2. Dezember
Die kleinen Europäischen Stare bei John unterm Dach sind nun ausgeflogen. Heute konnte ich einen Wiedehopf im Fluge beobachten, sein Ruf ist eigentlich allgegenwärtig. Am Himmel war auch ein Schlangensperber zu sehen. Gleich darauf flog den Berg entlang, zuerst von einem kleineren Vogel, wohl einem Turmfalken attackiert, ein Kaffernadler mit der weißen Markierung auf dem Rücken, der sich dann im Nest niederließ, das von den Adlern zur Brutzeit genutzt wird, und wahrscheinlich jetzt immer noch dort sitzt. Welch ein riesiger Vogel mit einem majestätischen, ruhigen Gleitflug den Hang entlang. Noch größer allerdings war der Kapgeier (Cape Vulture), der heute über das Grundstück flog. Dann gab es noch die inzwischen häufigen Heiligen Ibisse und Hagedasche.
9. Dezember
Neben den Rotschwingenstaren, die ich im Verdacht habe, daß sie bei mir unter dem Dach brüten, waren in Lady Grey heute auch ein Fiskalwürger, ein Maskenbülbül und ein Braunflügel-Mausvogel zu sehen. Die Rotschulterglanzstare sieht man häufig, während der Einsiedlerkuckuck nur zu hören ist. In einer nahen Kiefer landete der Schlangensperber, der doch ein ziemlich großer Vogel ist. Er war in letzter Zeit häufiger vom Haus aus zu beobachten. Unterwegs zum Witfontein-Damm begegnete mir ein einzelner Pavian von wirklich riesenhaftem Wuchs. Ich zog es vor, ein Stück auf der Straße zurückzugehen, um erst dann einen neuen Versuch zu wagen, als die Luft rein schien. Aber er kümmerte sich eigentlich gar nicht um mich und war dann auch nicht mehr zu sehen. Zwei Malachitnektarvogel-Männchen flogen an mir vorbei, und am Damm schien mir die Zahl der Oryxweber zugenommen zu haben, allerdings waren auch noch immer sehr viele Kapweber anwesend. Ein schönes Bild bot sich mir, als ich in einem toten Baum nahe am Schilf viele rotleuchtende Oryxweber und gelbleuchtende Kapweber beobachten konnte. Ein Hagedasch war auch am Damm, genauso wie Kammbleßhühner und ein Zwergtaucher. Im Schilf saßen Uferzistensänger. Ein einzelner Samtweber flog durchs Schilf.
12. Dezember
Auf dem Weg vom Büro nach Hause sah ich einen Malachitnektarvogel, den ich beim Fressen oder vielmehr Trinken beobachten konnte. Ein Wiedehopf führte noch seinen abenteuerlichen Flug vor, bei dem er ziemlich tief absinkt und wieder aufsteigt.
Vom 13. bis zum 31. Dezember unterbrach meine aus Deutschland gekommene Freundin Diana meinen Alltag. Manche der folgenden Tagebucheintragungen stammen von ihr. Wir verbrachten die ersten drei Tage zusammen in Lady Grey, dann führte uns unsere Urlaubsreise mit einem Mietwagen nach Richards Bay in KwaZulu/Natal am Indischen Ozean. Die beiden letzten Tage verbrachten wir wieder in Johannesburg.
Blaue Textabschnitte haben wir später eingefügt, weil es sich bei unseren Tagebuchaufzeichnungen, die wir am Ende fast jeden Tages vornahmen, meist auf die für uns neuen Tier- und Pflanzenarten beschränkten.
13. Dezember
Nach zehneinhalbstündigem Nachtflug kam ich in Johannesburg an. Ich war sehr gespannt und aufgeregt, weil der erste Flug meines Lebens mich gleich so weit weg von Deutschland bringen sollte.
Nur hier und da waren einzelne Lichter auf der Erdoberfläche zu erkennen. Auch dann am Morgen konnte ich nicht viel vom afrikanischen Kontinent sehen, denn es war sehr wolkig. Wenn dann doch mal die Wolkendecke aufriß, ließen sich unter anderem kreisrunde Felder blicken. Soetwas hatte ich eher von Afrika nicht erwartet. Viele Jahre später erst erfuhr ich, daß man dieses runden Felder leichter bewässern konnte.
Nach der Landung in Johannesburg, mußte ich noch drei Stunden warten, bis ich mit einem kleinen Düsenflugzeug nach Bloemfontein weiterfliegen konnte. Im Flugzeug bekamen wir einen Snack, das eine waren Cracker und das andere irgend etwas dunkles Verschrumpeltes. Ich wagte nicht die Verpackung zu öffnen und es zu verspeisen. Aber wir war sowieso nicht nach Essen zumute. ich war sehr aufgeregt. Immerhin rückte der Zeitpunkt näher, an dem ich Ringo nach etlichen Monaten endlich wiedersehen sollte. In ungewöhnlich steilem Landeanflug ging es wieder zur Erde zurück. Ich habe die ganze Zeit nicht rausgesehen, erst als wir fast am Boden waren. Das war nun also Südafrika, in Johannesburg hatte ich ja davon kaum etwas mitbekommen. Der Flughafen in Bloemfontein war winzig, das Gepäckband nur etwa fünf Meter lang. Und draußen alles Graslandschaft und schönster Sonnenschein. Es gab keinen einzigen Baum, nur ein großer Kaktus, der einsam neben der Rollbahn stand, hat mich begrüßt. Die Hitze schlug mir wie eine Faust ins Gesicht.
Portia, eine von Ringos Kolleginnen, holte mich ab. Vor diesem Moment habe ich mich etwas gefürchtet, denn mit meinem spärlichen Schulenglisch sollte ich weitere drei Stunden Fahrtzeit bis nach Lady Grey überstehen. Aber es war gar nicht so problematisch, denn nach einer Zeit hatte ich mich daran gewöhnt, wie man dort spricht und konnte mich mit ihr doch recht gut unterhalten.
Das erste, was ich sah, als wir vom Flugplatzgelände fuhren, waren verrottete Wellblechhäuser und zerlumpte Kinder am Straßenrand. Auch einige Frauen standen herum und boten Waren feil. Portia meinte, daß sie niemals jemanden, der an der Straße wartet, mitnehmen würde, auch nicht im Regen und wenn es ein Kind wäre. Es ist zu gefährlich, wer weiß, wer hinter dem nächsten Busch lauert.
Sofern überhaupt ein Busch vorhanden ist. In diesem Teil des Landes standen nämlich höchst selten mal ein paar Bäume am Straßenrand. Sonst gab es nur eingezäunte Wiesen mit gelbem Gras. Einmal rief Ringo auf Portias Handy, was in Südafrika Cellphone heißt, an und später noch einmal Gloria, die Empfangsdame und Putzfrau, die ich aber abwimmeln mußte, weil ich kaum ein Wort verstand.
Wir fuhren und fuhren, ganz wenige Autos begegneten uns, die Straßen waren oft kerzengerade. Irgendwann nach zwei Stunden überquerten wir den Orange River bei Aliwal North. Portia versicherte mir, daß es nun nicht mehr weit sei.
Tatsächlich war es dann nur noch eine Stunde entfernt, dieses Lady Grey. Es befand sich vor hohen Bergen, und von Aliwal North muß man ca. 55 Kilometer fast nur geradeaus fahren. Erst war ich ja nicht so begeistert, als ich sah, daß dieser Ort in den Bergen liegt, weil ich Berge nicht mochte. Ich bemerkte jedoch, das die Berge nicht schroff, dunkel und unwirtlich waren, sondern ziemlich verwittert, irgendwie rund, und sie hatten warme Farben. Fast ständig änderte sich ihr Aussehen. Das faszinierte mich.
