Warum endet die Dürre in Spanien gerade in unserem Urlaub?
Andalusien und Extremadura 27. März - 8. April 2008

Was soll man tun, wenn es zu Ostern schneit, viel zu kalt ist und sich Deutschlands Autobahnen in tödliche Rutschbahnen verwandeln? Richtig, aus dem Staub machen.

Und genau so hatten wir das auch schon weit vorher geplant. Scheinbar sollte es langsam zur Tradition werden - denn schon zum dritten Mal in Folge fuhren wir auch dieses Jahr Ende März nach Spanien.Wiedehopf Anders als in unseren bisherigen Spanienbesuchen hatten wir diesmal jedoch ein paar Tage mehr, knapp zwei Wochen, eingeplant, um in Andalusien all jene ornithologisch interessanten Orte, die wir bereits besucht hatten, auch einmal länger genießen zu können und außerdem die weiter nördlich gelegene Extremadura kennenzulernen. Vogelbeobachtungstechnisch erwarteten wir uns hier unbekannte Steppenvögel und vor allem eine Landschaft geprägt von endlosen Eichenwäldern.
Unsere Reise hatten wir uns daher in drei große Abschnitte aufgeteilt. Zunächst wollten wir die Sierra des Grazalema im Hinterland der Costa del Sol besuchen, danach ein paar Tage in der Extremadura verbringen, um schließlich noch Zeit für den Doñana-Nationalpark östlich der Stadt Huelva zu haben.

El Bosque, Sierra de Grazalema, 27. - 30. März 2008

Unsere Hoffnung auf schönstes Frühlingswetter am südwestlichen Ende Europas wurde nach der Landung in Málaga durch trübes Wetter ziemlich enttäuscht. Jedoch hatten wir zunächst sowieso eine dreistündige Autofahrt vor uns, und wer konnte schon wissen, wie das Wetter an unserem Zielort El Bosque sein würde?
Viel zu viel Zeit verbrachten wir damit, unser Mietauto im unübersichtlichen Parkhaus des Flughafens zu suchen. Wir fanden es schließlich - mit der doch ein oder anderen größeren Schramme, fehlender Antenne und auch ohne Abdeckung für das Gepäck im Kofferraum. Immerhin konnten wir endlich aufbrechen. (Wir haben die entdeckten Mängel nicht beanstandet und bei der Rückgabe hat sich auch niemand von der Verleihfirma darum gekümmert.) Ohne Antenne für das Radio und ohne die extra für Spanien ausgewählte CD-Sammlung, die wir dummerweise in Deutschland im Auto gelassen hatten, ging es ohne musikalische Untermalung ab auf die belebten Straßen der Costa del Sol.
Wie erwartet hatte der Bauboom nicht nachgelassen in den zwei Jahren unserer Abwesenheit. Unzählige riesige Werbetafeln kündeten von neuen Urbanizaciones in zerstörter Berglandschaft mit Meerblick.Kühe In San Pedro konnten wir endlich von der Küstenautobahn auf eine 44 Kilometer lange Serpentinenstraße in Richtung des schönen Ortes Ronda abbiegen. Zunächst waren die Berghänge noch bewachsen, später in höheren Regionen wand sich die Straße durch nur scheinbar öde Karstlandschaft. Den Ort Ronda konnten wir an diesem Tag kaum eines Blickes würdigen, denn wir mußten noch weiter durchs Gebirge vorbei am Ort Grazalema. Dass dieser Ort der regenreichste in ganz Spanien ist, konnten wir an diesem Tag durch die grauen Wolken sehr gut nachvollziehen. Ein bißchen Bedenken hatten wir aber schon, ob wir denn wirklich mit dieser Region ein gutes Reiseziel ausgewählt hatten, immerhin wollten wir gern im Sonnenschein wandern gehen. Aber wir mußten ja immer noch etliche Kilometer weiter, bis wir endlich in El Bosque angekommen waren. Dort waren wir schon 2003 in der Pension Enrique Calvillo gelandet, und so hatten wir es uns auch jetzt wieder vorgestellt: die Pension gab es noch, allerdings war sie nun renoviert und teurer, aber unserem Geldbeutel immer noch verträglich. So zogen wir für die nächsten drei Nächte hier ein.
Am Nachmittag wanderten wir am Flüßchen bis zum nächsthöher gelegenen Ort Benamahoma entlang und konnten uns hier einen ersten Eindruck davon verschaffen, welchen Pflanzen und Tieren wir in den nächsten Tagen in dieser Gegend begegnen würden. So fanden wir auf diesem 4 Kilometer langen Weg, der zwischen dem Flüßchen und Viehweiden entlangführt, bereits drei verschiedene Orchideenarten. Immergrün und Gänseblümchen waren ständige Wegbegleiter.Gelbe Ragwurz Ein toter Nashornkäfer fand sich im Straßengraben, und es war nicht ganz leicht, Mönchsgrasmücken und andere Kleinvögel in den belaubten Bäumen auszumachen. Ganz entfernt am Himmel über den Bergkämmen konnten wir auch Greifvögel erkennen, die die Thermik der Nachmittagswärme zum Aufstieg nutzten.
Abends wurde es sehr kühl.

