Tortuguero, 22.-24. Februar 2005 Der Morgen begann für unsere Gastgeberinnen ungewöhnlich früh, da wir um 8 Uhr zum Busbahnhof losmußten. Für uns war es eher ein Problem, unsere Ungeduld so lange zu zügeln, sollte es doch nun endlich aufs Land gehen.
Am nächsten Morgen war vom Regen nichts mehr zu spüren, aber nun gab es starken Wind, so daß man aufpassen musste, keine Kokosnuß von den vielen Kokospalmen, die vor unserer Unterkunft standen, auf den Kopf zu bekommen. Wir liefen zum nicht weit entfernten Nationalparkeingang. Dabei mußten wir auf einer kleinen Mauer entlang der "Hauptstraße" balancieren. Auf der Straßenseite war Wasser, und auf der anderen Seite wäre man sonst im Sumpf untergegangen. Am Eingang zahlten wir unseren Eintritt, dann ging es in den Wald. Diana war es ungeheuerlich, sie dachte die ganze Zeit nur an Schlangen. Zunächst war der Weg noch ganz passabel, man hatte Holzscheiben in Pfützen gelegt, so daß man trockenen Fußes durchkam. Ein Hund verfolgte uns. Er erhoffte sich von Touristen wohl etwas zu fressen, und es war nicht ganz leicht, ihn loszuwerden. Im Park erlebten wir zum ersten Mal während dieser Reise den Regenwald. Das einzige, was wir zunächst sahen, waren Blattschneiderameisen, die quer über den Weg ihre grüne Last transportierten. Einige wenige Vögel zeigten sich auch. Diana kostete es einiges an Überwindung, an Stellen, die auf dem regulären Weg einfach nicht mehr passierbar waren, sich durch den Regenwald zu schlagen. "Mach das nicht", rief sie, wenn Ringo vorausging, aber schließlich gewöhnte auch sie sich an die fremde Natur. Was blieb ihr auch übrig, denn nach dem zweiten oder dritten abenteuerlichen Umweg durch den Dschungel gab es sowieso kein Zurück mehr. Dann wurde das Rauschen des Meeres lauter und wir waren angekommen am Ausgang. Wir gingen am Strand zurück zu Cabinas Miriam, denn bald sollte unsere gebuchte Tour starten. Pablo, der Chilene, holte uns ab und wir liefen zum Bootsanleger. Roberto und Tom warteten, und dann fuhren wir über die Lagune in Richtung des Meeres. Auf der anderen Seite legten wir an. Mit Gummistiefeln ausgerüstet, stapften wir zum Hügel. Roberto, der Tourguide, ging barfuß, er hatte keine Angst vor irgendwelchen Tieren. Zunächst erklärte uns Roberto in seinem eigenartigen, recht schwer verständlichen Englisch etwas zu den Pflanzen am Wegesrand, wir sahen einige Schmetterlinge und Vögel. Der Weg führte zunächst durch Obstpflanzungen. Dann ging es schon hinein in den Dschungel. Das war für Diana noch viel schlimmer als unsere "Wanderung" auf dem Nationalparkweg. Aber hier hatten wir ja hohe Gummistiefel an, und sie verließ sich auf den einheimischen Führer, der vorneweg lief. Zum ersten Mal lernten wir zu schätzen, wie wichtig es ist, jemanden dabeizuhaben, der sich auskennt und einen Blick für die versteckten Schönheiten des Regenwaldes hat: Roberto zeigte uns viele Tiere, die wir ohne ihn nie entdeckt hätten, z.B. den berühmten Blue-Jeans-Pfeilgiftfrosch, der vielleicht 3 cm groß ist. Es gab wieder viele Blattschneiderameisen und Termiten. Roberto zeigte uns eine große Spinne und schlafende Fledermäuse (White-lined Bats) an einem Höhleneingang. Einmal lief an einem morschen Baumstamm eine schwarz-weiße 2 cm große Ameise, sehr beeindruckend. Auf einem