Schweden - 22.-30.08.2008 - Ein Auto ist erst dann voll, wenn gar nichts mehr reinpaßt

Gastbeitrag von Torsten Brandt / Fotos von Ringo Raupach

Montag, 25.08.2008 bis Dienstag, 26.08.2008Munkebergs Camping

Munkebergs Camping, Filipstad

Nach der Rast ging es komplett durch bis Filipstad. André fuhr, ich schlief. Gegen 19 Uhr kamen wir auf dem Campingplatz Munkeberg an, einem der Hauptziele unserer Reise. Wir checkten bei Volker ein (wir fanden es alle schon nicht mehr lustig, dass man in Schweden fast nur auf Deutsche trifft, aber nachdem Ringo fragte: "We're looking for an accomodation tonight. Do you have a house for us?" und als Antwort kam: "Are you German?", welche wir wahrheitsgemäß bejahten und er meinte "Jo, ich auch!" war es echt aus).

Wir bezogen also eine kleine 4er-Hütte mit Seeblick und fuhren erst einmal wieder nach Filipstad hinein. Schließlich wollten wir etwas essen und auch noch etwas von der Stadt sehen. Gegen 20.00 Uhr hatten wir dann auch endlich ein Restaurant gefunden, was uns ziemlich günstig und in Anbetracht der Umstände nur recht schien (ich querverweise hiermit auf meine Aussage bezüglich der Restaurants in Dänemark, in Schweden scheint es ähnlich zu sein). Auf jeden Fall gab es für André und mich ein "Wiener Schnitzel" und für Ringo und den anderen André Pizza. Nach diesem Mahl (und der Besichtigung der recht kleinen Innenstadt, inkl. Auskundschaften eines gut sortierten Supermarktes) ging es zurück auf dem Campingplatz, wo wir uns gemütlich den Abend mit Bier, Kartenspielen und einem Palaver ("So jungen komm'er nich' nochma' zusamm'!") vertrieben. André hatte allerdings noch eine Begegnung der besonderen Art:See während er auf dem Zeltplatz in dunkler Kleidung herumlief und Ausschau nach dem Jupiter hielt, wurde er beinahe von Volker, die MagLite Taschenlampe schlagbereit in der rechten Hand, niedergestreckt (wie wir später erfahren sollten, wurde der Zeltplatz vor 3 oder 4 Tagen von ein paar Jugendlichen überfallen, die Volkers PC, das Modem und ein wenig Kleinkram mitgehen ließen). Volker meinte zu André, dass, wenn er nicht auf sein "Hallo?" reagiert hätte, vermutlich gleich die Lampe über den Schädel gezogen bekommen hätte...

Gegen Mitternacht gingen wir dann nochmals nach draußen, um den sternenklaren Himmel über Munkeberg zu fotografieren und noch ein wenig frische Luft zu schnappen. Wieder war André der erste im Bett, schließlich wollte er am nächsten Morgen in die Stadt fahren, um frische Brötchen zu holen. Alsbald sollte Ringo folgen, André und ich standen noch eine Weile unter der Himmelkuppel herum und sahen zu den Sternen auf. Gegen 01.30 Uhr folgten wir den anderen beiden in die Hütte, meine Erkältung war mittlerweile auf einem gesund-kranken Niveau, Andrés Erkältung war mittlerweile unter Kontrolle. Wir vermuteten, dass der Tag in Kopenhagen Schuld an unser beider Misere war.

Am nächsten Morgen fuhren André (Richtsteiger) und Ringo in aller Herrgottsfrühe in die Stadt, um einzukaufen. André und ich krabbelten gegen 10.30 Uhr aus dem Bett, und meine Erkältung war über Nacht merklich schlechter geworden. Egal, eine Krankheit verdirbt mir nicht den Urlaub.Krähe Also ging ich an die frische Luft, machte ein paar Fotos und wartete auf die anderen beiden. Das Frühstück in Volkers Gemeinschaftsküche war üppig. Frischer Kaffee, Tee, Baguette, Brötchen (leider gab es keine frisch-gebackenen) und die Beläge der Vortage. Trotz des sehr grau anmutenden Wetters entschlossen wir uns doch noch zu einer Tour mit dem Kanu, so wie es eigentlich geplant war. Wir hatten die Westen angelegt, die Boote zu Wasser gelassen, das Equipment, samt Bier wasserdicht verstaut, da begann es leicht zu regnen. Davon ließen wir uns dann doch nicht abhalten, denn wo ein Wille ist, ist auch ein (See-)Weg. Wir paddelten also los. Ringo und ich in Boot Nr. 1, das, obgleich es sehr wackelig erschien, recht gut auszubalancieren war, mit neueren Alu-Paddeln. André und André in Boot Nr. 2, was besser im Wasser lag, aber eine breitere Verdrängung hatte und zudem durch schwerfällige Holz-Paddel anzutreiben war. Ich steuerte uns in Richtung einer kleinen Halbinsel, hinter der, wie Volker uns beschrieben hatte, wir, gleich neben einer Biberburg, einen Fischadlerhorst finden könnten, und tatsächlich: auf einige Entfernung sahen wir den Adler abheben und über dem Wäldchen kreisen. Leider war es mittlerweile zu nass für irgendeine Kamera, der Regen hatte zugenommen, der Wind aufgefrischt, und die Hosen waren schon wieder im Begriff, dieselbe Konsistenz, wie die des umliegenden Wassers anzunehmen.

