Blyde River Canyon - Achtung, Paviane! (21.-23. September 2011)
Das nächste Ziel hieß Blyde River Canyon, genauer gesagt das Ressort von Aventura Blyde Canyon. Natürlich hatten wir mal wieder mächtig Zeitdruck, hinzu kam, daß es schwer einzuschätzen war, wie lange wir für die Fahrt durch die Berge brauchen würden. Der Anblick besiedelter Landschaft war einigermaßen gewöhnungsbedürftig. Immerhin begegneten uns auch draußen noch einmal Warzenschweine. Unterwegs überquerten wir unzählige Male den Olifants-Fluß, der nun so anders aussah als am Guest House. Als wir die Berge erreichten, blieben uns einige wagemutige Überholmanöver nicht erspart, da die LKWs auf den Straßen mitunter so langsam emporkletterten, daß wir fürchteten, unser Motor würde abgewürgt.
Unterwegs wartete noch ein Highlight auf uns: Kurz hinter dem Strijdom-Tunnel sollte es die Möglichkeit geben, Kurzschwanzfalken (Taita Falcon) zu sehen, so stand es im "Southern African Birdfinder" zu lesen. Der Tunnel lag direkt an unserem Weg. Vorher hielten wir noch an einem Wasserfall. Schließlich fanden wir den Tunnel und auch den richtigen Souvenirstand, an dem der Falkenführer warten sollte. Wir hatten sogar Glück. Er war anwesend. Vom Kurzschwanzfalken gibt es nur etwa ein Dutzend Brutpaare im ganzen Land, bis auf eines kommen sie in sehr unwegsamem Gelände vor. Aber eines brütete dort, wo wir gerade waren, direkt oberhalb der Straße. Wenn man wußte, wo man suchen mußte, war die Sache recht einfach. Da saßen sie. Wunderschön. Als Gegenleistung fürs Zeigen kauften wir eine ganze Menge Sachen vom Souvenirstand. Mit ausrangierten Schuhen konnten wir allerdings leider nicht dienen.
Weiter ging es dann, die letzte Etappe bis zum Ressort, das wir dann erstaunlicherweise sogar noch recht früh gegen halb fünf erreichten. Da hätten wir uns unterwegs sogar noch mehr Zeit lassen können.
Die Buchung im Ressort war recht abenteuerlich gewesen. Einige der Probleme: erst Buchung im falschen Camp, das sich dann als zu abgelegen erwies; komplizierte Umbuchung mit mehreren Anrufen, um sicherzustellen, daß die umständlich per Fax überwiesene Vorabzahlung auch von Ressort 1 an Ressort 2 überwiesen würde; Doppeltabbuchung der Vorabzahlung und weiterer Anruf, um das Geld zurückzubekommen; Unmöglichkeit, Ressort 2 telefonisch oder per Email zu erreichen. Am Ende hatte, wie im ganzen Urlaub immer, wieder alles geklappt - abgesehen davon, daß die Betreiber meinten, unsere Unterkunft wäre nur für 4 Erwachsene und 2 Kinder ausgelegt. Als wir sie uns ankuckten, stellten wir fest, daß es auch nicht weniger Platz war als in Berg en Dal oder Talamati. Allerdings waren wir durch die beiden letzten Nächte sehr verwöhnt, und auch hier gab es ein wunderschönes, überdimensioniertes Guest House mit grandioser Aussicht. Die Gruppenmeinung hatte sich schnell gebildet: Das Guest House sollte es sein.
Der Blyde River hatte sich tief in die Berge eingeschnitten. Die Landschaft war ungeheuer reizvoll - während der Krüger-Park in erster Linie durch seine Natur, nicht immer durch die landschaftliche Schönheit beeindruckt, war es hier umgekehrt. Ein beliebtes Postkartenmotiv sind die "Three Rondavels" - drei Bergspitzen, die den Rundhütten der Zulus nachempfunden zu sein scheinen. Genau dieser Blick bildete auch die Aussicht von unserer Veranda. Nur die tiefhängenden Wolken störten etwas.
