5. Oktober

Heute noch einmal Hagedasche, Hirtenmainas, und Maskenweber. Außerdem waren ein Kaprötel (Cape Robin) und Oranjebrillenvögel vom Fenster aus zu sehen. Der vermeintliche Schnäpper ist ein Graubülbül (Blackeyed Bulbul) gewesen. In der Innenstadt von Johannesburg flogen heute Segler, die auch riefen, aber für mich sind sie unmöglich zu bestimmen.
Am 6. Oktober 2000 siedelte ich von Johannesburg nach Lady Grey um. Lady Grey ist eine abgelegene kleine Stadt in den südlichen Ausläufern der Drakensberge im Ostkap. Die Stadt ist umgeben von Bergen, so daß ich dort vor allem den Teil der Vogelwelt beobachten konnte, der diesen Lebensraum bevorzugt. Allerdings war die eigentlich baumfreie Vegetation stark durch eingeschleppte Gehölze verfälscht.

7. Oktober

Auf der Fahrt nach Lady Grey war die Landschaft meist sehr eintönig, nur Felder und Weiden. Auf den Weiden standen viele Kühe, Schafe und Ziegen, aber auch Strauße und Zebras haben wir gesehen. Vor allem an Brücken gab es viele Segler, und oft flogen Schwalben über der Straße. Leider haben wir auch gleich drei von ihnen totgefahren. Es gab auch Schmetterlinge. Einmal sind wir durch Berge gefahren, auf denen rotblühende Aloen wuchsen. Kurz vor Lady Grey habe ich mein erstes wildes Säugetier in Afrika gesehen: ein Ground Squirrel, das über die Straße lief. In Lady Grey gibt es wieder Hagedasch-Ibisse, aber auch Rotschwingenstare (Redwinged Starling). In den Bergen sollen Kaffernadler nisten.
Der heutige Tag brachte neben einer Kapstelze unter den Sperlingen in Aliwal auch einen Zweifarbenstar (Pied Starling), der auf Johns Dach saß und einen Europäischen Star (European Starling) am selben Platz. Auf einem Holzpflock saß ein Fiskalwürger oder –schnäpper, ich bin mir nicht sicher.

10. Oktober

Vor meinem Wohnhaus bei John in Lady Grey Am Samstag abend saß ein Strauchhase an der Straße in Lady Grey. Gestern flogen auch Fledermäuse, und es riefen die Perlhühner. Bei einer Fahrt in die Berge sahen wir Grauflügelfrankoline (Greywing Francolin) und eine Lilienart, die an einer Stelle wuchs, wo es vor nicht langer Zeit gebrannt hat. Und dann war da noch die Herde von vielleicht 18 Grey Rheboks, denen wir hoch in den Bergen begegnet sind. Von meinem ersten Ausflug zu Fuß in die Berge kann ich folgendes berichten: Neben den unvermeidlichen Vögeln, die ich nicht bestimmen konnte, begegnete mir zuerst ein Fiskalwürger (Fiscal Shrike), dann auch Maskenbülbüls (Redeyed Bulbul), die rotäugigen Verwandten der Graubülbüls von Johannesburg, am Staudamm waren Weißkehlschwalben (Whitethroated Swallow) und eine Kapstelze, die über die Staumauer stolzierte. Und dann war da auch noch der Klippschliefer, der vielleicht 5 Meter von mir entfernt auf einem Felsen saß und mich neugierig betrachtete, bevor er gemächlich die Felswand hinaufkletterte.

13. Oktober

Gestern habe ich dem Staudamm einen weiteren Besuch abgestattet. Er befindet sich ein Stück außerhalb der Stadt. Der Weg geht immer bergauf in die Berge an einem kleinen Fluß entlang, dessen Ufer von einem Streifen eingeschleppter Eukalyptusbäume eingegrenzt wird. Auf dem Weg liefen mir insgesamt vier Hunde aus der Stadt hinterher oder besser gesagt voraus. Am Fluß verschwanden sie kurz im Gebüsch und bellten. Von weiter unten bellte es zurück. Ich bin fast sicher, daß das die Bärenpaviane waren. Auf dem Rückweg sah ich einen Vogel von einem Baum auffliegen, und es war: ein Afrikanischer Wiedehopf (African Hoopoe).


Der heutige Tag brachte meine erste Begegnung mit den Helmperlhühnern (Helmeted Guineafowl), die in einer Gruppe über die Straße und auf eine angrenzende Wiese liefen. In den Gärten blühen jetzt manche Kakteen, und heute abend habe ich zahlreiche Fledermäuse aus dem Dach meiner Herberge kriechen sehen, die dann auf Jagd gegangen sind.

