Krüger Nationalpark - Endlich zurück (15.-21. September 2011)
Als die beiden Autos in Empfang genommen, die Fahrer nachgemeldet und schließlich auch das Gepäck verstaut war, ging es los in Richtung Malelane-Gate und Berg-en-Dal-Restcamp im Süden des Krüger-Nationalparks. Nach einer Extrarunde um den Flughafen und einer Extrarunde auf der Stadtautobahn waren endlich alle auf dem richtigen Weg in Richtung Osten, und eines der herausragenden Themen dieses Urlaubs spielte sich zum ersten Mal in den Vordergrund: Zeitdruck. 18 Uhr schließen die Parktore, bis dahin mußten wir im Restcamp sein. Zum Glück ging es in fünf Stunden zügig durch, auch die Ausläufer der Drakensberge, die sich uns kurz vor dem Ziel noch einmal in den Weg stellten, hielten uns nicht unnötig lange auf. Schließlich entdeckten wir kurz vor dem Parkeingang auch noch einen Supermarkt samt Bank und Tankstelle, wo wir Vorräte auffüllen konnten. Der Hyundai ix35 von Torsten, Antje und André erwies sich während der Reise als so durstig, daß wir kaum je an einer Tankstelle vorbeifahren konnten.
Dann aber hieß es: Einfahrt in den Krüger-Park. Leider war die Zeit doch schon so weit vorgerückt, daß es nicht mehr für einen Stopp auf der Brücke über den Crocodile River reichte. Leider blieben so auch die vielen Wasservögel, die sich dort extra für uns niedergelassen hatten, unbeobachtet. Am Gate versorgten wir uns mit Karten und erhielten unsere notwendigen Papiere. Dann folgte der kurze Weg nach Berg en Dal. Am ersten Tag warten erfahrungsgemäß immer Beobachtungen, die man nie wieder machen wird, so auch diesmal: Eine Breitmaulnashorn-Mama überquerte die Straße mit einem winzigkleinen Kalb. Die Nashorn-Wilderei im Auftrag skrupelloser Asiaten ist ein großes Thema in Südafrika, doch diese beiden immerhin waren bislang verschont.
Im Restcamp angekommen, bezogen wir unser Häuschen und machten uns beim Abendessen zum ersten Mal mit der in allen Restaurants gleichen Standardspeisekarte vertraut. Ganz schnell wurde es dunkel. Wir erkundeten zwar noch ein wenig das Camp bei Nacht, aber am Beginn des Wanderweges, der am Zaun entlang führt, hieß es dann: Betreten nach Einbruch der Dunkelheit verboten.
16. September - Berg en Dal bis Lower Sabie
Endlich war er da: Der erste richtige Tag im Krüger-Park. Im September öffnen die Parktore um 6. Hell wird es allerdings schon etwas früher. So hieß es: Erst einmal einen Morgenspaziergang im Camp. Nadine kam mit, die anderen ruhten noch aus. Anziehungspunkt in Berg en Dal ist der kleine Stausee direkt außerhalb. Dort sahen wir das erste Nilpferd und ein Nilkrokodil. Ein Wasserbock erschrak sich jedes Mal, wenn wieder eine Frucht vom Leberwurstbaum (Kigelia africana) herunterfiel. Ein Marabu flog über das Camp, und die Grünen Meerkatzen überfielen gerade eine der Unterkünfte im Park.
Dann endlich ging es auch mit den Autos los. Wir machten uns auf den Weg nach Lower Sabie. Um nicht den weiten nördlichen Weg über Skukuza fahren zu müssen, kürzten wir ab. Das hieß aber auch: Schotterpisten. Und Zeitdruck. Kannten wir ja schon.
Die Landschaft, um Berg en Dal herum noch felsig und hügelig, war jedoch vor allem: braun. Der September bildet den Abschluß der Trockenzeit, die in der Vegetation ihre Spuren hinterlassen hatte. Die meisten Bäume waren ohne Blätter. Schnell zeigte sich, daß Wasserlöcher die lohnendsten Orte zur Tierbeobachtung sind. Gleich zu Beginn beobachteten wir neben den allgegenwärtigen Impalas dort auch einige Büffel. Zu Beginn des Krügeraufenthaltes gab es noch viele zeitraubende Hindernisse, die es erstmal zu fotografieren galt: die erste Giraffe, die ersten Zebras, die ersten Elefanten, die ersten 10-20 Impalaherden. Da blieb kaum Zeit zum Vögelkucken. Schließlich hielten wir an zur Rast in Afsaal, wo die Rot- und Gelbschnabeltokos zusammen mit den Glanzstaren auf Essensreste aus waren. Leider war die Afrikanische Zwergohreule, die dort gern sitzt, nicht zu sehen. Dafür gab es leckere Boerewors mit Pap.