Nachdem die Vorräte aufgestockt waren und wir die neue Unterkunft bezogen hatten, gab es zum Abendessen ein sehr, sehr leckeres Büfett im nahen Restaurant des Ressorts mit Bobotie, Peppadews und vielen anderen Köstlichkeiten. Der anschließende Abend dauerte dann länger als die vorhergehenden im Krüger-Park. Es war erstaunlich: Der Krüger-Park hatte den Reisenden (so sie sich nicht in erster Linie für Astronomie interessierten) seinen eigenen Rhythmus aufgezwungen - frühes Aufstehen, mehr Ruhe am Mittag/Nachmittag (wenn man nicht gerade Strecke machen mußte so wie wir ganz oft), kurzer Abend voller Müdigkeit und Vorfreude auf den nächsten Tag. Kaum hatten wir den Park verlassen, hatten wir auch den Rhythmus abgelegt.
22. September: Blyde River Canyon
Der heutige Tag hatte etwas ganz Besonderes mit uns vor: Regen. Nun ja, eigentlich nur ein bißchen Nieselregen am Vormittag, aber der einzige des ganzen Urlaubs. Immerhin war das genug, um uns vom Baden in einem kleinen See unterhalb eines Wasserfalles abzuhalten. Und das kam so: Der heutige Tag war nur einer von dreien in unserem stressig geplanten Reiseprogramm, an denen wir nicht umziehen mußten.
Nach all der Fahrerei an den Tagen zuvor und den wenigen Möglichkeiten, mal das Auto zu verlassen, wollten wir nun wandern gehen. Das Ressort bietet zum Glück einige Möglichkeiten an. So hatten wir uns eine recht lange Strecke ausgesucht, die uns vom tiefsten Punkt des Ressorts zum höchsten führen sollte, durch den dichten Wald bis hoch zum Aussichtspunkt über den Canyon. Gleich am Anfang fanden wir einen wunderschönen Wasserfall mitten im Wald, aber leider: Der bedeckte Himmel und der leichte Nieselregen hielten uns vom Baden ab. Ob es da Krokodile drin gab oder Flußpferde? Eher nicht, aber wir werden es auch nicht mehr erfahren. Statt dessen verbrachten wir die Zeit bis zum Nachmittag damit, die Wanderwege zu erkunden. Immer wieder konnten wir den Ausblick auf die "Three Rondavels" genießen, auf die Schlucht, die der Canyon gegraben hatte und den Stausee tief unten. Der erste Abschnitt des Weges trug den Namen "Guineafowl Trail". Allerdings sahen wir kein einziges Perlhuhn, eigentlich überhaupt nur sehr wenige Tiere. Dafür fanden wir alle paar Meter Kot oder Losungen verschiedener. Geheimnisvoller Tiere. Konsequenterweise trafen wir dort auch auf die einzigen Pillendreher unserer Reise, die sich aus den Kothaufen eine richtige Kugel gebastelt hatten und diese nun den Weg entlang rollten. Da es nun schon keine Perlhühner gegeben hatte, war es dann auch nicht mehr überraschen, daß wir auf dem anschließenden "Leopard Trail" keine Großkatzen zu Gesicht bekamen. Ob der Leopard wenigstens uns gesehen hatte?
Oben am Aussichtspunkt angekommen, genossen wir noch eine Weile die Aussicht und überlegten uns, wie lange es wohl dauern würde, bis die Sonne die Wolken vertrieben hätte. Aber es sollte nicht sein, statt dessen wurde der Himmel richtig grau.
Nach der Rückkehr ins Guest House fuhr ich noch ein kleines Stück die Straße am Canyon entlang. Die Wolken ersparten mir die Eintrittszahlung an einem Aussichtspunkt - wo kaum etwas zu sehen ist, soll man nicht auch noch abkassiert werden. Sehr löblich. Immerhin sah ich im Nebel eine Elefantenspitzmaus und hatte damit nach den Büffelwebern und Leopardschildkröten im Krüger-Park Nummer drei auf der Liste der "Little Five" beobachten können. Bei der Weiterfahrt war ich allerdings so in den Wolken gefangen, daß ich kaum die Straße erkennen konnte und war froh, als ich wieder das Ressort erreicht hatte, um zum zweiten Mal das leckere Abendbrot genießen zu können.