16. Oktober

Mit Vincent beim Aufstieg in die Berge Leider bin ich mit Bestimmungsliteratur schlecht ausgerüstet und auch mit der Flora und Fauna nur wenig vertraut, so daß ich vieles sehe, ohne es ansprechen zu können, z.B. zahlreiche Arten von bunten Schmetterlingen, ich glaube, der Distelfalter ist darunter. Aber es gibt auch noch größere Schmetterlinge. Dasselbe ist es mit den Käfern. Über die Veranda krabbelte ein großes Exemplar.


In den Bergen habe ich am Samstag einen Turmfalken (Rock Kestrel) gesehen. Dann auch noch einen Vogel, der dem Aussehen nach eine Höhlenweihe (Gymnogene) gewesen sein könnte, leider laut Bestimmungsbuch an diesem Ort nicht vorkommt. Am Abend flog mir ein Heiliger Ibis (Sacred Ibis) über den Kopf. Die Fledermäuse hier sind wirklich zahlreich, ich kann sie während der Dämmerung auch im Haus hören, wie sie sich unter dem Dach regen.
Nachdem ich John gefragt habe, bin ich nun doch sicher, daß es eine Höhlenweihe war, und was ich fast vergessen hätte: Am Damm schwamm ein Nilganspaar mit 7 Jungen.

18. Oktober

Die Vielfalt der Schmetterlinge ist beachtlich. Noch beachtlicher ist aber die Zahl und Artenvielfalt der Insekten, die man nachts sieht. Viele von ihnen sind auch sehr groß, am größten war ein riesiger Nachtfalter, der heute abend an einem Pfeiler saß. Nachts hört man laut und deutlich die Rufe irgendwelcher Kröten. Am Damm habe ich heute auch eine Schlange gesehen, sie züngelte aufgeregt, war aber ganz klein. Auf dem Rückweg sahen wir die letzten der Pavianhorde die Straße überqueren.

19. Oktober

Bei einem weiteren Ausflug zum Damm habe ich gesehen: Maskenbülbüls, eine Kapstelze und zum ersten Mal richtig: einen Kapweber (Cape Weaver) im Schilf. Ich habe noch einige Klippschliefer gesehen, darunter einen ziemlich großen. Sie sind nicht unbedingt scheu, statt dessen beäugen sie einen reglos und aufmerksam. Schließlich waren da noch die Schwalben am Damm, eine recht große Schar. Es waren mindestens zwei Arten, aber ich bin einfach nicht fähig, sie genau zu bestimmen.

22. Oktober

Als ich gestern die Vogelwelt von meinem Fenster aus beobachtete, konnte ich ein Kapweberpaar sehen und einen Fiskalwürger, der nach dem Regen, in dem er ordentlich naßgeworden war, reichlich zerzaust aussah und, in einem Baum sitzend, sich unentwegt schüttelte und putzte.


Nach dem Regen war ich wieder in den Bergen und an einem anderen Damm in der Stadt (Peerdedam). Dort schwammen drei laut rufende Zwergtaucher (Dabchick) und ein Kammbleßhuhn (Redknobbed Coot). Als ich einen ausgetrockneten Bach entlanglief, waren die dichten Büsche voll von Kapröteln. In den Bäumen saßen Palmtauben. Man hört auch oft einen Vogel, dessen Stimme mich an den Girlitz erinnert und der meistens in den mächtigen Kiefern sitzt, die in Lady Grey entlang der Straßen gepflanzt wurden. Ich habe ihn aber noch nicht gesehen. Was ich aber gesehen habe, war ein Bokmakiri (Bokmakierie), ein Vogel aus der Familie der Buschwürger, wie mir mein Bestimmungsbuch sagt, recht groß und überwiegend gelb mit einem schwarzen Halsband und einem gelben Ende des schwarzen Schwanzes, das ich bemerkte, als er sich aufmachte, um davonzufliegen. Hoch in den Bergen begegnete mir eine auf einem Zaun sitzende Kapammer (Cape Bunting) mit rostroten Flügeln und einem schwarz-weiß-gestreiften Kopf. Am Witfonteindamm, einem anderen Damm etwas höher in den Bergen als der Lady-Grey-Damm, stand ein einzelner Hagedasch. Das Schilf war übersät mit Kapwebernestern; es flogen auch unzählige dieser Vögel herum, wenn auch nicht zu den Nestern. Auf dem Wasser schwammen drei Kammbleßhühner, und am Ufer habe ich eine Schildkröte gesehen. Es schwammen auch Kaulquappen im Wasser. Die Vielfalt der Schmetterlinge ist beachtlich. Ich glaube, es ist auch ein Schwalbenschwanz darunter. Es gibt, in der Sprache des Laien, gelbe, rote, kleine blaue, weiße, rotbraune Schmetterlinge; auch gibt es viele verschiedene, teils außerordentlich große Libellen. Mit der Bestimmung der Schwalben tue ich mich immer noch schwer, aber es waren mindestens 3 Arten, die ich heute in den Bergen gesehen habe, wahrscheinlich Große Streifenschwalben (Greater Striped Swallow) und Felsenschwalben (Rock Martin), dann vielleicht noch Weißkehlschwalben, aber sicher bin ich mir nie. Am Weg in den Bergen wuchsen viele Berglilien, die schön rot blühen und deren Samen in Schoten heranreifen. Es gibt auch noch viele andere Pflanzen, nur weiß ich deren Namen nicht. Am Teich flog auch noch ein kleiner Vogel mit Nistmaterial im Schnabel, wahrscheinlich eine Zistensänger-Art.