Ebenfalls sehr lecker und überall im Krüger-Park zu kaufen: Biltong. Das Trockenfleisch ist im Krüger-Park richtig trocken, und es gibt sehr viele Wildfleischvariationen. Die Frage, warum die ubiquitären Impalas offenbar nicht zu Biltong verarbeitet werden, klärte sich allerdings auf der ganzen Reise nicht. Eigentlich waren sogar all die Tiere selten, die es oft als Biltong gab: Springbok (leben sowieso nur in Trockengebieten), Gemsbok (dito), Büffel (ok, ab und zu doch zu sehen), Strauß. Nur die Kudus waren sowohl im Park als auch im Trockenfleischregal häufig.
Von Afsaal aus mußten wir ein ganzes Stück über Schotterpisten nach Osten fahren. Die weniger befahrenen Schotterpisten haben gegenüber den Asphaltstraßen den Vorteil, daß man dort eher für sich allein unterwegs ist. Der Nachteil: Wenn man an interessanten Tieren vorbeikommt, muß man sie selbst entdecken. Da gibt es keine Autoansammlungen, die schon von weitem darauf hinweisen, jetzt mal ganz aufmerksam zu kucken. Die vier Löwinnen, die dann aber direkt am Straßenrand lagen und unruhig schliefen, waren dann aber wirklich kaum zu übersehen. Und wir hatten sie ganz für uns allein. Nun sind die Vögel sicher noch um einiges interessanter als die ganzen Säugetiere. Sie kommen ja auch in viel mehr Arten vor, manche von ihnen so wunderschön bunt wie die Gabelracken oder die selteneren Strichelracken. Auch sehr schön anzusehen und gar nicht mal selten: Braunkopfpapageien.
Als wir schließlich die Asphaltstraße von Crocodile Bridge nach Lower Sabie erreichten, war es mal wieder viel zu spät. Wir hatten uns vorgenommen, unsere Safarizelte ausnahmsweise noch bei ausreichendem Licht zu beziehen. So mußten wir denn auch den Abstecher zum Sunset Dam auf den nächsten Tag verschieben. Belohnt wurden wir dafür mit der tollen Aussicht von der Besucherterrasse auf den Sabie-Fluß komplett mit Krokodilen, Flußpferden, Büffeln und Elefanten. Am Abend flogen zahlreiche Nimmersatte den Fluß hinab.
Nicht lange nach dem Abendessen zeigte sich das Krügerphänomen: Nach einem Tag, der sitzend im Auto verbracht wurde, sind die meisten Reisenden einfach nur noch müde. Aber an diesem Abend war das frühe Schlafengehen auch sehr sinnvoll. Der Termin zum Treffen für die Morgenwanderung lag schon um 5 Uhr.
17. September - Lower Sabie bis Talamati
Die Reiseplanung hatte einen sehr stressigen Tag vorgesehen: Morgenwanderungen waren bei der Buchung vor einem halben Jahr nur noch für diesen Morgen frei, so daß die Weiterfahrt nach Talamati erst am späten Vormittag würde beginnen können. Schnell war klar, daß es wieder auf einen Kampf gegen die Uhr hinauslaufen würde. Aber vorher konnten wir immerhin den Morgenspaziergang genießen.
Es hat schon seinen Grund, daß die Besucher im Park nur in den Restcamps und an einigen Aussichtspunkten aussteigen dürfen. Schließlich gibt es ja: Löwen, Leoparden, Geparden, Tüpfelhyänen, Flußpferde, Krokodile, die alle schon mal gefährlich werden können. Andererseits erleben die Besucher den Park aus dem Auto heraus leider nicht richtig mit allen Sinnen. Den Augen wird einiges geboten, aber richtiges Naturerlebnis gibt es erst zu Fuß.
