Tenogebirge
Wir hatten uns Punta del Teno im Nordwesten als Tagesausflugspunkt gleich für unseren ersten vollständigen Tag auf der Insel vorgenommen. Durch dichtbesiedeltes Gebiet führte zunächst die Autobahn, dann eine normale Straße von Puerto de la Cruz bis Buenavista del Norte. Dort dann ging es weiter zwischen eingemauerten Bananenplantagen hindurch bis zu Schildern, die wegen Steinschlags die Weiterfahrt verboten.
Doch da alle anderen die Verbote mißachteten, taten wir es auch. Eine enge Straße schlängelte sich an atemberaubenden Felswänden entlang, teilweise hingen die Felsen über, und schließlich war ein Tunnel in den Stein gehauen, der innen weder verkleidet noch beleuchtet war. Man fuhr praktisch in ein schwarzes Loch mit einem winzigen Lichtlein am Ende. Am Punta del Teno angelangt, haben wir die Aussicht aufs Meer und die gegenüberliegende Insel La Palma genossen, Grashüpfer und Opuntien sowie unseren ersten Kanarienvogel gesehen. Später sahen wir auch viele große Eidechsen. Punta del Teno ist nichts weiter als ein Leuchtturm und eine kleine Badestelle. Die trockene Landschaft, deren Lava- und Felsoberfläche nur spärlich von Pflanzen bedeckt ist, hat in direkter Nachbarschaft zum tosenden Meer, ihren ganz eigenen Reiz. Neben ein paar Badenden und uns hatten sich vor allem Angler an diesem Ort eingefunden. Im Winter sollen sich die Felsensperlinge der Insel in einem Schwarm in dieser Gegend versammeln, aber wir begegneten ihnen nicht. Vielleicht war es auch noch zu früh im Jahr.
Wir entschlossen uns, anschließend zu einem in unserem Wanderbuch vorgeschlagenen Weg nach Erjos zu fahren, dazu mußten wir den atemberaubenden Weg entlang der berühmten Masca-Schlucht fahren.
Eine enge Straße schlängelte sich bergauf und -ab, und man hatte gigantische Ausblicke, doch leider war es uns nur kurz vergönnt anzuhalten, da viele andere Touristen ebenfalls die Aussicht genießen wollten. Die Hänge waren sehr grün und bezogen aus den Wolken, die nur knapp über unseren Köpfen hingen, ihre Feuchtigkeit.
Der Weg in Erjos führte dann an Kakteen, Ginster und Agaven vorbei zu Eukalyptus- und Kiefernwald, und schließlich erreichten wir jungen Lorbeerwald, in dem wir hofften, Bolles Lorbeertaube zu finden. Wir sahen nur einmal ein Kanarengoldhähnchen, aber nicht die Taube. Auf dem Rückweg fuhren wir durch Icod de los Vinos.Dort gibt es den berühmten alten Drachenbaum. Nur leider war er, von unserer Seite kommend, nicht ausgeschildert. So irrten wir eine Weile in den steilen Straßen der Stadt herum, bis wir eine Hauptstraße in Richtung Puerto de la Cruz fanden und den Heimweg antraten.
Später kehrten wir noch einmal nach Erjos zurück und besuchten das kleine Teichgebiet ein Stück oberhalb des Ortes. Unterwegs hatten wir eine unserer relativ häufigen Begegnungen mit Kaninchenjägern. Die Teiche selbst waren nicht sehr belebt, lediglich Bläßhühner schwammen auf ihnen herum.