Für den nächsten Tag hatten wir uns eine Wanderung zum Salto del Cabrero vorgenommen, einer Felsenschlucht ganz in der Nähe von El Bosque, in die sich ein unglücklich verliebter Ziegenhirte gestürzt haben soll. Bevor wir starteten, wollten wir uns beim im Übernachtungspreis inbegriffenen Frühstück stärken. Der Wirt, ein Paradebeispiel andalusischen männlichen Charmes, knallte uns wortlos eine geröstete Brotscheibe, dazu Margarine und Marmelade auf den Tisch.Salto del Cabrero Nun ja, wir nahmen es mit Humor. Der Weg zum Salto del Cabrero führte zunächst recht leicht etwas absteigend einen Sandweg zu einer Ziegenfarm vorbei an steil abfallenden Felswänden, an denen Alpenkrähen entlang segelten, die uns auch fast den gesamten Weg begleiteten. Hunderte Ziegen warteten in der kühlen Morgenluft darauf, endlich aus ihren Gattern entlassen zu werden und in die Berghänge zu strömen. Einige Ziegen mit noch sehr kleinen Jungtieren waren unter einer großen Steineiche angepflockt.
Danach ging es weiter über eine grüne Steineichenweide, auf der nur wenige Pferde standen. Die Eichen schienen sehr alt zu sein, viele von ihnen komplett hohl, aber sehr vital. Der Weg wurde allmählich steiniger, und wir mußten hin und wieder einen Hang hinaufklettern. Einmal standen wir so unerwarteterweise direkt vor einer Kuh, die sicher ebenso überrascht war wie wir. Zunächst wußten wir nicht, ob wir uns weiterwagen sollten, immerhin vermuteten wir auch Bullen in der Nähe. Aber wir wollten den Weg nicht aufgeben. Den Kühen, denen wir im Laufe des Weges dann immer wieder begegneten, waren die Wanderer nichts Neues, und so ließen sie sich nicht stören. Schließlich führte der Weg durch eine Karstebene. Manchmal hatte man aus dem steinigen Überfluß Mauern für Viehweiden gebaut, doch die meisten Steine waren so groß, daß sie liegenblieben und so sonnige Plätzchen für Eidechsen boten.Perleidechse Einmal entdeckten wir eine sehr große Perleidechse. Zwischen dem Geröll wuchsen wilde Pfingstrosen. Über uns kreisten Gänse- und Schmutzgeier.
Kurz vor dem Salto überquerten wir eine Wiese, auf der einige schwarze Schweine mit Ferkeln weideten. Auch ihnen war unsere Anwesenheit vollkommen egal.
Am Salto del Cabrero genossen wir die Aussicht und konnten Blaumerlen über den Felsen fliegen sehen. Da der Tag schon fortgeschritten war, machten wir nun kehrt und mußten den ganzen Weg wieder zurücklaufen. Bei den Kühen entdeckten wir ein verlassenes Kalb, welches auch schon auf unserem hinweg ohne Mutter war. Es versteckte sich in einem Busch, es war recht dünn, und die Nabelschnur hing trocken an seinem Bauch, bestimmt war es kaum mehr als einen Tag alt. Sicher ist so etwas traurig, aber wir dachten dabei schon an die Geier, die hier wohl bald etwas zu fressen finden würden.
Auf der Ziegenfarm öffnete der Besitzer gerade die Tore für die Rückkehr der Tiere. Und als ob man sie gerufen hätte, kamen nach und nach große und kleine Ziegentrupps von den Berghängen herabgeströmt und liefen nach Hause.
Wir besuchten hinterher Grazalema, das an diesen sonnigen Tag sehr einladend wirkte und spazierten am Abend noch durch El Bosque und genossen dabei den ungeheuer süßen Duft, den die Blüten der Zitronen- und Orangenbäume, die in den Straßen gepflanzt waren, verströmten.

Am nächsten Morgen verzichteten wir auf die freundliche Servierung des Frühstücks und brachen gleich nach Benaocaz auf.Schweine In diesem Ort endet normalerweise der Weg, den wir am Vortag gegangen waren. Wir waren jedoch nicht gekommen, um diesen jetzt etwa von der anderen Seite aus zu bewandern. Hier unternahmen wir lediglich unterhalb des Ortes kurze Spaziergänge, entdeckten wieder Orchideen und beobachteten an einer Viehtränke Mönchsgrasmücken, Grünfinken, Sperlinge und Stieglitze, wie sie zum Trinken kamen. Schwalben kamen auch und holten sich hier Nistmaterial.
Danach fuhren wir ein ganzes Stück weiter nach Benaojan, einem Ort südwestlich von Ronda. Hier nahmen wir an einer Führung zu Felsmalereien in eine große Höhle, die Cueva de las Piletas, teil. Die Felsmalereien, darunter viele Pferde, Stiere und Fische, sind teilweise über 20000 Jahre alt. Der Besuch war hochinteressant und gleichzeitig auch eine willkommen kühle Abwechslung zum warmen Wetter außerhalb.
Schließlich wollten wir es uns nicht noch einmal die Stadt Ronda entgehen lassen, die schon viele, wesentlich berühmtere Reisende angezogen hatte.Ronda Natürlich ist die Hauptattraktion die Brücke über eine tiefe Schlucht, die beide Stadtteile miteinander verbindet. Wir genossen sehr lange den schönen Ausblick von ihr von allen Seiten, spazierten durch die Altstadt und statteten auch der Stierkampfarena einen Besuch ab.
Am Abend aßen wir für wirklich ungeheuer wenig Geld sehr leckere Tapas im Restaurant unserer Unterkunft und bemühten uns, die Horden von Motorradfahrern, die den Ort belagerten, zu ignorieren.