Vor dem EDA-Büro wartete dann schon Gloria. Sie war ziemlich beleibt, Portia war es auch. Ich habe mir die Frauen im Büro allerdings nicht so vorgestellt. Ringo kam gleich hinterher, er war nicht dick, dafür aber sehr braungebrannt. Es war ein komisches Gefühl, ihm nach so langer Zeit zu begegnen. Ich war sehr froh, daß ich meinen inneren Schweinehund, der immer sagte "Was willst Du dort? Das Land ist bekannt für seine hohe Verbrechensrate. Es werden viele Leute umgebracht. Ringo kommt sowieso bald wieder." überwunden hatte und nach Südafrika geflogen bin.
Ringo machte sogleich Feierabend und wir gingen zu John, wo er wohnte.
John war ein alter Mann mit dünnen Beinen. Er war sehr freundlich und bot uns Tee an.
Der Tag war dann auch schnell vorbei, wir machten nur noch einen Spaziergang. Die Dämmerung kam und schon war es dunkel, es ging ganz schnell.
14. Dezember
Als wir am nächsten Tag erwachten und aufstanden, haben wir nur Tee zum Frühstück gehabt, denn Ringo war gar nicht zum Einkaufen gekommen, und im Kühlschrank stand nur noch Milch und ein Paket Biltong, also das berühmte Trockenfleisch. Da fiel mir auch ein, daß es wohl Biltong gewesen sein muß, was man mir im Flugzeug als Snack gereicht hatte. Die Milch roch für meine Nase etwas komisch, irgendwie nach richtiger Kuh und das Fleisch fand ich nicht genießbar. Aber das hat mir nichts ausgemacht, ich hatte sonderbarerweise keinen Hunger.
Wir machten einen Spaziergang die Sandstraßen entlang zum Peerdedam, einem Wasserreservoir, worin riesige Kaulquappen schwammen. Im Wasser wuchs eine Art Knöterich mit roten Blüten und es schwamm ein Zwergtaucher herum und ein paar Kammbläßhühner waren zu sehen. Von einem Felsen am Berghang riefen Paviane herüber. Wir konnten sie mit dem Fernglas gut beobachten. Überall wuchsen eingeschleppte Agaven mit riesigen Blütenständen, die so groß und schwer wie Bäume waren. Es flogen Bläulinge, Weißlinge und schöne goldgelbe Schmetterlinge herum. Auch Zikaden gaben sich zu erkennen, weniger optisch, dafür aber akustisch mit sehr lauten, elektronisch klingenden Geräuschen. An Ringos Pullover landete ein Marienkäfer, welcher zwar eine rote Grundfarbe hatte, doch waren keine schwarzen Punkte darauf, sondern ein Netz aus Fünf- und Sechsecken. Im Dach von Ringos Unterkunft bei John piepsten Fledermäuse, die wir am Abend in großen Schwärmen zur Nahrungsaufnahme ausschwären sahen.
John hatte drei kleine Hunde (PV, Hector und Muppet), alle waren Mischlinge. Sie sollten zwar das Haus bewachen, aber dafür waren sie zu klein, zu lieb und auch zu zurückhaltend, sie schliefen auch bei John im Haus. Nachmittags erzählte uns der alte Herr etwas über sein Grundstück, daß er erst vor kurzer Zeit gekauft und schön renoviert hatte. Sein Wohnhaus war früher eine Kirche. Vor seiner Haustür ließ er von einem Arbeiter einen kleinen Garten anlegen, denn John war Botaniker. Früher arbeitete er im Botanischen Garten von Johannesburg.
An Vögeln konnten wir an diesem Tag noch Strauße, diese allerdings nur auf einer Farm, Hagedasche, Kuhreiher und einen Heiligen Ibis, Oranjebrillenvögel, Fiskalwürger, Rotschwingenstare und Kapweber sehen.
Am Nachmittag fuhren wir mit Portia und ihrem Freund Vincent nach Aliwal North zum Einkaufen und in ein Freibad, das Aliwal Spa. Es waren nur wenige Menschen dort, wir hatten also genug Platz zum Schwimmen, aber irgendwie brachte das Baden keine richtige Abkühlung. Wir veranstalteten noch ein Braai, d.h. wir brieten uns Würstchen, die zwar gut aussahen, aber furchtbar schmeckten.
16. Dezember
Gestern morgen waren wir mit John am Lady-Grey-Damm. Er zeigte uns viele Pflanzen, er war ganz in seinem Element als Botaniker. Es wuchsen sehr viele eingeschleppte Bäume dort, z. B. Eukalyptus, Zedern, Akazien etc. Kleinere Sträucher sind einheimisch, z.B. Sommerflieder, Parsley Tree, Dogwood, Ouhout, verschiedenste Rhus-Arten, Halleria, Wild Peach, Wild Olive und Hibiskus.
An den Wild Peaches, die eigentlich gar keine Pfirsiche sind, saßen viele Garden Acraea-Schmetterlinge (Acraea horta). Weiterhin hat John uns Farne, Moose und Flechten gezeigt, aber es gab auch Blumen, die wir eigentlich nur aus dem Garten und Blumentopf kennen: Cosmea, Orchideen, Gladiolen, Pelargonienarten und viele andere. Auf dem angestauten Wasser des Witfonteindammes schwammen Nilgänse. Außerdem entdeckten wir Oryx- und Kapweber. Im Gestein gab es kleinere Höhlen, das waren Schlafplätze von Klippschliefern und der einer Wildkatze, die wir allerdings um diese Tageszeit nicht zu gesicht bekamen. Am Wegesrand hatten die kleinen Ameisenlöwen ihr Fallen angelegt, und eine Kapdrossel (Olive Thrush) flog durch die Eukalyptusbäume. Und sogar eine Zikade konnten wir diesmal doch gut beobachten.
Nach unserem Ausflug mit John gingen wir in das Hotel von Lady Grey, um dort das Frühstück einzunehmen. Es war für unsere Verhältnisse sehr billig. Dafür gab es aber eine große Auswahl von Säften und Müsli, zu Beginn jedoch reichte man uns eine deftige Fleischplatte mit einem Spiegelei. Das Essen auf der Platte sah sehr lecker aus, aber es war wieder so eine seltsame Boerwors dabei, die Diana schon im Aliwal Spa nicht geschmeckt hat.
Am Nachmittag wollten wir unser Mietauto in Aliwal abholen. Aubrey, ein Farmer, der auch bei EDA, arbeitete, wollte uns dort hinbringen. Etwas verspätet ging die Reise in seinem Geländewagen los, allerdings erstmal in eine ganz andere Richtung, nämlich zu ihm nach Hause. Dort bekam er von seinen Farmarbeitern mitgeteilt, daß man von seiner Weide, die irgendwo jenseits der hohen Berge liegt, Schafe gestohlen hat und die Polizei dort wartete. Also mußten wir zunächst zu den Schafen fahren. Es ging eine schmale steile Straße in Höllentempo die Berge hinauf und auf der anderen Seite wieder hinunter. Irgendwie sah es auf der anderen Seite viel grüner als in Lady Grey aus, deswegen lagen dort auch die Pferde-, Rinder- und Schafweiden der Farmer. Ein Fluß hatte sich einen tiefen Canyon gegraben, ein überwältigend großartiger Anblick. Leider waren wir noch lange nicht an unserem Ziel angekommen. Immer, wenn ein Zauntor oder ein Häuschen in Sichtweite kam, dachten wir, gleich sind wir da, aber es ging immer weiter. Der Weg wurde immer holpriger, und schließlich fuhren wir durch einen Teich. Aubrey hielt mittendrin an, stieg aus und trank von dem Wasser. Wir sollten auch, aber wir wollten nur endlich mal ankommen. Als wir die Schafweide erreichten, diskutierte er ein bißchen mit der Polizei und den Bewachern, und dann fuhren wir endlich zurück, diesmal aber einen anderen Weg. Aubrey versicherte uns aber, daß wir nun endlich nach Aliwal kämen. Er rief noch schnell dort in dieser Verleihfirma an, deren Chef er kannte und gab Bescheid, daß wir bald eintreffen würden, schließlich war der Nachmittag schon weit fortgeschritten und der Mann vom Autoverleih wollte wohl auch langsam nach Hause. Wir fuhren die einsame breite Landstraße durch die staubtrockene Landschaft, bogen dann aber plötzlich noch in einen Seitenweg, der uns zur Farm von Aubreys Eltern führte. Zum Glück ging es nach ein paar Minuten aber weiter, und bald konnten wir unser Auto abholen. Ringo war zuerst etwas verwirrt ob der verkehrten Fahrersitzposition und verwechselte den Blinker recht oft mit dem Scheibenwischer, aber da in Südafrika kein sehr dichtes Verkehrsaufkommen herrscht, hat man genug Platz und Zeit zum Üben. Kurz kauften wir noch ein und fuhren nach Lady Grey zurück. Am Abend hatten wir noch Braai mit John, und es ging zeitig ins Bett, weil wir ja am nächsten Morgen schon weit vor Sonnenaufgang aufbrechen mußten zu einer über zehnstündigen Fahrt nach Richards Bay.