23. September: Blyde River Canyon bis Johannesburg
Unser letzter kompletter Tag in Südafrika war definitiv zu kurz für alle Programmpunkte, die wir uns vorgenommen hatten - oder besser gesagt: an denen wir schlechterdings nicht vorbeifahren konnte, wenn sie schon einmal am Weg lagen. Aber das Wetter meinte es gut mit uns: Daß wir wetterbedingt einige Programmpunkte ganz schnell abhaken konnten, minderte den ständig auf uns lastenden Zeitdruck ein wenig.
Dabei hatte es gut angefangen. Den frühen Morgen nutzte ich zu einem Abschiedsspaziergang. All die Vögel, die sich an den beiden Vortagen noch versteckt hatten, zeigten sich nun offen, und ich konnte einige Arten der Liste hinzufügen. In einiger Entfernung sah ich unterwegs immer unser exponiertes Guest House und wunderte mich über die sich ständig verändernde Zahl der Essen auf dem Dach. Ein Blick ins Fernglas klärte die Situation: Es waren keine Essen, sondern Paviane, die auf dem Dach herumturnten. An den Tagen zuvor hatte ich die Horde in anderen Teilen des Ressorts marodieren sehen. Als ich früh morgens, als alles noch ruhig war, das Haus verlassen hatte, stand ich nun vor der Entscheidung, die anderen im Haus einzuschließen oder die Tür unverschlossen zu lassen. Um keinem Raucher die Chance auf eine Zigarette zu verbauen und auch sonst keine Klaustrophobie aufkommen zu lassen, zog ich die Tür zu, verschloß sie aber nicht. Dennoch begnügten sich die Paviane nicht damit, übers Dach zu klettern. Irgendwann war einer von ihnen mutig genug, die Tür zu öffnen, ins Haus einzudringen und - eine Packung Kekse zu stibitzen. Zum Glück ging der Affe damit schnell wieder nach draußen, ohne erst noch größeres Chaos im Inneren anzurichten. Das hieß aber nicht, daß die Paviane komplett abgezogen wären. Bis zu unserer Abfahrt belagerten sie noch das Haus, auch wenn keiner von ihnen mehr reinging. Nun ja, die Affen waren sicher schon hier, als noch keine Häuser da standen. Wer kann es ihnen verdenken, daß sie sich noch immer zu Hause fühlen?
Dann aber machten wir uns auf den Weg in Richtung Johannesburg. Erst ging es noch am Canyon entlang - mitsamt der vielen Aussichtsmöglichkeiten, von denen wir einige ansteuerten. Zu Beginn der Tour konnten wir die Aussichten auch genießen, so den Blick auf die "Three Rondavels" aus einer etwas anderen Perspektive. Aber als wir dann auf die sogenannte "Panorama Route" einschwenkten, die R534, dauerte es nicht mehr lang, bis wir komplett von Wolken umhüllt. Nun hatten die Menschen sicherlich Grund dazu, einen Aussichtspunkt "God's Window" zu nennen, nur leider konnten wir ihn überhaupt nicht nachvollziehen. Uns zeigte sich eine weiße Wand.
So war immerhin die Panorama-Straße schnell absolviert, und es hieß, Abschied vom Canyon zu nehmen. Ob sich dieses Gebiet jemals mit dem nahen Krüger-Park verbinden ließe? Es wäre eine unvergleichliche Touristenattraktion, die grandiose Landschaft auch noch von großen Tieren bevölkert zu sehen.
Weiter ging es dann noch zu einem Wasserfall mit Namen Berlin, danach durch den Ort Graskop durch mit der Möglichkeit, mal wieder vollzutanken, und weiter dann nach Pilgrim's Rest. Dort besuchten Torsten, Antje und Nadine noch einen "Cache" in einem Goldgräbercamp, bevor wir dann wirklich den Weg in Richtung Johannesburg einschlugen.
Unterwegs passierten wir viele künstliche Wasserlöcher oder Stauseen auf den Feldern, wo ich zu gern nach Vögeln gekuckt hätte, aber die Zeit reichte nur noch für einen Zwischenstopp an einer Tankstelle mit angeschlossenem Biltongladen.