Extremadura, 30. März - 3. April 2008
Geier, Steppen und Eroberer

Extremadura - das sind endlose Dehesas - Stein- und Korkeichenwälder, in denen Vieh weidet oder Getreide angebaut wird, das sind Olivenhaine und karge Steppen, die erst auf dem zweiten Blick zeigen, wie viele seltene Tiere sie beherbergen. Da unser Ziel, der fast 18000 Hektar große Monfragüe-Nationalpark, weit im Norden liegt, verbrachten wir fast den ganzen Anreisetag im Auto.
Erst am Nachmittag erreichten wir Torrejón, eine kleine Stadt südlich des Nationalparkes, die jedoch, wohl auch aufgrund des Regens, auf uns nicht sehr einladend wirkte. Unser Plan war es zu zelten, aber es kostete einige Überwindung, im Regen an den festen Unterkünften vorbei zum Zeltplatz zu fahren. Da dieser nördlich des Parkes liegt, mussten wir schon einmal quer durch den Park. Der Platz entpuppte sich schließlich als wunderbar in einer Dehesa (Steineichenwald) gelegen, der Regen hatte aufgehört, nur Ringo hatte dummerweise seinen Personalausweis in El Bosque vergessen…
Monfragüe ZeltplatzWahrscheinlich hatte er das absichtlich gemacht, um nicht wieder nach Deutschland zurückzumüssen, aber mit Hilfe der belgischen Campingplatzbetreiberin, deren Motivation uns zu helfen sicher auch darin begründet war, daß sie ihrem Sohn ebenfalls den Namen Ringo gegeben hatte, konnte eine Nachsendung des Ausweises organisiert werden.
Bereits während des Zeltaufbaus regnete es nicht mehr. Unser Zelt stand direkt unter einer Eiche an einer Steinmauer, die den Platz von einer Weide abgrenzte. Seltsamerweise sahen wir nicht Kühe auf dieser Weide, sondern einen Hirsch, der interessiert unserem Zeltaufbau zusah und der auch ganz zahm seine Zunge über die Mauer nach unseren Händen ausstreckte. Scharen von Blauelstern hatten sich den Zeltplatz aufgrund der niemals versiegenden Futterquellen aus Mülleimern als beste Wohngegend ausgesucht.
Um nicht den Rest des Tages auch noch "ungenutzt" verstreichen zu lassen, brachen wir noch einmal zum Nationalpark auf. Monfragüe ist eine bergige Landschaft, die sich über die rundum meist flache Gegend erhebt.Dehesa-Landschaft Daher brüten dort Unmengen von Greifvögeln, die dann tagsüber außerhalb des Parks nach Nahrung suchen. Wir hatten uns einen kleinen Wanderweg an einem Flüßchen englang und ein wenig durch die Hügel herausgesucht, der vom Örtchen Villa Real ausgehend zunächst durch halb eingefallene Steinmauern führte, wo wir hofften, endlich einmal den Steinkauz entdecken zu können. Stattdessen gab es ein Pferd mit, wie in Spanien oft üblich, zusammengebundenen Vorderfüßen. Das wird praktischerweise dann gemacht, wenn es keine oder nur lose Umzäunung gibt, und das Pferd so in seinem Bewegungsradius eingeschränkt werden soll. Wir finden das nicht in Ordnung. Immerhin scheuern sich manche Pferde bei tagelangem Zusammengebundensein auch die Beine auf. Eigentlich war es unangenehm zu wandern, denn statt Regen gab es nun starken Wind, der fast nichts von den wärmenden Sonnenstrahlen spürbar machte. Doch je weiter es ins Tal hinunter ging, desto schwächer wurde er und die Wanderung schöner. Unterwegs konnten wir aufgrund des Windes kaum Vögel beobachten, Blumen, wie Affodill und Zistrosen konnten zum Glück nicht einfach ausreißen. Die Besteigung des Cerro Gimio, des Hügels mit Aussichtsplattform, ersparten wir uns aufgrund der Uhrzeit. Wir beobachten riesige Wasserläufer im Flüßchen, die seltsame Schatten warfen, als würden sie nur aus vier dicken Punkten bestehen. Zentrum des Monfragüe-Nationalparkes ist ein großer Stausee, der den Rio Tajo aufstaut, im Augenblick unseres Besuchs aber erschreckend wenig Wasser führte.Gänsegeier Richtig einladend wirkt das erstmal nicht, aber es soll hier ja nicht der Stausee geschützt werden, sondern vor allem die Unmengen von Gänsegeiern, die gleich neben der Straße auf einem Felsen, genannt Salto Gitano, brüten und die wir an diesem ersten Nachmittag noch ausführlich beobachtet haben. Es ist ein überwältigender Anblick, wenn sich zeitweise 50 und mehr dieser Tiere in der Luft befinden und um den Felsen kreisen. Aber auch Mönchsgeier brüten im Gebiet, und Schwarzstörche konnten wir ebenso hin und wieder beobachten.