Auf dem fast den ganzen Tag dauernden Weg von Lady Grey nach Richards Bay haben wir Kuhreiher gesehen, viele Hahnschweifwidas flogen an den Straßenrändern im hohen Gras herum, Schmarotzermilane (Yellowbilled Kite) flogen am Himmel, und ein Schildrabe (Pied Crow) saß an der Straße. Die Fahrt führte uns durch die unterschiedlichsten Landschaften. Zunächst war es ja noch dunkel, als wir durch von Schwarzen besiedeltes Gebiet fuhren. Wir sahen auch zwei Unfälle. Wir fragten uns, wie es angesichts der geringen Verkehrsdichte zu Unfällen kommen konnte. Nordwestlich von Lesotho gab es Orte mit den Namen Bethlehem und Libanon. Als wir auf die Autobahn von Johannesburg nach Durban kamen, war dort schon recht viel Verkehr, trotzdem ist es nicht mit dem Autoverkehr in Deutschland vergleichbar. Auf den Straßen im Free State saßen viele Palmtauben, die erst kurz vor unserem Auto aufflogen, einmal liefen auch Frankoline über die Straße.
Südafrikanische Autobahnen sind etwas anders als die, die wir von daheim gewöhnt waren. Aufgrund der viel geringeren Verkehsdichte müssen sie natürlich nicht so breit sein. Es gibt keinen Mittelstreifen, die entgegengsetzten Fahrbahnen verlaufen direkt nebeneinander. Nicht immer gab es zwei Spuren für eine Richtung, dafür aber immer einen Standstreifen, auf den man ausweicht, wenn man ein schnelleres Fahrzeug von hinten kommt. Der Vorbeigelassene bedankte sich meist mit dem Warnblinklicht, was uns am Anfang in Angstzustände versetzte, denn wir dachten, es sein womöglich etwas kaputt. Wenn sich jemand bedankt hat, sagte man mittels Lichthupe "Bitte". Später fanden wir heraus, daß es das auch in anderen Ländern gibt, außer eben bei uns, wo man ein solches Miteinander auf den Straßen eher nicht kennt. Die Autobahn führte mit einem atemberaubenden Ausblick irgendwann von einem Hochplateau herunter. Dort, kurz nachdem wir Kwazulu/Natal erreichten, lief eine Grüne Meerkatze über die Fahrbahn. In gleichmäßigen Abständen wurden die weitläufigen Wiesen von Schirmakazien beschattet, darunter standen afrikanische Rinder, die meist von Kindern gehütet wurden. Dabei sparte man auch die Autobahn nicht aus. Irgendwann bei Mooi Rivier bogen wir von der Autobahn ab, weil wir abkürzen wollten. An einen Hang standen in der prallen Sonnen viele aus Stein gemauerte Häuser, wohl ein Regierungsprojekt. Nur konnten wir uns beim besten Willen nicht vorstellen, wie man darin leben soll, mitten im Nirgendwo ohne Infrastruktur, keine Schule, kein Geschäft, nur die immergleichen Häuser, die von keinem Baum beschattet wurden. Der Landstrich, der uns nun erwartete war nicht so schön. Es gab Fichtenmonokulturen noch und nöcher, man fühlte sich gar nicht wie in Afrika. Dazu war die Straße kochend heiß, wir haben immer nur gehofft, daß durch den sich langsam verflüssigenden Asphalt kein Reifen platzen würde. Richtung Indischer Ozean wurde es dann schwüler und die Straßen schlängelten sich kurvenreich durchs Zululand. Überall verteilt standen Rundhäuser mit runden Gärten, die von sorgsam geschnittenen Hecken eingegrenzt wurden. Ab Stanger war die Vegetation ganz anders. Es gab subtropische Pflanzen mit großen Blüten und auch die Menschen waren andere, es gab viele Inder. Der Blick auf die Straßenkarte verriet uns, Richards Bay war nun nicht mehr fern, die Kilometerangaben auf den Straßenschilder sprachen aber immer noch von mehr als 100 Kilometern. Zu unserer Ferienunterkunft gelangte man, indem man von der Straße nach Richards Bay auf eine breite Asphaltstraße abbog, die nach Esikhawini, der schwarzen Nachbarstadt von Richards Bay führte. Die breite Straße führte durch Zuckerrohrfelder über einen breiten Fluß und am Rand standen große, aus der Karibik stammende Palmen, deren Stämme scheinbar aus Beton waren. An einem Hügel, wohinter sich das besagte Esikhawini befindet, bogen wir rechts ein. Ein Pförtner begrüßte uns und dann ging es auf rumpeliger Piste an einem Dorf entlang, in dem wohl die Menschen wohnten, die auf den umliegenden Zuckerrohrfeldern arbeiteten. Oben auf dem Hügel noch einmal ein Pförtner, hier waren wir nun angekommen. Das Gelände war auch ein Platz für Caravan- und Zeltcamper, von denen, aber nur wenige anwesend waren, die Ferienzeit in Südafrika war vorbei. In einem breiten Gebäude bezogen wir unsere geräumige Unterkunft. Schnell haben wir bemerkt, daß es dort ebenfalls Fledermäuse gibt, denn man konnte sie deutlich durch die Zimmerdecke piepsen hören.
Es gab hier Hirtenmainas in Überfülle und auch Maskenweber. Bald konnten wir auch zwei unterschiedliche Geckos die Wand in unserem Zimmer entlanghuschen sehen, einen im Wohnzimmer und einen im Bad.
Neben dem Haus, in dem wir wohnten, gab es einen Swimmingpool. Er war eingezäunt, damit die Gänse des Geländeeigentümers nicht darin herumschwammen.
Am Abend wollten wir noch einen kurzen Abstecher zum Strand nach Richards Bay unternehmen, um ein bißchen zu baden und uns von der langen Fahrt zu erholen. Aber soweit sollte es nicht kommen, denn wir hatten keinen Stadtplan und so bogen wir gleich falsch in einen gepflegten Vorort namens Arboretum ab. Die Leute dort besaßen große Häuser mit üppiger Vegetation drumherum. Leider führte nur ein Weg in diese Siedlung hinein und auch wieder heraus, damit auch nur der dort hineinfährt, der auch wirklich dort hingehört. Wir kurvten herum, es verging eine ganze Zeit und Ringo war nahe daran, verrückt zu werden. Schließlich fuhren wir auch noch einen Weg entlang, der wie wir später auf einem Stadtplan sahen, im Township endete, aber glücklicherweise drehten wir rechtzeitig um und irrten in andere Richtungen weiter. Wir fuhren durch ein Gewerbe- und Industriegebiet und verfransten uns auch noch auf dem Parkplatz eines kleines Flugplatzes. Irgendwann jedoch fanden wir einen Ausweg und wir waren glücklich, zu unseren Unterkunft zurückkehren zu können. Richards Bay ist eine Industriestadt mit dem größten Kohlehafen der Welt. Die Fabriken waren aber erst in den letzten Jahren gebaut worden und man bemühte sich um Renaturierung von ausgebeuteten Flächen. Demzufolge wirkte das Umfeld dieser Produktionsanlagen sogar sehr ansehnlich und keineswegs vermüllt und heruntergekommen.