So fanden wir uns, einigermaßen verschlafen, in finsterer Nacht alle sechs mit zwei weiteren Reisenden und zwei Guides am Safariauto ein, mit dem wir in der Morgendämmerung zum Wandergebiet fuhren. Unterwegs gab es schon mal die erste Tüpfelhyäne zu sehen. Bevor wir losliefen, erhielten wie erst noch eine ganze Menge Verhaltensregeln mit auf den Weg. Dazu gehörte, daß wir uns immer als Gruppe bewegen sollten. Ich werde nie erfahren, wie viele spannende Vögel ich aufgrund dieser Regel nicht beobachten konnte, aber das Gruppeninteresse galt natürlich eher den größeren Tieren. Wobei es natürlich auch gilt, die einzelnen Prioritäten abzuwagen. Auch ich hatte keine Lust, während der kniffligen Identifizierung eines braunen Vögelchens im Gebüsch den sich anschleichenden Löwen völlig zu übersehen. Es gibt Situationen, wo man dann wirklich einmal erst nach den Säugetieren und dann, wenn es noch geht, nach den Vögeln kucken sollte.
Eine kurze Zeit liefen wir durch den Busch, dann hörten wir hinter uns in einiger Entfernung Löwen brüllen. Was tun? Erstmal weiter, die waren schließlich weit entfernt. Nach kurzer Zeit hörten wir sie wieder. Diesmal schon um einiges näher. Schnell fiel die Entscheidung, umzukehren in Richtung der Löwen in der Hoffnung, sie zu sehen. Meine erste Reaktion auf Löwengebrüll wäre nun nicht unbedingt gewesen, auch noch näher ranzugehen. Aber schließlich hatten wir zwei erfahrene Führer dabei. Die wärmer werdende Luft nutzten mehr und mehr Geier, sich in die Luft zu schrauben. Offenbar hatten sie auch die Löwen gehört, uns dann eine Weile beobachtet und schließlich eins und eins zusammengezählt. Allerdings mußten wir ihnen diese Hoffnung nehmen. Im Gegenteil, weder hörten wir die Löwen wieder noch sahen wir sie. Dafür hatten wir eine andere unverhoffte Begegnung: Als wir uns dem nahen Flußufer näherten, schoß plötzlich ein Nilpferdbulle aus dem Wasser. Das ging blitzschnell, und die Guides mußten uns nicht erst überreden, schnell den Rückzug anzutreten. Mit so einer Reaktion auf eigentlich noch recht große Entfernung hatten auch sie nicht gerechnet, aber, so erklärte uns unser Führer Irvin, war der Bulle offenbar aufgeregt, weil sich im Pool ein noch größerer Bulle aufhielt. So wechselten wir weit vom aufgeregten Nilpferd und seinem Begleiter entfernt auf die andere Flußseite und beobachteten sie aus sicherer Entfernung. Da die Löwen uns aus dem Weg gingen, fragte schließlich Irvin, ob wir uns vorstellen könnten, daß sich im Umkreis von 500 Metern ein Nashorn verstecken könnte? Die Landschaft war recht offen, aber doch voller Büsche. Und tatsächlich: Ein Stück vor uns standen zwei Breitmaulnashörner, an die wir uns schließlich heranpirschten, was zu Fuß viel schwerer ist als im Auto, das von den Tieren weitgehend ignoriert wird. Wundersamerweise tauchte bald darauf direkt hinter uns noch ein Nashorn auf. Wo war das denn hergekommen? Zu Fuß unterwegs konnten wir viele Sachen lernen: daß die Tiere gut sichtbar sind, wenn die Sonne scheint, sich aber in Luft aufzulösen scheinen, wenn Wolken sie verdecken, daß Graulärmvögel mit ihren Rufen auf Gefahren hinweisen und Madenhacker in Richtung größerer Säugetiere fliegen oder daß Fährten im Sand auch schon einmal durch Grashalme entstehen können.
Die spannende Wanderung dauerte vier Stunden, so daß gar nicht mehr viel Zeit zum Auschecken blieb und für die nächste Etappe. Trotzdem: Frühstück mußte sein, vor allem wenn es auf so einer tollen Aussichtsterrasse wie der in Lower Sabie serviert wird. Schnell war aber auch klar: Allzu viele interessante Tiere durften uns nicht begegnen, um rechtzeitig im abgelegenen Talamati anzukommen. Wobei, den Sunset Dam durften wir uns wirklich nicht entgehen lassen. Die Mittagssonne paßte nicht zum Namen, aber das war egal. Wir konnten uns nicht satt sehen an den Tieren, die zum Trinken kamen, den Krokodilen, die faul am Ufer lagen und insbesondere den Graureihern, die auf den Nilpferdrücken Boot fuhren in der Hoffnung, so mit geringem Aufwand an Fische ranzukommen.