Nach einer Nacht im Zelt, in der wir es aufgrund der eisigen Temperaturen schon fast bereuten, keine feste Unterkunft gewählt zu haben, begrüßte uns der Folgetag endlich wieder sonnig, allerdings wehte ein eisiger Wind. Daher entschieden wir uns zu einer großen Autorundtour durch den Park, bei der wir zunächst auch die Heizung schön bis zum Anschlag aufgedreht hatten. An einem Schlammloch unweit der Staumauer hatten sich Mehl-, Felsen- und Rötelschwalben versammelt, um Nistmaterial zu holen. Ein kurzes Stück hinter der Staumauer flog ein Schwarzstorch direkt neben der Straße. Es schlossen sich endlose Steineichendehesas an, auf denen Kampfstiere weideten und dazwischen hier und dort immer wieder Weißstörche. Der Weg führte uns auch in den Ort Arrocampo, am Ende eines weiteren Stausees, der über den hübschen Anblick eines Kernkraftwerkes verfügte. Aber nicht wegen des Kraftwerkes, was scheinbar vielen Menschen im Ort Arbeit und Verdienst verschaffte (die Häuser hier sahen moderner und größer aus, als wie wir sie bisher in allen anderen Orten der Extremadura gesehen hatten), sondern es gab hier am Ufer des Sees einen großen Schilfgürtel. Mit Mitteln der EU hatte man hier ein paar Beobachtungshütten gebaut, und eine Frau saß den ganzen Tag in einem Infohäuschen, um auf Besucher zu warten.Schwarzstorch Von den Hütten aus hatten wir gute Sicht auf Wasserschildkröten, Purpurreiher, Purpurhühner, Teichhühner und etliche Storchennester, die auf einer Betonmauer im See angelegt waren. Der Rückweg von Arrocampo führte abermals durch ausgedehnte Steineichenweiden, teilweise standen die Eichen jedoch inmitten eines violetten Meeres aus Schopflavendel. Wunderschön. Der Folgetag war endlich so, wie wir uns einen frühlingshaften Tag in Spanien vorstellten.

Es gab keinen Wind, einfach nur blauen Himmel. Wir wollten daher den Geiern am Salto Gitano beim Losfliegen zusehen. Am besten gelingt das, wenn man, direkt dem Geierfelsen gegenüber, zum Castillo de Monfragüe hinaufsteigt und dort oben auf Augenhöhe mit den Geiern ist. Ziemlich träge kreisten ca. 60 Tiere um den gegenüberliegenden Felsen und schraubten sich nur langsam in eine Höhe, von der aus sie endlich in alle Himmelsrichtungen davongleiten konnten. Das Castillo selbst ist eine Ruine, übrig ist nur ein Turm, erbaut von den Mauren, den man hinaufklettern kann. Schwindelfrei sollte man schon sein, denn ein Geländer gibt es oben nicht, lediglich eine rote Linie soll vor dem Fall in die Tiefe schützen.
Nach dieser fantastischen Beobachtung machten wir uns auf den Weg in Richtung Monroy, doch nicht der Ort war unser Ziel, sondern zunächst mal die Olivenhaine auf dem Weg dorthin. Im Gegensatz zu den Dehesas, die immer Viehweiden und daher für Wanderer nicht zugänglich waren, waren Olivenpflanzungen nicht eingezäunt und man kann sie betreten. Wir suchten nach einer bestimmten Stelle an der Straße, wo an einer Olivenpflanzung in hohen Pinien Störche brüten sollten, die als Untermieter Weidensperlinge beherbergen. Leider hatte sich unser Beobachtungsbuch im Kilometerabschnitt geirrt. Wir fanden zwar einen Zugang zu den Oliven, wo es auch Pinien und sogar Weidensperlinge, aber keine Störche gab. Schlimm war dies nicht, immerhin hatten wir Weißstörche schon ausgiebig beobachten können. Wir marschierten durch die Olivenpflanzung bis wir an einer großen Fläche herauskamen, die mit ihrem saftig grünen Gras eine wahre Augenweide war. Dazwischen führten landwirtschaftliche Wege, die mit Sträuchern bewachsen waren.Mögliche Stülpnasenotter Es war sehr schön, endlich abseits der Straßen durch dieses Kulturland zu wandern, kein Lärm, nur das Summen der Insekten, Vogelgezwitscher und Sonne. Bunte Schmetterlinge flogen in den vielen verschiedenen bunten Blumen am Wegesrand herum, Käfer kämpften sich durch den lockeren heißen Sand. Unter einer großen Steineiche machten wir für ein paar Minuten Rast im Schatten. Auf dem Sandweg entdeckten wir eine kleine Schlange, die aus großer Furcht vor uns blitzschnell im Gras verschwand.
Wir fuhren dann weiter und gelangten tatsächlich noch an den im Buch beschriebenen Ort mit den Störchen. Unzählige Storchenpaare hatten ihre schweren Nester auf den Pinien gebaut, klapperten, kamen herbeigesegelt, flogen davon. Neben unserem Auto zeigte sich dann wieder eine kleine Schlange. Diesmal aber eine andere, als zuvor. Zuerst dachten wir, schade, daß sie plattgefahren worden war. Aber beim näheren Betrachten sahen wir: Sie war nicht tot. Sie war einfach von sehr flacher Gestalt, ein dunkles Zickzackmuster auf dem Rücken und ihr dreieckiger Kopf deuteten auf eine Giftschlange hin (Wir versuchten sie später zu bestimmen und stießen dabei auf Stülpnasenotter, wobei Musterung und Kopf passen, jedoch hatte die kleine Schlange keine "Stülpnase"). Wir fotografierten sie, und sie war sehr mutig, denn diese nicht mal 20 cm lange Schlange hüpfte immer wieder blitzschnell in Richtung des Fotopapparates.
Weiter ging es dann in Richtung Talavan. Dort gab es keine Dehesas und keine Olivenhaine mehr, sondern nur noch Steppe. Vielleicht konnten wir hier Trappen entdecken? Leider gelang uns das nicht, wahrscheinlich war es diesen großen Vögeln in der flirrenden Nachmittagshitze viel zu heiß, lediglich Theklalerchen ließen sich bestimmen. Durch den Ort Monroy wollten wir dann Richtung Nationalpark zurückkehren. Der Ort war aufgrund der Siestazeit wie ausgestorben. Ein wunderschönes Örtchen mit einer sehr großen Kirche, auf der sich ebenfalls einige Storchenpaare zum Brüten niedergelassen hatten. An einem anderen Tag entdeckten wir, daß der Ort sogar über ein Castillo verfügt, das wir aber nicht mehr besuchen konnten. Der Rückweg führte wieder durch Steineichenweiden, die übersät waren mit sogenannten Hundzähnen, Unmengen von kleineren spitzen grauen Steinen, die einen Teil des Weidenbodens bedecken und die auch oft von Steinkäuzen als Sitzplatz genutzt würden. Jedoch tut man seinen Augen keinen Gefallen, krampfhaft nach diesen kleinen Eulen zu suchen, irgendwann hat man die Suche einfach satt, und die Augen schmerzen. Recht gut beobachten konnten wir jedoch zwei Wiedehopfe, die sich an einem Baumloch zu schaffen machten. Möglicherweise hatten sie dieses als Bruthöhle ausgewählt.
Da am Nachmittag Ringos Ausweis noch nicht am Zeltplatz angekommen war, "mußten" wir noch einen weiteren Tag in der Gegend bleiben.Altstadt von Trujillo Nein, wir taten das natürlich gerne, denn Trappen wollten wir ja unbedingt noch sehen.
Am Abend aßen wir im Zeltplatzrestaurant, und Ringo hatte, als hätte er aus einem früheren Spanienbesuch nichts gelernt, eine gemischte Tapasplatte für uns als Vorspeise bestellt. Anders als in Katalonien, besteht diese Vorspeise in Andalusien, wo wir einmal bereits diesen Fehler begingen, und offenbar nun auch in der Extremadura nämlich nicht aus verschiedensten Speisen, sondern nur aus verschiedenen Schinken. Tapfer nahmen wir den Schinken zu uns, alles jedoch schafften wir nicht.