Erschöpft fielen wir in unsere Betten, den Ventilator konnten wir aber nicht abschalten, denn die Luft war unmöglich feuchtwarm und obwohl wir gerade der riesigen Badewanne entstiegen waren, klebte der Schweiß schon wieder am ganzen Körper. Aus der Ferne zog ein Gewitter heran. Schnell kam es näher und bald ging der Strom weg, damit war der Ventilator aus und auch die Lampe, die draußen vor dem Fenster brannte. Die Luft war stickig, wie sollte man da schlafen und erst recht, bei den seltsam scheppernden Geräuschen, die aus dem Badezimmer an meine Ohren drangen. Aber ach, Ringo hatte nichts gehört, er wollte aber auch nicht die Taschenlampe nehmen und nachsehen. Er witzelte sogar noch etwas über Schlangen auf dem Fußboden herum. So schwitze ich noch viel mehr, bis ich es nicht mehr aushielt und selbst nachsah. Aber natürlich war da nichts. Ich machte die Badezimmertür zu und so konnten wir ruhig schlafen. Irgendwann später nocheinmal hatten wir vergessen, diese Tür zu schließen und wieder rumpelte dort etwas herum. Wahrscheinlich aber wurden die Geräusche von den Geckos verursacht, die unter der Badewanne wohnten und aus einem Loch in den Fließen herauskrochen.
17. Dezember
Am nächsten Tag besorgten wir uns eine Straßenkarte von Richrds Bay und so konnten wir diesmal auch auf direktem Weg zum Strand finden. Auf der Fahrt nach Richards Bay schlängelte sich sogar schnell eine grüne Schlange über die Straße, zum Glück hat sie es geschafft. Diese Schlange sollte die einzige sein, die wir in Südafrika in Freiheit beobachten konnten.
Dort gab es Raubseeschwalben (Caspian Tern). Ich wollte noch einen bunten Falter aus dem Meer retten, aber eine Welle hat ihn mir wieder aus der Hand gerissen. Am Strand in Richards Bay gab es helle Krabben zu sehen, die Löcher gegraben haben. Wir haben sie als Geisterkrabbe identifiziert. Kinder graben am Strand nach ihnen und dann rennen die kleinen Krabben ganz schnell zum Meer und alle Kinder hinterher.
Viele der Badestrände in Südafrika sind durch kilometerlange Netze vor Haien geschützt. Allerdings kommen jährlich Tausende Haie und auch Meeressäuger in den Netzen durch Ertrinken ums Leben. Und das nur, damit wir uns ein wenig sicherer beim Baden fühlen können.
Auf dem Gelände von Harbour Lights, wo wir wohnten, wuchsen u.a. Zitronenbäume, Akazien, Kokospalmen, Hibiskus und zwei Bäume, die Früchte wie Manna haben. Der eine blühte gelb in einer Rispe, und der andere hatte rosa Blüten. Die Akazien blühten rot. Wir waren uns sicher, daß diese vermeintlichen Akazien aus Amerika eingebürgert wurden. Auch ein kleiner Bananenbaum wuchs nicht weit von unserem Haus entfernt, aber die Früchte waren noch grün. Neben Geckos gab es hier noch andere Tiere, allerdings zum Glück nicht in unserer Wohnung: eine Tree Agama, eine blauköpfige große Eidechse saß an einer Palme, und an einem Fuchsienbaum saßen große schwarz-gelb gestreifte Käfer. Wir haben auch Graubülbüls gesehen, sie treten immer zu zweit auf und haben in der Dachrinne gebadet. Ihr Lied war oft zu hören. Dann vernahmen wir einmal einen hämmernden Ruf und als wir durch unser Fernglas sahen, entdeckten wir einen wunderschönen gelbschwarzen Vogel mit etwas Weiß und etwas Rot am Kopf, einen Haubenbartvogel (Crested Barbet).
18. Dezember
Am Vormittag haben wir eine Einkaufsfahrt nach Richards Bay unternommen. Diese führte uns in ein größeres Gewerbegebiet mit Tankstellen, Hotels und natürlich Supermärkten. Die Supermärkte boten alles, was das Herz begehrt. Und sogar manchmal fanden wir sogar, daß die Auswahl viel größer war, als in Deutschland. Vor allem Früchte konnte man in verschiedensten Sorten kaufen und außerdem waren sie auch die einzigen Lebensmittel, auf die man in der Wärme des südlichen Afrika noch ein bißchen Hunger bekommen konnte.
In diesem Gewerbegebiet gab es kleinere Tümpel. Dort haben wir einen Hammerkopf (Hamerkop) gesehen. In einem Tümpel bei Harbour Lights waren Witwenenten (Whitefaced Duck).
Nachdem wir uns am vorangegangenen Tag am Strand furchtbar die Haut verbrannt hatten, wußten wir nicht so recht, was wir an diesem, außer der Einkaufstour noch unternehmen sollten. Sehr anstrengend sollte es nicht sein, denn eigentlich war das bloße Tragen von Bekleidungsstücken schon eine Zumutung für uns, erstens ja wegen der Hitze und zweitens weil die Kleidung auf der Haut rieb. Trotzdem entschieden wir uns, das Naturreservat Enseleni, das ein Stückchen nördlich von Richards Bay liegt, zu besuchen. Gleich am Eingang des kleinen Reservates wurde man darauf hingewiesen, man den Park auf eigene Verwantwortung besucht und für Verletzungen oder Tod keine Haftung übernommen wird. Was würde uns hier also erwarten? Viele bunte Libellen flogen uns um die Beine. Aber die erschienen uns ebenso, wie die vielen verschiedenen Schmetterlinge, großen roten Tausendfüßler, Käfer und bunten Grashüpfer als nicht todbringend. Man konnte zwischen zwei unterschiedlichen Wanderrouten wählen. Die kürzere (ca. 3 km) sollte durch dichten Urwald hinunter zu einem Flußarm des Umfolozi führen, wo man mit etwas Glück Flußpferde und Krokodile beobachten konnte. Der andere Weg war ungefähr 7 Kilometer lang und verlief größtenteils über Wiesen auf denen Giraffen und Antilopen zu sehen waren. Wir entschieden uns angesichts unserer körperlichen Verfassung für die erstgenannte Variante. So wanderten wir eine ganze Weile immer tiefer in den Urwald hinein, begleitet vom bedrohlich klingenden Lied der Zikaden. Allmählich schlichen sich Gedanken von sich herabfallen lassenden Schlange in Dianas Kopf, der Weg wurde immer schmaler und mir immer ungeheuerlicher. Schließlich war ein Baum über den Pfad gestürzt. Das genügte, wir kehrten um und versuchten uns nun auf dem anderen Weg. Zuerst ging es wieder in einen Wald hinein, aber das war nur der Saum eines kleinen Bächleins, der darin idyllisch dahinplätscherte. Als wir auf der anderen Seite aus dem Wald herauskamen, wurden wir von lauten bellenden Geräuschen empfangen, die von den Meerkatzen ausgingen, welche oben in den Bäumen saßen und wohl von uns erschreckt worden waren. Aber sie waren auch neugierig und kamen näher heran. Wir liefen weiter bis in nicht allzu weiter Entfernung eine Giraffe auf dem Weg stand. Wir wußten nicht, wie Giraffen auf sich nähernde Menschen regieren würden, daher zogen wir es vor, umzukehren. Vögel aber ließen sich in diesem Gebiet nicht gut beobachten, es war wohl zu heiß.
19. Dezember
Heute haben wir eine Fahrt nach St. Lucia unternommen. St. Lucia liegt ebenso wie Richards Bay am Meer, allerdings weiter nördlich und an einer Stelle, wo der riesige St.Lucia-See durch einen kurzen, aber breiten, Fluß mit dem Meer verbunden ist. Umgeben ist der Ort von Sumpf. Der Weg nach St. Lucia führte uns zunächst durch unschöne Eukalyptusplantagen, erst als wir in Mtubatuba von der weiter nach Norden führenden Hauptstraße abbogen, wurde es wieder urwaldreicher. Kurz vor unserem Ziel sahen wir schon viele Teiche und Seen, auf denen Seerosen(?) mit bläulichen Blüten schwammen. Am Straßenrand standen überall Menschen und boten Früchte oder aus Holz geschnitzte Tiere an.