Nach großem inneren Kampf rissen wir uns los. Die Zeit war knapp, aber einige Aussichtspunkte und Wasserlöcher mußten unbedingt noch besucht werden. Die Zeit wurde dadurch noch knapper. Nach einer letzten Rast in Tshokwane, um noch etwas zu essen, ging es auf den letzten Schotterabschnitt. Den südlichsten Baobab der Welt mußten wir leider links liegen lassen, weil wir vorher noch zu lange einen Hammerkopf und einen fischenden Sattelstorch beobachtet hatten. Talamati ist abgelegen, das wußten wir. Wir wußten allerdings nicht, daß die Straße dahin in richtig schlechtem Zustand ist. So kämpften wir uns, mit direktem Blick auf die untergehende Sonne, durch die Spurrillen nach Talamati, stoppten nur, wenn uns Elefanten, Giraffen oder Impalas den Weg versperrten und wichen nicht immer erfolgreich den Büschen, die bis auf die Straße wuchsen, aus. Schließlich hatten wir es geschafft.
Talamati ist ein Bush Camp ohne große Infrastruktur. Kein Restaurant, kein Laden, dafür ein eigenes beleuchtetes Wasserloch direkt hinter dem Zaun. Wir waren ganz nah an der Natur. André konnte einen wunderschönen Sternenhimmel genießen. Das Abendessen war ausnahmsweise recht karg, da wir darauf gesetzt hatten, in Tshokwane unsere Vorräte aufzufüllen. Nur leider gab es dort keinen nennenswerten Laden. Aber egal, die Hauptsache war: wir hatten es rechtzeitig geschafft, und wir hatten ein schönes kleines Häuschen für uns mit einer netten Veranda. Und noch besser war: Nach vier stressigen Tagen unterwegs mußten wir endlich einmal nicht gleich wieder weiterziehen.
18. September: Talamati
Endlich die Chance zum Ausschlafen. Aber da war ja noch was. Erfahrungsgemäß gelingen morgens die besten Beobachtungen. So entschied ich mich, ganz allein eine Runde zu drehen vor dem allgemeinen Aufbruch. Allein im Auto zu sein, hieß, auch mal ausdauernd nach unscheinbaren Vögeln oder einfach an vielversprechenden Stellen ins Nichts kucken zu können in der Hoffnung, daß schon etwas auftauchen könnte. Andererseits heißt es auch, nicht gleichzeitig links und rechts das Blickfeld beobachten zu können und dann manchmal auch etwas Interessantes zu übersehen.
Spätestens am Fairfield-Wasserloch, noch in der Nähe von Talamati, wurde ich fürs frühe Aufstehen belohnt. Dort vergnügten sich vier Tüpfelhyänen im Wasser. Obwohl sich die Tiere im Krüger-Park so gut wie nie für Autos interessieren, kamen die vier nach einer Weile auf den Renault zu und umzingelten mich. Da blieb die Fensterscheibe lieber geschlossen. So konnte ich auch sehen, daß eine der Hyänen eine blutige Wunde unterhalb des Halses trug. Was war da in der Nacht passiert? Nach einer Weile verschwanden die Hyänen, etwas später tauchte dann aus einer anderen Richtung noch eine einzelne auf.
Weiter ging es dann zum …-Wasserloch, schon ein ganzes Stück vom Camp entfernt. Zunächst war es dort recht einsam, aber das Warten sollte sich lohnen: Bald tauchte eine Elefantenherde zum Trinken auf. Da sie ein ganzes Stück rechts von mir tranken, fuhr ich ein Stück weiter zu einem anderen Zugang und lernte bald, daß auch hier mehr Geduld besser gewesen wäre. Denn kurz darauf tauchte eine noch größere Herde auf und trank ganz nah an der Stelle, an der der Renault vorher gestanden hatte. Ab und zu tauchte kurz ein einzelnes Flußpferd aus dem Wasser auf. Am …-Picknickplatz machte ich mich wieder auf dem Rückweg. Wie im Flug waren vier Stunden vergangen.