Durch so viel Fleisch gestärkt, konnten wir am nächsten Tag eine Steppentour westlich von Trujillo um den Ort Belén in Angriff nehmen. Das war schon ein Stück weiter von Monfragüe entfernt, sollte sich aber lohnen.
Eine relativ wenig befahrene Straße führte hier durch weitläufig offenes Gelände mit Rinderweiden. Und unsere Suche wurde auch bald belohnt. Zunächst erschien etwas entfernt ein Zwergtrappenhahn, später bei einem Bauernhof etliche Großtrappen. Ein Stück weiter ebenfalls mehrere Großtrappen, und darunter waren endlich auch einige balzende Männchen. Wunderschön stellten sie ihr weißes und rötliches Gefieder auf und versuchten, die anwesenden Hennen zu beeindrucken. Hin und wieder flog auch einer dieser großen Vögel von Weide zu Weide. An einem nahezu ausgetrockneten Wasserloch mit toten Bäumen gab es einen Kormoran und Häherkuckucke.
Zur Mittagszeit erreichten wir dann Trujillo wieder.Trujillo Wir erkundeten die Innenstadt zu Fuß. Aßen auf der Plaza Mayor, die eingerahmt ist von wunderbaren historischen Gebäuden, wie der Iglesia de San Martin, einer Reiterstatue des Konquistadors Francisco Pizarro und dem Palacio de la Conquista. Danach spazierten wir zur Siestazeit durch den ältesten Stadtteil, der sich auf einem Hügel gleich neben der Plaza Mayor befindet. Hier gibt es ein recht großes maurisches Castell, etliche Adelshäuser mit wunderschönen Gärten, ein altes Universitätsgebäude, das Pizarromuseum, die Iglesia de Santa Maria und noch viele großartige Gebäude mehr. Von einer Freifläche vor dem Castillo hat man einen wunderbaren Weitblick über die Ebenen der Extremadura mit ihren vielen Steinmauern, kleinen Katen und auch auf die diese schöne Landschaft zerschneidenden Straßen. Dohlen umkreisten die Türme des Castillos und ahmten die Stimmen von Greifvögeln und sogar Kiebitzen nach. Weiter unten über den Weiden flogen ganze Trupps von Bienenfressern.
Nur schwer konnten wir uns von dieser Stadt trennen. Sie ist sicher, auch aufgrund ihrer geringen Größe, eine der schönsten, die wir je besucht haben.
Zurück am Zeltplatz war endlich Ringos Ausweis angekommen, das hieß, langsam Abschied von dieser Gegend zu nehmen, sehr erleichtert konnten wir das wunderbare Farbenspiel des Sonnenuntergangs und das in der Ferne stattfindende Froschkonzert genießen.

Am letzen Morgen packten wir alles zusammen und machten vor unserer Weiterfahrt noch Halt in Torrejón, dem kleinen Ort, südlich des Nationalparks, der uns bei der Ankunft im Regen nicht sehr einladend erschien.Siesta in Trujillo Nach Osten führen Sandwege vom Ort durch Dehesas vorbei an Staubecken, an denen wir noch ein paar Vögel beobachten konnten, eigentlich hatten wir gehofft, vielleicht Triele auf den großen Freiflächen zwischen den Dehesas zu sehen. Das gelang uns zwar nicht, aber Schwarzkehlchen und ein Braunkehlchen hockten auf den Zäunen.