In St. Lucia entschlossen wir uns zunächst zu einer Fahrt auf dem St. Lucia Estuary. Der Fluß, der vom großen See herkommt und hier ins Meer mündet war braun, und es gab Mangrovenwälder mit Schwarzen Mangroven, die, so erfuhren wir, nur im Schatten der Weißen gedeihen können. Vom Schiff aus konnten wir verschiedene Tiere gut beobachten. Als erstes fiel uns ein am Ufer in den Mangroven sitzender Schreiseeadler (African Fish Eagle) auf. Es gab zahlreiche Schmarotzermilane, die überhaupt in dieser Gegend sehr häufig waren. Oft konnten wir sie auch beobachten, wie sie über den Straßen kreisten. Einer verlangsamte, als er über den breiten Fluß schwebte, seinen Flug, stieß ins Wasser und holte einen Fisch heraus. Eine Möwe hatte die Szene auch beobachtet und folgte dem Milan. Sie gab die Verfolgung allerdings schnell wieder auf. Weiterhin schwamm ein einzelner Rötelpelikan (Pinkbacked Pelican) in der Flußmündung. Krokodile waren zu dieser Zeit nicht da, dafür aber Nilpferde, die bis zu den Augen im Wasser standen und oft ganz abtauchten. In den Zweigen eines Baumes an einer abgebrochenen Uferkante ließ sich ein Graufischer (Pied Kingfisher) gut beobachten, und auf dem Rückweg haben wir einen Goliathreiher (Goliath Heron) gesehen. Im Schilf saßen viele kleine Goldweber (Yellow Weaver), und in den Mangroven saß noch ein Brauner Sichler (Glossy Ibis).
Am Schiffsanlegeplatz entdeckten wir schließlich noch eine etwa 10 cm große tote Schabe. Später besuchten wir die Krokodilfarm, die etwas außerhalb des Ortes liegt.
Am Parkplatz dieser Farm haben uns Warzenschweine überrascht. Als wir hineingingen, sahen wir neben den Krokodilen auch einige Witwenstelzen (African Pied Wagtail), aber wir hatten leider kein Fernglas dabei und konnten deswegen keine anderen Vögel bestimmen.
Auf dem Nachhauseweg haben wir an der Straße einen Schwarzkopfreiher (Blackheaded Heron) gesehen.
Wieder zurück in unserem Zimmer entdeckten wir eine große schwarze Wespe mit gelben Beinen, die immerzu durch die Lamellenfenster hereinkam, und im Bad gab es eine glänzend grüne Biene.
20. Dezember
Krokodilfarmen sind ein guter Platz zum Vögelbeobachten, und so haben wir an diesem Tag diejenige in Richards Bay besucht, wo uns wieder viele Vogelarten begegnet sind. Gleich hinter dem Eingang entdeckten wir einen Rotbrust-Nektarvogel (Scarletchested Sunbird). Im Krokodilsgehege liefen Mohrenrallen (Black Crake) umher, und auf einer Insel saßen Wassertriele (Water Dikkop). Im Schilf flogen Goldweber und Cabanisweber (Lesser Masked Weaver). Eine Witwenstelze setzte sich auf den Ast eines toten Baumes. Später konnten wir noch Weißstirnweber (Thickbilled Weaver), Weißohrbartvögel (Whiteeared Barbet) und Natalrötel (Natal Robin) beobachten. Im Gewerbegebiet von Richards Bay, dort, wo vor einigen Tagen der Hammerkopf stand, waren diesmal 2 Wollhalsstörche (Woollynecked Stork) zu sehen.
21. Dezember
Der Tag begann mit einer Leopardenschildkröte, die Diana am Straßenrand auf dem Weg nach St. Lucia, wo wir wieder hinfuhren, sah. Ich sah sie nicht und hätte sie deswegen beinahe überfahren, aber die Fahrerin des nachfolgenden Autos hielt an und half der Schildkröte über die Straße. In St. Lucia liefen wir einen Wanderweg (Gwalagwala-Trail) entlang, der nach dem Helmturako (Knysna Lourie) benannt war, den wir auch zu Gesicht bekamen, auch wenn wir ihn weitaus öfter hörten als sahen. An Säugetieren gab es Kronenducker im Gebüsch, und Red Squirrels liefen die Äste in den Bäumen entlang, eines lag auch schlafend auf einem Ast. Im Gebüsch flogen Laubbülbüls (Terrestrial Bulbul). Ein Trauerdrongo (Forktailed Drongo), schwarz mit einem Gabelschwanz, saß in einem Busch. In einem Baum saßen zwei Schmarotzermilane, und wir haben Weißflankenschnäpper (Chinspot Batis) gesehen.
Danach begaben wir uns noch zu einem anderen Wanderweg im St. Lucia Game Park, den wir aber nur eine Meter entlangliefen, da dann Dianas Angst vor Krokodilen und Schlangen zu groß wurde. Vorher nämlich nahmen wir an einer Führung in dem Krokodilzentrum teil, welches wir schon einmal besuchten. Bei diesem zweiten Besuch im Krokodilzentrum, den wir mit einer Führung verbanden, flog neben Graufischern auch ein Braunkopfliest (Brownhooded Kingfisher) an den Teichen umher. Ein Natalrötel saß am Eingang auf einem Tisch, aber die Warzenschweine waren nicht mehr da.
Man klärte uns im Krokodilzentrum darüber auf, daß immer wieder Unfälle passieren, wenn Menschen zu nach an Wasserlöcher herangehen oder gar darin baden wollen. Also sollte man lieber einen Abstand von mindestens drei Metern halten. Außerdem gab es auch Schlangen dort zu sehen und die Frau, die die Führung leitete, erzählte, daß eigentlich alle Schlangen vor dem Menschen fliehen, weil er ja keine Beute darstellt und Giftschlangen ihr Gift auch nicht sinnlos verschwenden wollen. Allerdings gibt es die Puffotter. Sie ist eine dicke, träge Schlange, mit der Färbung von braunem und grauen Laub, die nicht fortkriecht und lieber darauf vertraut, daß sie nicht getreten wird, aber wehe dem, der sie doch erwischt... . Also war es Diana auf diesem Wanderweg, der durch Wiesen mit einigen Wasserlöchern führte, doch sehr mulmig. Im Krokodilzentrum gab es außerdem ein über achtzig Jahre altes männliches Krokodil, daß in der Wildnis nicht überleben könnte, denn es hatte keinen einzigen Zahn mehr im Maul. Die Pfleger fütterten es jeden Tag mit Hühnern. Es hatte auch noch eine ebenso alte Krokodilsdame gegeben, die aber vor einiger Zeit in den Sumpf hinaus entwischen konnte. In der Natur kann ein Krokodil noch ungefähr zwei Jahre überleben, ohne Nahrung aufzunehmen. Es ist ein langsam dahinschleichender Verhungertod.
Wir sahen aber dafür noch Warzenschweine in einem Garten, und es gab Impalas und Riedböcke. Ein Silberreiher (Great White Egret) stand an einem der Teiche. Ein Blaustirnblatthühnchen (African Jacana) war auch zu sehen. Dann entdeckten wir einen Blauwangenspint (Bluecheeked Beeeater), und riesige Pillendreher rollten Kugeln aus Warzenschweindung über die Straße. Zu guter letzt sahen wir noch eine Riedscharbe (Reed Cormorant), und der Einsiedlerkuckuck rief dazu.
Bei einem Ausflug zum Strand sahen wir neben Möwen und Schmarotzermilanen auch Flußseeschwalben (Common Tern). Ihnen wurde ein Fisch von den Milanen und Möwen abgejagt.