Alle zusammen fuhren wir dann in Richtung Orpen. Es war inzwischen sehr heiß geworden. In einigen Abschnitten ließen sich die Spuren von Buschfeuern beobachten. Überhaupt waren große Teile des Parkes verbrannt. Das hatten wir auch schon früher beobachtet. Oft halten die Straßen das Feuer auf, so daß auf einer Seite alles schwarz ist bis auf die überlebenden Bäume, auf der anderen Straßenseite alles, nun ja, grün nicht, aber immerhin gelb-braun. Leider hielten sich die Tiere in der Hitze sehr versteckt.
Da war eine Rast in Orpen sehr willkommen. Das kleine Camp hatte auch endlich wieder einen Laden, in dem wir unsere Vorräte auffüllen konnten. Als wir weiter fuhren, war es richtig heiß geworden. Die Tiere, die wir sahen, sahen wir unweigerlich im Schatten stehen, wo sie Zuflucht suchten. Niemand wollte sich mehr bewegen als nötig. Dennoch entschieden wir uns, statt des direkten Rückwegs eine Schleife zu fahren, was uns immerhin zum ersten Male in die wildreiche Gegend um Satara führte. Wir sahen auch recht viele potentielle Beutetiere, nur die Raubtiere zeigten sich nicht.
Der Abend bescherte uns dann unser erstes und einziges Braai mit lecker Grillfleisch aus dem Laden in Orpen - eine gute Wahl, da wir ja zwar über eine Küche verfügten, es aber in Talamati kein Restaurant gab. Zum Glück war es Torsten, Antje und André gelungen, den Rangern Brennholz aus dem Rücken zu leiern, obwohl es eigentlich schon ausverkauft war.
Im Anschluß ging es noch zur Nachtfahrt im offenen Safariauto. Unser Guide und Fahrer erklärte uns gleich zu Beginn, daß er nicht für Impalas anhalten würde. Als wir in einiger Entfernung im Licht des Schwenkscheinwerfers ein Augenpaar entdeckten, das wohl einem Schakal gehört, was aber wegen der Entfernung schwer zu bestimmen war, wies er uns daraufhin, doch mehr in der Nähe des Autos nach Tieren zu kucken. Das Problem war nur: allzu viele hielten sich dort nicht auf: gelegentlich ein Strauchhase, einmal zwei Nashörner am Wasserloch und später noch Elefanten an einem anderen Wasserloch. Immerhin sahen wir ganz kurz auch eine Zibetkatze. Wie Antje es schaffte, eine gar nicht mal so große Nachtschwalbe, die auf einem Ast ruhte, zu entdecken, wird mir für immer ein Rätsel bleiben. Auch wenn sich die Art nicht bestimmen ließ, war das eine wunderbare Beobachtung. Nach zweistündiger Fahrt ging es dann wieder zurück zum Camp. Nachts sind andere Arten zu sehen als tagsüber. Allerdings fuhren wir mitunter auch lange Zeit durch den Busch, ohne auch nur irgend etwas zu entdecken, was André zu dem Schluß veranlaßte, die Fahrt hätte stellenweise die Brisanz einer nächtlichen Angeltour gehabt. Nun ja, ein bißchen spannender war es schon, aber kein Vergleich mit unseren Beobachtungen, die uns morgens gelangen, insbesondere am folgenden Morgen in genau derselben Gegend.
19. September: Talamati bis Olifants
Meine Hyänen- und Elefantenbeobachtungen vom letzten Morgen hatten bewirkt, daß sich nach und nach alle bereiterklärt hatten, am nächsten Morgen schon ganz früh zu starten, und es sollte sich lohnen. Beim Morgenspaziergang durch das Camp (das schnell durchquert ist), sah ich, daß ungewöhnlicherweise die Fahrzeuge, die nach Toresöffnung das Camp verlassen hatten, knapp hinter dem Tor schon wieder anhielten und eine lange Schlange bildeten. Nun hatten wir auf unserer Morgenwanderung gelernt, daß es ratsam ist, das Verhalten der anderen Lebewesen im Park zu studieren, um Schlüsse daraus abzuleiten, und das Verhalten der Autofahrer war ein ganz deutliches Zeichen für die Anwesenheit großer Raubkatzen. Sollte es der Leopard sein, der offenbar häufiger um das Camp herum gesichtet wurde?