El Rocío, Doñana-Nationalpark, 3. - 6. April
Die breitesten Straßen der Welt

Der Weg aus der Extremadura in Richtung Sevilla erschien uns endlos und viel weiter als bei der Hinfahrt, was sicher auch daran lag, daß die Landschaft aus riesigen Feldern besteht und sonst nichts Interessantes zu bieten hat. Im quirligen Sevilla machten wir noch bei einem großen Einkaufszentrum halt, um uns mit Lebensmitteln für die kommenden Tage einzudecken, denn in El Rocío gab es nur kleine Lebensmittelläden mit Grundnahrungsmitteln. Hier konnten wir uns nach Tagen des Darbens - ja in Spanien fehlt einem so manches, wenn man nur im kleinen Dorfladen einkaufen kann - endlich mal wieder frisches Obst, Joghurt, Käse und Saft kaufen.
Von Sevilla ist es nicht mehr weit bis nach El Rocío und die Vorfreude auf ein Wiedersehen mit der Lagune verkürzte uns den Weg nochmals. Als wir den Ort erreichten und über die einzigartigen, breiten Sandstraßen fuhren, entdeckten wir, leider, leider, daß die Pension Central, in der wir bereits zweimal gewohnt hatten, geschlossen war. Was hatte die Besitzer dazu veranlasst? Nun begann für uns die Suche nach einer anderen Pension im Ort. Leider waren alle ausgebucht oder zu teuer. So blieb uns also für die nächsten Nächte auch nur wieder der Zeltplatz.Pferdegespann in El Rocío Dieser war nicht im Ansatz so schön wie der bei Monfragüe. Er war vor Jahren neu angelegt, die Bäume spendeten noch nicht viel Schatten und den armen Zeltcampern hatte man, wie so üblich, die blöde Ecke an der Hauptstraße zugewiesen, in der man immer das Gefühl hatte, die LKWs und Autos würden gleich durchs Zelt donnern. Wir erinnerten uns an unseren ersten Besuch in El Rocío, damals war der Verkehr, der am Ort vorbei in das Touristenghetto Matalascañas führt, noch spärlich, zumal um diese Jahreszeit der Ort einer Geisterstadt gleicht. Jetzt aber fuhren hier so viele Autos und LKWs vorbei, daß sogar geplant ist, die Straße 4-spurig an der Lagune vorbei auszubauen. Für die Lagune und die umliegenden Schutzgebiete bedeutet das natürlich nichts Gutes. Wir haben Matalascañas nicht besucht und wissen nicht, wie dieser Ort am Meer in der Zwischenzeit weitergewachsen ist, aber wir haben die Befürchtung, daß El Rocío auf Dauer sehr viel von seinem Charme verlieren wird und vielleicht einen Besuch gar nicht mehr wert sein wird.
Am Nachmittag fuhren wir zum Besucherzentrum La Rocina, von wo aus man über einen Bretterweg entlang zu Beobachtungshütten an größeren Teichen gelangt. Das Gebiet ist mittlerweile für Besucher nur noch bis 19 Uhr zugänglich. Vor zwei Jahren durfte man noch bis 20 Uhr beobachten. Eine Nachfrage bei der Frau im Infohaus, ob man nicht vielleicht doch bis 20 Uhr hierbleiben könne, erntete nur mitleidiges Lächeln. Irgendwie bekamen wir das Gefühl, daß die Attraktivität dieses Gebietes langsam aber sicher gezielt zerstört werden soll. So hatten wir gerade mal eine Stunde lang noch Zeit, um von zwei Hütten aus Löffler, Sichler, Kolbenenten, Störche und Purpurhühner zu beobachten. Hinterher verweilten wir noch lange an der Lagune, in der Flamingos, Rotflügelbrachschwalben, Stelzenläufer, Schnepfen, diverse Entenarten, Graugänse, sogar ein Rallenreiher und entfernt in einem toten Baum tatsächlich ein Spanischer Kaiseradler zu beobachten waren.

Am nächsten Morgen besuchten wir noch das andere bei El Rocío gelegene Besucherzentrum mit Beobachtungsmöglichkeiten - El Acebuche. Kurz nach Öffnung waren wir die ersten Besucher im Gebiet.Rosaflamingos Es war noch empfindlich kühl an diesem Morgen und wir sogen jeden warmen Sonnenstrahl auf wie ein Schwamm. Die Teiche in diesem Gebiet, wieder ein Wermutstropfen, enthielten nur wenig Wasser, viele Stellen waren verlandet und die Sicht auf Wasservögel unmöglich. Dennoch sahen wir Wiedehopfe, Flußregenpfeifer, Kolbenenten und andere Arten. Unser Hauptziel an diesem Tag war jedoch das versteckt gelegene Zentrum Antonio Valverde, welches wir vor zwei Jahren in einer zweistündigen Fahrt über Sandpisten erreichten. Auch diesmal folgten wir der Wegbeschreibung aus unserem Crossbill-Guide. Mittlerweile hatte sich aber der empfohlene Weg in eine fast unpassierbare Piste verwandelt. Die Löcher waren riesig, und Diana mußte jedesmal aussteigen, um das wirkliche Ausmaß der Löcher einzuschätzen und Ringo sicher hindurchzulotsen. Wir fühlten uns lange sehr einsam auf diesem Weg, bis vor uns ein Kleinwagen auftauchte, der ebenfalls mit höchster Vorsicht durch die Krater navigiert wurde. So hatte man kaum eine Möglichkeit, Tiere zu beobachten. Erst als der Weg abbog, konnten wir in Schwemmbereichen einige Limikolen entdecken, ein Schlangenadler hatte sich auf einem Strommast postiert, und Geckos nutzten die Masten als Sonnenliege.Löffler Sehr enttäuscht waren wir, als wir am Zentrum ankamen, da wo noch vor zwei Jahren Reisebusse und etliche Besucherautos standen, war unseres heute eins von dreien. Im Zentrum selbst gab es nur eine Person, der schöne Laden und die Caféteria hatten geschlossen (Zwar nicht dauerhaft, sondern nur wegen Krankheit, aber eine Vertretung gab es für solche Fälle anscheinend nicht.). Die Vögel konnten wir nun zumindest nicht bei einer kühlen Cola beobachten. Am schlimmsten war jedoch, daß das Wasser am Zentrum so weit zurückgegangen war, daß die Kolonie der verschiedenen Reiher, die vor zwei Jahren gebrütet hatten, nun fast leblos war. Die Erdbeerfelder im Umland, die bis an den Park heranreichen, scheinen jedoch zu gedeihen.
Ein bißchen beobachteten wir im und am Zentrum, dann folgten wir dem kurzen Weg in Richtung El Rocío, der allerdings nur ein paar Kilometer weit führt und dann gesperrt ist, daher der lange Umweg. Für den Rückweg hatte uns die Frau im Zentrum eine andere Route vorgeschlagen. Diese hatte zwar keine riesigen Löcher, bestand jedoch nur aus gröbstem Kies, was das Fahren nicht sehr angenehm machte, da man immer damit rechnen mußte, mit einem platten Reifen liegenzubleiben.
Am Abend irrten wir fast erfolglos auf der Suche nach einem angenehmen Restaurant durch den Ort. Irgendwie ist es verzwickt, wir nahmen an, daß die Spanier nicht um die gleiche Zeit zu abend essen wie wir.Mauergecko Zwischen sieben und acht waren die Restaurants wie leergefegt, nur hin und wieder war ein Tisch besetzt, die Leute nahmen aber nur Getränke zu sich. Wir kamen uns ziemlich veralbert vor, wir hatten im Reiseführer nichts Abweichendes zu den Essen-gehen-Gewohnheiten gefunden. In einem Restaurant bekamen wir die Karte dann auf Nachfragen, und der Abend war gerettet. Seltsamerweise trudelten dann, als wir Essen auf dem Tisch hatten, noch andere Touristen ein. Vielleicht waren sie vorher ebenso erfolglos durch den Ort geirrt. Komischerweise war am nächsten Abend der Ort voller Menschen und ebenso die Kneipen.