22. Dezember
An diesem Tag konnten wir wieder die Wollhalsstörche beobachten. An der Gardine im Zimmer entdeckten wir ein Gebilde aus Lehm, welches das Werk der großen schwarzen Wespe war, die hier immer herumflog. Am Vortag hatte es noch eine Öffnung, diesmal war es verschlossen. Die Wespe war in der Folgezeit noch sehr fleißig und hat noch weitere Nester in anderen Gardinenfalten gebaut. Wir hatten sie sehr lieb gewonnen, denn immerfort bemühte sie sich um das Fortbestehen ihrer Art. Wir hofften nur, daß die Zimmermädchen die Gebilde nie entdeckt und entfernt haben, damit die neue Generation dieser schönen großen Wespe ungestört ausschlüpfen konnte.
Der Haubenbartvogel saß draußen an einem Loch in einer Palme, aber ansonsten ließen wir den Tag ruhig angehen und erholten uns.
23. Dezember
Wir besuchten die Eastern Shores bei St. Lucia und machten dort eine lange Wanderung. Begleitet wurden wir von einem bewaffneten Guide. Er hat uns gleich am Anfang zu den Krokodilen geführt. Eines konnten wir beobachten, wie es im Wasser lauerte, ein anderes bewachte sein Gelege, rannte aber durch unsere Störung ins Wasser. Billy, der Guide, wollte extra für uns auch die Krokodileier ausgraben, aber sie waren zu tief in der Erde. Ringo hatte zu Beginn der Tour gesagt, das er gerne Wasservögel beobachten möchte und das nahm unser Begleiter gleich zum Anlaß uns so nahe an die Krokodile zu bringen. Aber zum Glück ist nichts passiert. Die Wanderung führte uns dann weiter an einen anderen Teich (Pan). Dort saßen Silberreiher im Schilf und sogar ein Heiliger Ibis, oft liefen und flogen auch Jacanas, bunte Rallenvögel mit sehr langen Zehen, herum. In der Mitte hielten sich 3 Flußpferde auf und gaben drohende Geräusche von sich. Zum Glück haben wir uns dann weiter von den Teichen entfernt und konnten in der steppenartigen Wiese Zebras, Wasserböcke, später auch Kudus und Streifengnus, Riedböcke, Buschböcke und ein Warzenschwein beobachten. In der sandigen Wiese wuchsen viele Blumen, von denen wir aber nur eine Orchidee und kleine Schwertlilien als solche erkennen konnten. Im Gebüsch, welches sich an der Wiese hin zum St. Lucia See anschloß, sahen wir Kronen- und Rotducker. Im Gras saß ein kleiner gelber Laubfrosch. Im See klatschte plötzlich ein Krokodil, vielleicht hatte es ja etwas gefangen. Als wir die sandigen Dünen wieder hochgeklettert waren, entdeckte Billy einen Leguan, der sich im Gras ausruhte. Es gibt aber gar keine so großen Leguane, sondern sie heißen Warane, möglicherweise ist die englische Bezeichnung für Waran aber Leguan. Von un gestört, rannte er aber plötzlich davon.
Auf einem toten Ast eines Busches in der Wiese erkannten wir eine Blauracke (European Roller). Im Wald, oberhalb des Sees, zwitscherten viele Vögel. Wir sahen Kleine Drongos (Squaretailed Drongo) und Trompeter-Hornvögel (Trumpeter Hornbill) ganz oben im Geäst. Auf der Wiese stehend konnten wir überfliegende Schwarzbrust-Schlangenadler (Blackbreasted Snake Eagle) beobachten. Beim Aufstieg zu den Hügeln, hinter denen das Meer ist, sahen wir Wellenastrilden. Der Aufstieg wollte keine Ende nehmen und wir hatten unsäglichen Durst, zwar hatten wir Wasser eingepackt, aber diese Flasche wurde schon vor Stunden leer. Wir machten einen kurzen Halt an einem Camp, dort gab es glücklicherweise einen Wasserhahn. Wir tranken sehr viel, obwohl das gar kein Trinkwasser war, aber wir hatte ja keine andere Wahl, geschadet hat es uns aber letztendlich nicht.
Am Meer gab es nur einen felsigen Strand. Die Steine waren rotbraun und hatten viele Löcher. An den Steinen hingen drei verschiedene Schneckenarten und auch dunkelgrüne Krabben. Am Sandstrand gab es wieder die Geisterkrabben, die lustig in großer Zahl hin und her liefen. Wir konnten uns hier endlich den Staub von den Füßen waschen, der durch die stundenlage Wanderung bei sengender Sonne durch die trockenen Wiesen auf unserer Haut klebengeblieben ist. Auf dem Rückweg zu unserem Ausgangspunkt liefen uns die Grünen Meerkatzen über den Weg.
Es flogen auch oft große Pillendreher laut brummend durch die Luft. An einem Wegweiser hatten Bienen ein offenes Nest, und auf der Wiese wuchsen Curry-Büsche.
24. Dezember
Nach dem langen Marsch vom Vortag war heute wieder etwas mehr Ruhe angesagt. Unterwegs, um unsere letzten Weihnachtseinkäufe zu tätigen, sahen wir einen Löffler (African Spoonbill) am Wasserloch im Gewerbegebiet. In unserem Urlaubsdomizil sahen wir eine Grüntaube (African Green Pigeon). Die große schwarze Wespe hat mittlerweile drei Nester an die Gardine gebaut und ein viertes angefangen. Wir konnten sie, als wir müßig gingen, beobachten, wie sie Schlamm herantrug und ihn verbaute.
25. Dezember
Der heutige Tag führte uns in ein Naturschutzgebiet namens Umlalazi. Wir wollten den Weg zur Straße nach Umlalazi etwas abkürzen und wußten, daß wir, wenn wir in Richtung Esikhawini fahren würden, auch dort zur Autobahn kamen. Wir fuhren also immer weiter in diese Stadt hinein, in der bestimmt kein Weißer wohnte. Manchmal haben die Menschen recht verwundert gekuckt und sich wohl gefragt, was wir hier wollen. Kein Wegweiser brachte uns zur Autobahn und so fuhren wir immer weiter, bis wir schließlich fast die ganze Stadt umfahren haben und erst dort einen Außweg fanden. Uns war schon recht mulmig zumute. Später haben wir uns nochmal dort verfahren.
In dem Park liefen wir zuerst einen Pfad entlang, der uns durch einen Wald in Strandnähe führte. Neben Graubülbüls und Oranjebrillenvögeln, flogen dort auch winzig kleine Waldnektarvögel (Collared Sunbird). Diana hat auch einen anderen Nektarvogel gesehen, den sie als weiblichen Bindennektarvogel bestimmt hat. Eine kleine Eidechse lief über einen Baumstamm. Am Meer sahen wir einmal zwei und einmal drei Weißstirnregenpfeifer (Whitefronted Plover). Sie durchsuchten den Strand und liefen dabei sehr viel umher. Es flogen auch wieder Schmarotzermilane am Strand entlang. Ein Spaziergang auf einem Weg durch schlammige Wiesen und Mangrovensümpfe brachte uns eine weitere Begegnung mit Wollhalsstörchen. Erst sahen wir immer ein paar von ihnen herumfliegen, dann standen sechs auf einer feuchten Wiese. Es gab unglaublich viele Krabben: kleine schwarze in den Pfützen am Wegesrand, große mit roten Scheren und mittelgroße mit länglichen rosa Scheren. Die großen lebten in Löchern in den Schlammfeldern. An Holzpfählen hingen sehr viele Schnecken. Waffenkiebitze (Blacksmith Plover) standen auf einer Sandbank sowie eine Afrikanische Bekassine (Ethiopian Snipe). Waffenkiebitze sahen wir dann noch einmal auf einer Schlammfläche zusammen mit Sandregenpfeifern (Ringed Plover). Es gab auch noch eine Pfuhlschnepfe (Bartailed Godwit) mit einem nach oben gebogenen Schnabel. Ein Heiliger Ibis saß auf einer Wiese zusammen mit zwei Seidenreihern (Little Egret). Am Weg graste ein einzelnes Zebra. An der Autobahn habe ich noch einen Schildraben gesehen. Heute war auch wieder mal eine Witwenente im Kanal bei Harbour Lights zu sehen. Graureiher und Kapturteltauben haben wir auch gesehen.