27. Oktober

Aubrey Fincham von EDAGestern war ich wieder einmal am Staudamm. Auf dem Weg dahin folgte mir ein Hund. Plötzlich hörte ich die Paviane rufen und schreien. In der Annahme, der Hund, der aus meinem Blickfeld entschwunden war, würde sie ärgern, erstieg ich einen Hügel, um der Sache auf den Grund zu gehen, sah aber nur im Fernglas ein Weibchen mit einem Jungen auf einen Baum klettern. Als ich näher heranging, kam auch der Hund wieder, aber aus einer anderen Richtung. Dann sah ich die Paviane umherrasen, wie sie einander jagten. Ich habe vielleicht fünf gesehen, aber dem Geschrei nach waren es wesentlich mehr. Es klang furchtbar, und ich rannte zurück, bevor sie mir noch näher kamen. Ein wütender Pavian sieht wirklich gefährlich aus. Am Damm konnte ich diese Tauben, die dort immer herumfliegen, sehr gut beobachten. Es sind Guineatauben (Rock Pigeon). Auf dem Rückweg konnte ich immer noch die Paviane schreien hören, und ich sah einen Gelbscheitelgirlitz (Cape Canary) auf dem Boden herumhüpfen, der bis auf seinen blaugrauen Kopf auch nicht sehr anders aussieht als unser Girlitz, womit auch der Urheber des Gesanges in den Kiefern identifiziert wäre.

28. Oktober

Heute habe ich wieder den Wiedehopf gesehen. Er lief unter einer Kiefer an der Straße direkt an Johns Grundstück auf dem Boden entlang. Man hört ihn auch oft rufen. Auch den Einsiedlerkuckuck (Redchested Cuckoo) kann man oft rufen hören, obwohl ich ihn noch nicht gesehen habe, aber er soll auch schwer zu entdecken sein. In Afrikaans heißt er Piet-my-vrou, was seinen Ruf umschreiben soll.

29. Oktober

Ein Morgenspaziergang brachte einige Arten, die ich vorher noch nicht identifizieren konnte, aber zum Damm bin ich doch nicht gegangen, da mir die Paviane aus dieser Richtung zu laut schrien. Dafür unterzog ich die Vogelwelt in den Gärten des Ortes einer genaueren Beobachtung. Es flogen die Hagedasche laut rufend umher, ich nehme an, sie kommen früh von und fliegen abends zu ihren Rastbäumen, und am Tage schwärmen sie aus. Es gab viele Maskenbülbüls, Kapweber, am Teich auch wieder die Zwergtaucher und Kammbleßhühner mit einem schon recht großen Jungvogel. In zwei dicht beieinanderstehenden Bäumen tummelten sich Oranjebrillenvögel, Kapweber und Braunflügel-Mausvögel (Speckled Mousebird), die einen sehr langen Schwanz haben, dessen Länge aber noch von dem der Dominikanerwitwe (Pintailed Whydah) übertroffen wird, einem wunderschönen Vogel, schwarz und weiß mit einem roten Schnabel. Es gab auch Bokmakiris und Fiskalwürger. Neben der Dominakanerwitwe saßen auch andere Vögel auf den Stromleitungen, vor allem Tauben, als da wären: Palmtaube, Kapturteltaube (Cape Turtle Dove) sowie die Guineataube.

30. Oktober

Gestern machte ich einen kurzen Ausflug zum Witfonteindamm, wo ich neben Scharen von Kapwebern auch Grey Rheboks sah sowie Uferzistensänger (Levaillant’s Cisticola) im Schilf.



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