Der Folgetag sollte einer Tour in die Marismas um Huelva gehören. Dieses Gebiet kannten wir noch nicht, und ein bißchen mulmig vor der Fahrt durch diese große, aber nicht unbedingt als schön beschriebene Stadt am Meer war uns schon. Jedoch fanden wir den Weg zu den Marismas recht einfach.Winkerkrabben Hier gab es ein sehr neues Infozentrum, wobei die Infozentren immer eine merkwürdige Sache in Spanien sind. Es sitzt eine Person dort, die nur wenige Faltblätter um sich herum hat. Infos bekommt man nur auf Anfrage, und oft ist man gezwungen, umständlich sein lückenhaftes Spanisch zu bemühen. Immerhin konnte an diesem Ort die Infofrau Englisch und erläuterte uns die Wege zu den besten Beobachtungsmöglichkeiten. Ganz nah beim Infozentrum gab es eine neue Hütte, von der aus wir richtig nah Purpurhühner, diesmal sogar mit Nachwuchs, beobachten konnten. Das Gebiet ringsum war industriell genutzt, Landgewinnung auf der einen Seite, Salzgewinnung auf der anderen. Wir wanderten durch die ehemaligen Salzgewinnungsbecken in denen, da gerade Ebbe war, Hunderte Winkerkrabben hin und her krabbelten. An einem neuen Häuschen, das zur Umweltbildung genutzt wurde, aber abgeschlossen war, entdeckten wir einen darin eingesperrten Rotkopfwürger, dem es im sich langsam aufheizenden Haus nicht mehr lange gutgehen würde. So lief Ringo zurück, um jemandem zu informieren. Nach langer Zeit kamen dann auch die Mitarbeiter der Station, die vorher im Rahmen eines Wiederansiedlungsprogramms noch einen Fischadler im Gebiet ausgesetzt hatten, und befreiten den Vogel.
Wir fuhren noch ein Stück auf der Halbinsel, auf der diese Marismen gelegen sind, weiter, das Land wird bald zu einem schmalen Streifen im Meer.Rotkopfwürger An einer Schlickstelle beobachteten wir Männer, die offenbar Krabben einsammelten. Ein riesiges Tankschiff fuhr in den Hafen ein, unbeeindruckt davon liefen Stelzenläufer und Säbelschnäbler auf einer langsam überflutenden Sandbank herum. Zwerg- und Brandseeschwalben stürzen sich sehr oft erfolgreich nach kleinen Fischchen vor uns ins Meer. Unvorstellbar große Muscheln haben wir am Strand gefunden. So große haben wir noch nie irgendwo anders gesehen. Das Gebiet ist auch bei den Einheimischen beliebt, die hierherkommen, um zu angeln oder einfach Krach zu machen.
Auf dem Weg zurück nach El Rocío nutzten wir den Rest des Abends, um noch durch pinienbestandene Dünen zum Meer zu laufen und dort noch einmal etwas am Strand entlang zu gehen. El Rocío selbst war an diesem Sonnabend von Menschen überfüllt, die die Messe in der Kirche besuchten und hinterher durch die Straßen flanierten. Wir wollten dem Restaurantchaos des Vorabends entgehen und hatten uns daher in Huelva mit frischen Lebensmitteln versorgt, die wir ständig von Ameiseninvasionen bedroht auf einer Decke vor unserem Zelt zu uns nahmen.