26. Dezember
Über das Einkaufszentrum flog heute ein Wollhalsstorch. Nachdem es uns gestern in Umlalazi gut gefallen hat, haben wir uns entschlossen, auch den zweiten Weihnachtsfeiertag dort zu verbringen. Auf der Sandbank standen heute 2 Schwarzkopfreiher sowie ein Weißbrustkormoran (Whitebreasted Cormorant). Der Weg durch die Mangroven war sehr schlammig, aber wir haben trotzdem wieder viele Krabben und Schnecken gesehen. An Limikolen sahen wir wieder Waffenkiebitze und Sandregenpfeifer. Ein Seidenreiher wurde von uns leider aufgescheucht, der danebenstehende Graureiher ließ sich aber nicht stören. Es gab auch wieder einen Heiligen Ibis, einen Silberreiher und sogar zwei Löffler, die geschlafen haben. An derselben Stelle haben wir zum ersten Mal Gelbschnabelenten (Yellowbilled Duck) gesehen. Über uns hinweg flog ein Hagedasch, und die Wollhalsstörche haben sich wie gestern so auch heute gezeigt, aber sie versteckten sich dann in den Mangroven. Dort lief auch eine Grüne Meerkatze herum. Auf dem Rückweg zum Auto kletterte noch eine Stummelwida (Redshouldered Widow) durchs Schilf, und vom Auto aus konnten wir zwei Trompeter-Hornvögel in einem Baum sitzen sehen. Die Zebras standen zahm am Wegesrand. Zwei Graufischer saßen in einem Baum und jagten Fische. Auf der Rückfahrt saß wieder ein Schildrabe an der Straße.
27. Dezember
An diesem Tag unternahmen wir eine geführte Tour in den Hluhluwe-Park. Wir haben dazu eine Tour bei einem kleinen in St. Lucia ansässigen Touroperator gebucht. Wir waren die einzigen, die diese Tour an diesem Tag unternehmen wollten und so hatten wir den Platz in den geräumigen Geländewagen für uns allein, mit uns eine Frau zur "Safari" abholte. Am Eingang des Parks führten ein paar Männer Zulutänze für die Touristen auf, aber an diesem Tag waren nicht so viele Besucher unterwegs.
Im Hluhluwepark gab es vor allem Nashörner, Breitmaulnashörner. Nicht weit hinter dem Eingang sahen wir zwei, danach noch eines mit einer Verletzung hinter dem Auge, welches in einem Wasserloch stand. Später sind sie uns auch noch an verschiedenen Stellen begegnet, einmal sogar vier zusammen. Noch bevor wir die Nashörner sahen, trafen wir auf eine Gruppe Impalas, auch sie begegneten uns später noch häufig – entweder als Gruppe von Weibchen mit einem männlichen Impala und manchmal auch kleinen oder als Gruppe von jüngeren Männchen, die ohne weiblichen Anhang waren. Desweiteren gab es noch Nyalas mit zotteligem Fell und weißen Querstreifen. Gnus waren ab und zu zu sehen, meist unter Bäumen rastend. Dreimal sahen wir recht große Büffelherden von vielleicht 50 Tieren, auch sie rasteten. Zebras waren oft zu sehen, manche hatten Junge. Die Warzenschweine waren ebenfalls allgegenwärtig. Diana hat eine Giraffe gesehen. Von den Elefanten sahen wir leider nur die Dunghaufen, wo sie nicht lange vor uns die Straße überquert hatten.
An einem Wasserloch mit Warzenschweinen konnten wir noch einen schönen großen Leguan im Wasser beobachten. Es gab dort auch eine Kolonie von Textoren (Spottedbacked Weaver), die ihre Nester an gerade herabhängenden Zweigen errichtet hatten. Eine Schildkröte lief vor uns die Straße entlang, und auch eine Krabbe, obwohl es weit und breit kein Wasser gab. Unsere Führerin meinte: "It’s got a mission on its own." Die Vogelwelt war neben den Textoren auch mit Palmtauben, Schmarotzermilanen und Graubülbüls vertreten. Außerdem sahen wir ab und zu Blauracken. Kleine blaue Angola-Schmetterlingsfinken (Blue Waxbill) sahen wir recht oft. Vor uns auf der Straße saß ein Natal-Frankolin (Natal Francolin). Ein schöner Vogel, den zu beobachten uns mehrmals gelang, war der Tiputip (Burchell’s Coucal). Trauerdrongos gab es wieder viele, und auch Weißgesichtsenten konnten wir entdecken. An einer Stelle beobachteten wir zusammen mit Warzenschweinen und Zebras zwei Schwarzkopfreiher und einen Wollhalsstorch, worüber uns die beiden Nashörner, die in der Nähe standen, beinahe entgangen wären. An einem wilden Fluß machten wir an einer Picknickstelle halt. Hier gab es ein üppiges, im Preis für die Tour inbegriffenes, Mahl. Wir saßen noch eine Weile am Fluß und beobachteten die braunen Wassermassen, die sich durch den engen Canyon vorwärtsbewegten. An der Picknickstelle kamen Witwenstelzen vor, und auch Glanzstare waren manchmal zu sehen. Die Abteilung der langschwänzigen Vögel war durch Dominikanerwitwen und Schildwidas vertreten.
Am Ausgang des Parks verkauften Frauen in einer Hütte handgearbeitete bunte Schüsseln aus Schilf und geschnitzte Tierfiguren in Hülle und Fülle. Wir kauften uns jeder ein Warzenschwein.
28. Dezember
Heute war unser letzter ganzer Tag im Gebiet, und wir unternahmen einen geführten Ausflug mit einem Vogelkundigen namens Larry, der uns zuerst zu einem Klärteich führte, an dem es zwar stank, aber den Vögeln schien es zu gefallen. Im Wald hörten wir Bülbülwürger und sahen Waldweber (Forest Weaver). An den Teichen wurden wir vom Fauchen eines Leoparden begrüßt, den wir aber nicht sahen. An einem Baum schaukelte hoch oben im Wind der Rest einer Antilope, den der Leopard dort aufbewahrte. Neben den Jacanas gab es viele Limikolen: die uns schon vom Meer bekannten Sandregenpfeifer, desweiteren als Sommergäste aus Europa Flußuferläufer (Common Sandpiper) und Bruchwasserläufer (Wood Sandpiper). An einheimischen Arten waren auch noch Waffenkiebitze, Dreiband-Regenpfeifer (Threebanded Plover) und Stelzenläufer (Blackwinged Stilt) versammelt. Auf dem Weg zu unserer nächsten Station begegnete uns eine Riedscharbe, die wir auch später noch beobachten konnten.
In Dukuduku, Heimat von Gabunviper und Narinatrogon, saßen in einem Baum an einem Zeltplatz sehr viele Christmas Beetles, die einen ziemlichen Lärm machten. Sie saßen alle in einem einzigen Baum. Gesehen haben wir die Käfer aber leider nur auf Bildern. Die Gabunviper oder Gabunotter ist eine Unterart der schon erwähnten Puffotter. Auch sie bleibt an Ort und Stelle und wartet, daß das übermächtige Tier vorübergeht. Allerdings hat diese 5 cm lange Giftzähne. Wir sahen auch, obwohl es später Vormittag war, ein eigentlich nachtaktives Thicktailed Bushbaby, das von einer Frucht namens Monkey Orange aß, die übrigens nicht nur ihm schmeckte. Sie hatte in etwa den Geschmack von süßen Bonbons. Leider war es sehr windig, aber wir konnten im Wald Gelbbrustbülbüls (Yellowbellied Bulbul), Trauerdrongos, einen jungen Natalrötel, viele kleine braun-schwarz-weiße Glanzelsterchen (Redbacked Mannikin), Dunkelschnäpper (Dusky Flycatcher) sowie flüchtig einen Olivenektarvogel sehen. Am Wasser gab es eine Dominikanerwitwe, einen Braunkopfliest und einen Graukopfliest (Greyheaded Kingfisher). Wo der Wald aufhörte erstreckte sich ein endloses Schilffeld mit teilweise auch offenen Wasserflächen. Im Schilf sind manchmal Zwergdommeln gesehen worden, aber wir bekamen sie nicht zu Gesicht, statt dessen sahen wir Schlangenhalsvögel (Darter), Riedscharben, ein Paar unscheinbarer Weißrückenenten (Whitebacked Duck), von denen das Weibchen auf dem Nest saß, sowie neben noch mehr Jacanas ein Kammbleßhuhn. Zwergtaucher schwammen im Wasser, und im Wald zeigten sich noch Mosambikgirlitze (Yelloweyed Canary). Wir hörten Rudds Feinsänger und sahen einen Schwarzbrust-Schlangenadler.