Wir paddelten weiter, bis wir zu einer weiter nördlich gelegenen Halbinsel kamen, an der wir anlegten, ausstiegen, und unser Bier köpften.Beere Der See bot ein trostloses Bild, vom Regen verwaschen, leichter Nebel und der Himmel, der sich im Wasser spiegelte, war grau in grau. Wir liefen ein wenig in den Wald hinein, sahen uns aber aufgrund der immer stärker zunehmenden Nässe nicht in der Lage, noch weiter vorzudringen. So gingen wir zurück, setzten uns auf die Veranda einer vermutlich wegen der kalten Tage verlassenen Hütte, tranken unser Bier und warteten. Dass das nicht viel bringen würde, wussten wir wohl alle. Wir schoben die Kanus zurück ins Wasser und wollten auf die gegenüberliegende Seite des Sees rudern, als der Regen immer stärker wurde, der Wind zunahm und den See in einem Hexenkessel verwandelte. Wellen schlugen an die Boote, bereit, diese beim kleinsten Fehler umzukippen, der Wind peitschte über das Wasser und wir waren mittlerweile alle wieder schön nass. Bis auf André, völlig kanuunerfahren, aber als einziger klug genug, neben der Regenjacke auch noch eine Regenhose zu tragen. Wir paddelten also in gemächlicher Schnelligkeit zurück Richtung Zeltplatz (wir waren sicher gute 2-3 km weit mit den Kanus gefahren) und waren gerade an der Anlegestelle angekommen, als der Regen nachließ, weiter nachließ und schließlich ganz aufhörte. Super. Wir hievten die Kanus aus dem Wasser, gaben die Ausrüstung zurück und gingen in die Hütten, um unsere Kleidung aufzuhängen und um in trockenere Klamotten zu schlüpfen. Aus Mitleid erließ uns Volker die Gebühr für die Boote. Mittlerweile war es auch schon 15.30 Uhr und wir beschlossen, den restlichen Tag bei einer trockenen Aktivität nochmal in Filipstad zu verbringen. Wir fuhren also zum Bowling, gingen dann noch etwas essen - diesmal in einer "Dönerbude", es gab Pizza für André und mich, für André (Richtsteiger) und Ringo gab es Gyros-Teller. Alles in allem sehr lecker und dazu noch preiswert. Zurück auf dem Zeltplatz holten wir die Fotoausrüstung, schmissen uns in wärmere Jacken und stiegen wieder ins Auto.

Elch-Safari war das Stichwort. Am Nachmittag hatte André im Foyer einen Aushang gesehen, auf dem Volker anbot, mit seinem Auto in die Wildnis hinauszufahren. Nur leider hatte Volker an diesem Abend keine Zeit, aber er beschrieb uns die Plätze, an denen man gute Chancen hätte, ein solches Tier (im nachfolgenden "Björn" bezeichnet) zu sehen. Es war fast 20.00 Uhr, und wir fuhren mit dem Audi über die Landstraße hinaus in die Wildnis. Vorbei am See, über den wir heute gepaddelt waren, nördlich. Ringo meinte nur dazu, dass er das nicht gutheißen könne, weil er ja so den nördlichsten Punkt seines Lebens nicht mehr erpaddelt (also aus eigener Kraft) erreicht hätte. Wir stimmten zu, dass wir lügen würden, würde jemand Ringo jemals diese Frage stellen. Also vergesst die letzten Sätze.

Wir fuhren also um den See herum, hielten hier und dort, spähten in den Wald hinein, fanden ein entsorgtes Porno-Video, fuhren weiter zu anderen Stellen, aber Björn war nicht da. Nicht mal dann, als wir den Weg, den wir zuvor gekommen waren, zurückfuhren, zeigte sich der Bursche. Mit einem Gefühl, das zwischen "Schade" und "Eine schöne Landschaft" anzusiedeln ist, kamen wir gegen 21.30 Uhr zurück in die Hütte. Dort spielten wir Skat und Doppelkopf (was ich bis heute nicht wirklich verstehe) und tranken noch ein Bierchen. André und Ringo saßen noch bis 03.30 Uhr am See auf einer Bank und unterhielten sich, wie mir am Morgen mitgeteilt wurde, André (Richtsteiger) und ich waren zu der Zeit schon längst im Land der Träume. Meine Erkältung ging übrigens den Weg der Besserung, Andrés Erkältung war beinahe verschwunden.