Als dann endlich alle Sachen in den Autos verladen waren und wir den Park verlassen hatten, sahen wir schnell: Es waren Löwen, die die Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatten. Zwei Löwinnen und zwei Jungtiere. Ganz in der Nähe lag eine teilweise verzehrte Antilope, offenbar ein Wasserbock. Das Tier mußten sie im Laufe der Nacht an der Wasserstelle, die sich vom Camp aus beobachten läßt, erlegt haben, ohne daß wir irgend etwas mitbekommen hätten. Da zeigte sich wieder, daß der bereits auf das Minimum reduzierte Schlaf immer noch bedeutete, daß wir interessante Erlebnisse verpaßten. Die kleinen fraßen noch einmal ein wenig am Kadaver, aber schließlich - wir waren inzwischen die einzigen, die noch beobachteten - liefen alle vier Löwen davon.
Es wäre zu spannend gewesen zu warten, wer den frei sichtbaren Kadaver noch alles besuchen würde. Geier hatten wir zwar an den Vortagen in der Gegend gesehen, aber nicht an diesem Morgen. Auch Hyänen oder Schakale wären möglich gewesen. Allein - unser Weg nach Olifants war weit. Zwei Stunden unserer Zeit waren schon vergangen, keine 200 Meter bis dahin geschafft. So rissen wir uns schließlich los und begannen unseren Weg.
Die erste Etappe führte uns bis nach Satara, wo wir eine frühe Mittagspause einlegten. Von Satara aus ließen sich wunderbar Gnus und Zebras beobachten. Im Gras fraßen körnerfressende Vögel in großer Zahl. Ein Parkmitarbeiter zeigte uns eine Afrikanische Zwergohreule, die in einem Baum saß. Inzwischen war es richtig heiß geworden. Selbst die Vögel atmeten nur noch mit weit geöffnetem Schnabel. Als wir schließlich ins Auto stiegen, zeigte das Thermometer kaum glaubliche 43 Grad.
Die Weiterfahrt nach Norden dann führte uns noch einmal durch die sehr wildreichen Grasländer. Fast die ganze Strecke über und insbesondere an den Wasserstellen ließen sich Elefanten, Breitmaulnashörner, Giraffen, Zebras, Gnus, Kudus und Impalas beobachten. In der flimmernden Luft waren sie mitunter nur sehr schwer zu sehen. An einer Ansammlung großer Fahrzeuge hörten wir, daß Löwen sich an ein Steinböckchenpaar heranschleichen sollten. Wir sahen die Löwen nicht, konnten das aber nach unserem Erlebnis am Morgen verschmerzen.
Schließlich erreichten wir die Brücke über den Olifants. Die Landschaft hatte sich inzwischen deutlichen verändert. Nun wuchsen vor allem Mopane-Büsche. Im dichten Gebüsch lassen sich viel schwerer Tiere entdecken, obwohl die Büsche noch keine Blätter trugen. Ein einziges Mal gelang es uns, zeitlich bei der Ankunft sogar noch etwas Luft zu haben, so checkten wir in Ruhe ein. Wir hatten ursprünglich unsere Reise exakt um diese beiden Tage im Olifants Camp herum geplant, da wir dort ein Gästehaus buchen konnten, dessen Beschreibung im Internet uns sehr, sehr gut gefiel. Bislang hatten wir in Safari-Zelten oder kleineren Häuschen gewohnt. Das Nshawu-Guest House sollte nun vier Schlafzimmer und eine eigene Aussichtsveranda bieten. Als wir schließlich unsere neue Unterkunft betraten, konnten wir unser Glück nicht fassen: Die Bilder im Internet konnten nicht annähernd wiedergeben, wie grandios toll unser riesiges Haus war. Das Haus teilte sich in einen West- und einen Ostflügel mit einem enorm großen Wohnraum in der Mitte. Statt einer Veranda fanden wir deren zwei, die erste um das halbe Haus herum führend, die zweite etwas tiefer gelegen. Jedes Zimmer hatte sein eigenes Bad. Die Aussicht auf den Olifants-Fluß war überwältigend. Flußpferde, Krokodile, der endlose Mopane-Wald am anderen Ufer, in der Ferne zwei Affenbrotbäume. Das war wundervoll. Hier wollten wir für immer bleiben. Einfach nur auf der Terrasse sitzen und die Aussicht genießen.