Zwischendurch nahm uns Larry auf eine kalte Cola mit zu sich nach Hause. Er wohnte am Rand von St. Lucia und das Haus ist hinter Bäumen versteckt. Er hatte zwei furchteinflößend große, aber liebe Hunde. Auf seinem Grundstück konnten wir dann noch Brillenweber, unsere mittlerweile wohl 8. Weber-Art, beobachten.
Anschließend ging es in den St. Lucia Wetland Park. An einer Wasserstelle begegnete uns ein Senegalkiebitz (Wattled Plover). Daneben standen zwei Silberreiher und ein Hammerkopf. Es flogen viele Blauwangenspinte herum, und auch einen Schildraben sahen wir. So einen hätten wir auch am Morgen auf dem Weg nach St Lucia fast umgefahren, als er meinte, unbedingt kurz vor unserem Auto sich auf die Straße setzen zu müssen.
Wir fuhren dann weiter zu einem Versteck an einem größeren See. Zuerst sahen wir gar nichts, aber dann konnten wir Zwergtaucher im Wasser ausmachen, sahen Silberreiher und einen Heiligen Ibis am gegenüberliegenden Ufer. Eine Mohrenralle zeigte sich direkt vor unserem Versteck, und auch Glanzelsterchen flogen dort ins Schilf. Es gab wieder Riedscharben. Auch die Blauwangenspinte flogen wieder umher. Sie erinnern in ihrem Verhalten stark an Schwalben. Eine Stummelwida zeigte sich, und dann ging es Schlag auf Schlag. Erst flog eine Afrikanische Zwerggans (Pygmy Goose) am anderen Ufer entlang. Ein Paar Weißflügel-Seeschwalben (Whitewinged Tern) folgte, und gleich danach kamen zwei wunderschöne Sattelstörche (Saddlebilled Stork) angeflogen. Sie landeten, und wir konnten sie sehr gut beobachten.
Auf dem Weg zum Aussichtspunkt bei Mission Rocks sahen wir einen Kronenadler (Crowned Eagle) und Schmarotzermilane. Am Aussichtspunkt sah unser Führer die Fontänen von Buckelwalen im Ozean. Wir sahen nichts außer Wellen, solange wir auch auf das Meer starrten. Ein Flußpferd stand auf einer Insel namens Mitchell Island im See und graste. Auf dieser sumpfigen Insel schlug sich zwischen Flupferden und Krokodilen im zweiten Weltkrieg ein britischer Pilot, der abgestürzt war, tagelang durch, bis er gerettet wurde. An der Straße standen Buschböcke.
Als wir später am Tag dann nochmals ohne Larry in den Park zurückkehrten, sahen wir wieder Warzenschweine, Buschböcke, Zebras, Rotducker und ein Streifengnu. Auf den Stromleitungen saßen Blauracken und Blauwangenspinte, aber auch ein Safrangroßsporn (Yellowthroated Longclaw). Schneeballwürger hörten wir noch rufen, und Graubülbüls waren das letze, was wir vom Park sahen. Zu Hause empfingen uns dann wieder Hirtenmainas.
29. Dezember
Durch unsere mehrstündige Fahrt nach Johannesburg, wo wir unsere beiden letzen Urlaubstage verbrachten, haben wir an diesem nicht viel sehen können, außer endlose Landschaften. Einmal flogen Gelbschnabelenten über die Straße. Oft standen Kuhreiher zwischen den Kühen auf der Weide, und auf manchen Seen im Mpumalanga schwammen viele Wasservögel, aber wir hatten auch keine Zeit zum Anhalten.
Wir fuhren südlich an Swaziland vorbei, die Straßen waren lang und steil. Einmal warf uns ein kleiner Junge, der am Rand entlanglief einen Stein gegen das Auto. Die Straßenführung durch Tal und Berg ist geeignet, Seekranheit auszulösen. In Johannesburg mußten wir uns erst an die Autobahnstraßenführung gewöhnen. Wir hatten den Stadtplan so gefaltet, daß er, sofern wir an einer Ampel standen schnell versteckt werden konnte, denn man soll lieber nicht den Eindruck erwecken, daß man sich nicht auskennt und erst noch herumsuchen muß. Wir fuhren von der Autobahn ab und kamen genau am Township Alexandra vorbei. Wir hatten gehört, daß es dort nicht ungefährlich sei. Und es sah tatsächlich furchtbar aus. Seltsame Gestalten standen an der Straße, es lag Müll herum und es gab tiefe Schlaglöcher. Uns war tatsächlich etwas unwohl dabei, dort entlang zu fahren. Aber ein paar Straßen weiter, sah es schon angenehmer aus. Wir verfuhren uns zwar noch einmal, aber dann erreichten wir auch die Zoolodge, wo Ringo ja schon zu Beginn seines Afrikaaufenthaltes untergebracht war.
30. Dezember
Am Morgen turnte der Maskenweber auf der Leitung vor unserem Zoologdefenster, wo wir wieder Quartier genommen haben, herum. Er hat zwei Nester gebaut und war oft damit beschäftigt, einen aufdringlichen Hirtenmaina und einen Kaprötel zu vertreiben. Ein Maskenweberweibchen besah sich ein Nest von innen. In einem hohen Baum saß ein Hagedasch. Am Vormittag sind wir ein Stück aus Johannesburg rausgefahren und haben einen Löwenpark besucht, denn bisher hat uns Südafrika diese Tiere vorenthalten. Neben den Löwen, Tüpfelhyänen und Wildhunden gab es dort auch Antilopen – Bleßböcke, Gnus und Springböcke - sowie Strauße. Alle Gehege waren befahrbar, und an einer Wasserstelle sahen wir neben Kuhreihern und Heiligen Ibissen zwei Senegalkiebitze.
31. Dezember
An Dianas letztem Urlaubstag wollten wir eigentlich in den Botanischen Garten, aber wir fanden nur den durch Hundekot und Müll verdreckten Stadtpark am Emmarentia Dam. John aus Lady Grey hatte uns ja erzählt, daß er dort lange Zeit gearbeitet hat und uns empfohlen, unbedingt mal hineinzugehen. Trotzdem konnten wir ein paar Vögel sehen. Es gab dort Kapdrosseln, und am Wasser standen zwei Nilgänse mit schon größeren Gösseln. Es schwammen auch noch Gelbschnabelenten und Mixenten herum.
Das war es dann auch mit unserem gemeinsamen Urlaub. Wir verbrachten noch ein paar Stunden in Gold Reef City, danach mußten wir zum Flughafen, wo wir auch unser Leihauto abgaben.
Diana flog wieder nach Hause, aber ich hatte noch zweieinhalb Monate in Südafrika vor mir. Ich blieb noch eine Woche in Johannesburg, dann ging es wieder zurück nach Lady Grey, wo ich wiederum eine Woche verbrachte, um dann den restlichen Teil meiner Zeit in Matatiele zu arbeiten, einer etwas größeren Stadt im äußersten Westen Kwazulu/Natals, ebenfalls im Süden der Drakensberge. Die Stadt war etwa 300km entfernt von Lady Grey, aber es kamen dort einige der Vogelarten, deren Verbreitungsgebiet vor allem im Osten lag, vor, während in Lady Grey doch die montanen Arten überwogen.