebten wir als eine Gegend, die es dem Reisenden ermöglicht, wunderschöne Bilder zu machen, aber gemessen an den grandiosen Landschaften, die wir schon hinter uns gelassen haben, war unser Fazit:Bockkäfer Es gibt Schöneres. Viele Reisende schwärmen von der Gardenroute, und sie wird auch heftig beworben, nur war Wilderness leider nicht annähernd wild und absolut nicht abgeschieden. Die N2 ermöglicht wunderbare Aussichten. Sie ist aber weniger angenehm, wenn man gerade am Strand entlanglaufen will und sich direkt neben der Straße befindet. Die Gegend wurde auch nicht unbedingt zurückhaltend bebaut.
Zuguterletzt besuchten wir noch einen Aussichtspunkt namens Map of Africa, wo der Kaaimans River eine Schlucht gegraben hatte, die an die geographische Form Afrikas erinnerte. Auf dem Weg dorthin fanden wir eine Antwort auf die Frage, wo denn die nichtweißen Bewohner von Wilderness lebten, nämlich in einer Siedlung ganz versteckt weit oberhalb des weißen Ortes.
Auch Knysna, der touristische Hauptort der Gardenroute, auf halbem Wege zwischen Wilderness und unserem nächsten Ziel Tsitsikamma, war geprägt von diesem typischen Gegensatz, an den wir uns nur schwer gewöhnen konnten: Grandiose Landschaft, völlig verbautes Umland.Die Knysna Heads Knysna ist ein Ausflugsort für Shopping- und Dining-Urlauber. Es besitzt aber auch eine riesige Lagune mit nur einem sehr schmalen Zugang zum Meer. Dort wo Lagune und Meer sich treffen, befinden sich die Knysna Heads, Aussichtspunkte auf hohen Felsen. Spektakuläre Ausblicke kann man hier sowohl hinaus auf Meer, landeinwärts über die Lagune zur Stadt und ebenso steil nach unten genießen. Wild ist hier jedoch nur das Wasser, die Felshänge sind mit gut gesicherten Villen bebaut und selbst eine recht große Insel inmitten der Lagune ist bis zum Rand scheinbar erst kürzlich vollkommen zugepflastert worden mit Wohn- und Shoppingstraßen á la USA.
Ein kleines, sympathisches Refugium der Natur fanden wir trotzdem, das Pledge Nature Reserve. Hier haben Idealisten einen Hügelhang und einen Bach von Unrat und eingeschleppter Vegetation befreit und so einen wunderschönen stillen Bereich geschaffen, in dem der Besucher Pflanzen und Tiere in aller Ruhe beobachten kann. An diesem Ort entdeckten wir nach langer Suche einen völlig unscheinbaren Vogel mit einem sehr charakteristischen Ruf: den Kap-Grünbülbül (Andropadus importunus), von den Afrikaandern viel treffender "Willie" genannt, der fast überall an der Küste in dichten Büschen rief.
Nach all diesen Eindrücken waren unsere Erwartungen an den Tsitsikamma-Nationalpark, am östlichen Ende der Gardenroute, bescheiden.Wasserfall am Otter Trail Dennoch planten wir, die beiden nächsten Tage dort zu verbringen und bemerkten zu spät, daß die westliche Sektion, Nature's Valley, viel zu weit von unserer Unterkunft am Storm River Mouth im Osten entfernt, um noch einmal zurückzufahren. Beide Abschnitte waren durch einen extrem schmalen Streifen direkt am Meer verbunden. Was sich so ungünstig anließ, wurde zu einem der schönsten Tage unseres Urlaubs.
Der Weg nach Tsitsikamma führte erwartungsgemäß durch öde Landschaft, sehr eintönige Vegetation, meist Fichtenmonokulturen. Plötzlich jedoch tauchte der Parkeingang und mit ihm ein grüner Wald aus verschiedensten Gewächsen auf. Das wilde Meer wurde sichtbar und ja, nur ein schmaler wilder Küstenstreifen gab etwas Platz für ein paar Zelte und versteckte Holzhüttchen her. Wir fanden unsere Hütte in so schöner Lage mit Blick auf den tosenden Ozean, daß sofort alle Vorbehalte vergessen waren. Wir hatten uns inzwischen über Wandermöglichkeiten informiert und schmiedeten Pläne für den nächsten Tag, während wir Pap aus Maismehl kochten, Boerewors brieten und den Tag mit einem Sonnenuntergang über dem Meer direkt vor unserer Hüttentüre ausklingen ließen.
PauseUnser erstes Ziel am nächsten Morgen war die Hängebrücke, die den Storms River, der in der Nähe des Camps ins Meer mündet, überspannt. Doch wir kamen zunächst wegen Reparaturarbeiten nicht weit. Vor einigen Monaten hatte ein Feuer Teile des Holzweges zerstört. Auch Bäume und Sträucher, die sonst die großen Felsblöcke am Hang festhielten, waren weggebrannt. So endete der Weg an einem felsigen Strand. Erst ein junger Parkangestellter, der den gesperrten Bereich bewachen sollte, dehnte die Regeln und führte uns ein Stück weit auf dem gesperrten Weg entlang, sodaß wir zumindest einen Blick auf die Hängebrücke werfen konnten, über die wir eigentlich gehen wollten. Beiläufig machte er uns auf die Wale im Meer aufmerksam, die wir vorher trotz langer Suche nicht entdeckt hatten. Buckelwale, darunter ein Kalb, schwammen ganz nah an der Küste vorbei. Von einer Plattform am Restaurant konnten wir sie danach eine ganze Weile springen und spielen sehen. Mit Mühe rissen wir uns los, da unser Boot startete, mit dem wir, nach einer kurzen Schußfahrt über den Ozean, ein stückweit die enge Flußmündung zwischen hohen Felswänden hinauffahren sollten.
Mündung des Storm RiverAm Nachmittag versuchten wir uns noch am ersten Abschnitt des fünftägigen Ottertrails, der bis nach Nature's Valley führt und stets auf lange Sicht ausgebucht sein soll. Nach drei Kilometern Marsch über Wege, die als solche nicht unbedingt erkennbar waren, meist eher einfach über Felsen entlang des Meeres, erreichten wir einen Wasserfall. Der Weg war sehr beschwerlich, aber unbeschreiblich schön. Entsprechend kaputt, aber froh kehrten wir ins Camp zurück. Daß wir noch einen Trupp Delphine beobachten konnten, ging da schon fast unter. Den Abend verbrachten wir dann mit einem portugiesischen Biologen, dessen unverkennbar grünes Auto uns schon in Bontebok und Wilderness aufgefallen war.