20. September: Olifants
Was André nicht wußte: Die zurückliegende Nacht sollte die letzte zum Sternebeobachten sein. Am Morgen war es sehr bewölkt. Die Temperatur war um mehr als 20 Grad gefallen. Nach dem wir in der Nacht den Flußpferden zuhören konnten, sollte es am frühen Morgen wieder einmal mit dem Auto rausgehen - auch wenn die Terrasse lockte. Der Weg führte uns oberhalb des Olifants-Flusses zum Letaba-Fluß. Nach unserem Löwenerlebnis vom Vortag sahen wir dieses Mal ganz viele Geier. Aus dem dichten Mopanegebüsch drangen laute Freßgeräusche, und Hyänen riefen. Bald sahen wir sie, wie sie vor uns einen Kadaver über die Straße zogen. Dennoch hörten wir weiter von der anderen Straßenseite furchterregende Geräusche. Gleichzeitig landeten immer neue Geier. So gern wir auch gesehen hätten, was sich dort abspielte, in diesem Moment hätte sich keiner von uns über das Aussteigeverbot hinwegsetzen wollen. Die restliche Fahrt blieb dann vergleichsweise ereignisarm. Ein Ausguck über den Olifants bot Gelegenheit für ein Gruppenfoto. Ein Baobab bildete ein willkommenes Fotomotiv, dann ging es zurück zum Camp und zu unserem Guest House der Träume.
Nun wäre wirklich einmal Gelegenheit gewesen, lange und ausführlich unsere Terrasse zu genießen. Doch vorher zog es André, Torsten und mich noch zur Niedrigwasserbrücke über den Olifants, wo Torsten bei der Anreise Schlangenhalsvögel und Graufischer fotografieren konnte. Die Brücke ist ein ganz toller Ort zum Beobachten. Es gibt immer Vögel zu entdecken, dazu noch Kudus und Impalas sowie natürlich die an allen Flüssen vorkommenden Krokodile und Nilpferde.
Dann war auch fast schon Mittagszeit, als wir zurück im Camp waren. Gelegenheit, nun wirklich einmal zu kucken, wer alles unterhalb der Terrasse am Fluß entlanglief. Wegen des wolkigen Wetters waren die Nilpferde aus dem Wasser gekommen und zeigten sich in ihrer ganzen Leibesfülle. Viele spannende Vögel flogen über die Terrasse oder durch das Gebüsch direkt davor.
Am Nachmittag zog ich dann doch noch einmal alleine los, um wieder ein Stück Richtung Süden zu fahren. Die Gegend um Olifants ist landschaftlich sehr schön. Die Mopanewälder behindern allerdings sehr die Tierbeobachtung, auch ist die Wilddichte geringer als in den Offensavannen. Trotzdem konnte ich noch einmal die Vielfalt der häufigeren Antilopen genießen und sah auch eine Giraffe mit ganz kleinem Nachwuchs, bevor ich wieder zurück zum Camp fuhr, um den Abend auf der traumhaften Terrasse mit den anderen zu verbringen.
21. September: Olifants bis Aventura Blyde Canyon
Nun war er gekommen, unser letzter Tag im Krüger-Park. Dabei gab es noch so vieles, was wir gern gesehen hätten: Geparden, Wildhunde, Spitzmaulnashörner. Aber es sollte nicht sein. So viele Fotoideen müssen noch bis zum nächsten Besuch warten.
Zum Abschluß fuhr ich noch einmal unsere Morgenrunde vom Vortag, aber es war sehr ruhig. Dann nahmen wir Abschied von unserem wunderschönen Guest House.
Unterwegs, als wir linkerhand im Olifants gerade Flußpferde beobachteten, sahen wir eine große Büffelherde, die direkt neben uns auf der anderen Straßenseite Rast machte. Auf dem Weg zum Phalaborwa-Gate legten wir noch eine letzte Rast im Camp Letaba ein. Ein letztes Essen von der immer gleichen, nun wohlvertrauten Krüger-Speisekarte, ein letztes Stürmen des Parkshops. Die Hyundai-Besatzung kam erst mit einiger Verspätung im Camp an. Der Grund: Hornraben. Wir hatten sie im Renault leider nicht gesehen.
Weiter ging es nach Westen auf dem Weg zum Gate. Ab und zu sahen wir noch Giraffen oder Impalas. Große Termitenhügel prägten die Landschaft. Jeder Elefant konnte nun der letzte sein. Zum Glück sahen wir aber noch viele "letzte" Elefanten. Erst am Sable Overnight Hide war dann wirklich Schluß mit den Tierbeobachtungen. Am Phalaborwa-Gate gaben wir unsere Ausfahrterlaubnis ab - und ließen den Park hinter uns.