großen Blatt saß ein riesiger bunter Bockkäfer. Mitten auf dem Weg kamen uns Touristen entgegen, die uns tatsächlich mit "Grüß Gott" begrüßten. Was sollte denn das? Dann kletterten wir auf den Tortuguero-Hügel. Es war sehr matschig und rutschig, uns floß der Schweiß, aber es lohnte sich in jedem Fall. Unterwegs sahen wir Klammeraffen und oben auf dem Hügel hatte man einen fantastischen Blick über die Lagune. Auf dem Rückweg sahen wir noch einen Leguan. Alle Eidechsen, die wir sahen, nannte unser Guide "Central American Whiptail". Zurück im Dorf setzten wir unsere Wanderung im Nationalpark fort, es führt nämlich auch ein Weg vom Strand zurück zum Eingang. Dieser erschien Diana dann gar nicht mehr gefährlich. Hier entdeckten wir Tukane und Papageien. Als Ringo in der Dämmerung noch einen Spaziergang am Kanal unternahm, sah er im Wasser einen Neotropischen Fischotter schwimmen. Beim Abendessen mit unseren ausländischen Begleitern und Zimmernachbarn erklärte uns Pablo, der Chilene, daß das Spanisch unseres Tourguides Roberto ebenso schlecht zu verstehen gewesen sei wie sein Englisch. Es kostete ihn einiges an Mühe, da man an der costaricanischen Atlantikküste ein Mischmasch aus verschiedenen Spracheinflüssen spricht. Tortuguero, überhaupt die Karibikküste, hat übrigens die beste Küche ganz Costa Ricas. Die Fischgerichte sind einfach großartig. Neugierig auf alles, was noch kommen würde, beschlossen wir, Tortuguero am nächsten Tag zu verlassen und weiter nach Cahuita zu fahren, was eine weitere Bootsfahrt, diesmal über die Kanäle in Richtung Süden bis nach Moín, erforderte. Unglücklicherweise hatte Diana im Lonely Planet gelesen, daß diese Bootsfahrt nicht immer ganz ohne Komplikationen abläuft, weil der Kanal mehrere Flüsse kreuzt und dort je nach Wassermenge in den Flüssen die Fahrt gefährlich sein kann, so daß gelegentlich schon ein Boot mit Touristen umgekippt ist und auch einige von ihnen, die keine Rettungswesten trugen, ertrunken sind. Diana hoffte sehr auf Rettungswesten... Bevor es nach Moín weiterging, sind wir jedoch noch mit Daryl, einem in Tortuguero lebenden Kanadier, und seinem Elektroboot in die Kanäle des Nationalparks gefahren. Die Fahrt begann am frühen Morgen und gehörte zu unseren schönsten Erlebnissen in Costa Rica. Schon bevor wir in das eigentliche Nationalparkgebiet fuhren, konnten wir in den Bäumen am Ufer Brüll- und Kapuzineraffen sehen. Wir haben drei verschiedene Tukanarten beobachten können, viele Reiher, und schließlich sahen wir noch einen winzigen Glasfrosch, der so heißt, weil man durch seine Haut sein Körperinneres sehen kann. Ein kleiner Brillenkaiman schnappte nach einem Fisch. Eisvögel flogen über das Wasser. An einem Baum schliefen Fledermäuse (Long-nosed Bats). Diese Kanäle, die man im Prinzip auch allein erkunden kann, sind die Hauptattraktion von Tortuguero. Es gibt breite Kanäle, die bequem auch von größeren Booten befahren werden können. Man kann sich jedoch auch immer tiefer in das Labyrinth hineinwagen und sein Boot durch enge Gassen steuern, über sich das geschlossene Blätterdach des Regenwaldes. Um 10 Uhr lief das Boot nach Moín aus. Zu Dianas großer Erleichterung gab es tatsächlich Rettungswesten. Sie war die einzige, die sie sich auch umgebunden hatte, aber sie war es zufrieden. |