Conil de la Frontera, 6. - 8. April

Am nächsten Morgen nahmen wir Abschied von El Rocío. Wir sind uns nicht sicher, ob wir noch einmal zurückkehren werden. Wir möchten uns gar nicht vorstellen, wie es in zwei Jahren mit ausgebauter Straße und noch mehr Verkehr in dieser Gegend zugehen wird. Es wird sehr wichtig sein, ob in Zukunft das Wasserproblem noch schlimmer wird, weil man den Park auf Kosten des Obstanbaus austrocknen läßt.
Wir versuchten nun einmal die Gegend östlich des Rio Guadalquivir, der das Wasser für den Nationalpark führt, zu entdecken. Wir folgten daher einer Beschreibung aus unserem Naturführer in die Gegend um Sanlucar de Barrameda.Grauammer Der Weg in diese Gegend war abschreckend. Agrarsteppe, trüber Himmel und starker Wind prägten die Anfahrt. Auch hier gibt es Salzgewinnungsbecken, ein unglaublich schlechter Weg führt zu Vogelbeobachtungsstellen, doch wirklich beobachten ließ sich bei diesem Wind nicht viel. Unsere interessanteste Entdeckung war eine EU-finanzierte Beobachtungshütte am Fluß, die nur aus einer Wand bestand (und daher nicht vor Regen schützte), dafür aber eine riesige Öffnung hatte (also die Beobachter nicht vor den Vögeln verbarg), welche wiederum, trotz ihrer Größe, eher in Brust- als in Augenhöhe verlief (was verhinderte, daß die Beobachter selbst etwas sehen konnten). Die Gegend erschien uns zu unwirtlich, um uns den ganzen Tag dort aufzuhalten. So fuhren wir weiter, hatten aber keine genaue Vorstellung, wo wir die letzten beiden Nächte verbringen wollten. Schließlich gelangten wir nach Conil de la Frontera, einem Ort an der Costa de la Luz, der leider, trotz seiner Reize, nicht unseren Geschmack traf. Es war zwar ein sogenanntes "weißes Dorf" oder vielmehr Städtchen, aber wirklich alt waren dort nur zwei Kirchen und ein Turm. Es hatten sich schon die ein oder anderen Touristen eingefunden, sodaß an Ausgeh- und Speisemöglichkeiten kein Mangel herrschte. Wir spazierten zum angeblich unendlichen Strand, der allerdings gerade vollkommen überflutet war, so dass sich die Menschen an der Strandpromenade sammelten. Etwas abseits führte ein Trampelpfad nach Osten in Richtung Cabo de Trafalgar am Meer entlang aus dem Ort hinaus. Durch den lockeren Sand gingen wir ihn in sengender Sonne ein wenig entlang, entdeckten große Laufkäfer, die vor der Sonne fliehen und sich in den Sand eingraben wollten. Nach der Rückkehr verbrachten wir den Abend bei einer riesigen Paella noch in der Stadt und schmiedeten Pläne, damit wir am nächsten Tag etwas mehr erleben konnten.

So brachen wir am Morgen nach Barbate auf, hier wollten wir über dem Meer an einem pinienbestandenen Hang mit Klippen zu einem Turm in Richtung Caños de la Meca wandern.Cádiz Im losen Sand war das Wandern sehr mühsam, doch wir hatten teilweise einen schönen Blick auf das Meer. Bald jedoch zogen Wolken vom Meer herauf, und wir konnten das Wasser nicht mehr erkennen. Den Turm erreichten wir, machten Rast und mußten uns dann schnell auf den Rückweg machen, denn Regen setzte ein, der zum Glück erst richtig losbrach, als wir geradeso unser Auto erreichten. Nach einer kleinen Irrfahrt durch den Fischerort Barbate, bei der der Ort sich nicht gerade von seiner attraktivsten Seite zeigen konnte, kehrten wir nach Conil zurück. Es gab nichts anderes zu tun, als daß wir uns Richtung Cádiz aufmachten. Wir wollten uns dort noch ein Shoppingcenter suchen, um ein paar Mitbringsel für daheim einzukaufen, doch nach dem Einkauf war das Wetter in Cádiz´ Nachbarstadt San Fernando so gut, daß wir beschlossen, uns Cádiz selbst auch noch anzusehen. Mit dem sehr modernen Zug konnten wir für sehr wenig Geld direkt in die Stadt hineinfahren. Cádiz ist wirklich spektakulär gelegen, Straße und Bahnstrecke dorthin sind von beiden Seiten vom Meer umgeben.Boote in Cádiz Vom Hauptbahnhof konnten wir ganz schnell in den ältesten Teil der Stadt gelangen. Hier gab es enge Straßenschluchten, hohe Wohnhäuser. Wir kämpften uns gegen den tosenden Wind bis zur Stadtmauer durch, die den Ort vom Meer abtrennt. Der Sturm peitschte die Wellen von Zeit zu Zeit so hoch, daß sie über die Mauer schwappten und uns dabei natürlich glatt erwischten. Auf den großen Felsblöcken hinter der Mauer, also auf der dem Meer zugewandten Seite, lebten verwilderte Katzen, die dort wohl auch Futter hingeworfen bekamen. Wir können uns nicht vorstellen, daß diese je in die Stadt zurückkehren können, denn die Mauer war sicher auch für sie viel zu hoch. So lebten sie dort zwischen den Steinen, geschützt vor dem Wasser. Cádiz verfügt über zwei Castillos. Eines liegt sogar noch ein Stück weiter im Meer als die Stadt und ist über eine Mole erreichbar. Ein anderes war frisch renoviert, und wir schauten es uns an. Danach liefen wir durch die engen Gassen wieder zurück zum Bahnhof, und ab ging es wieder nach Conil, wo wir mit Tapas unseren letzten spanischen Abend beendeten.

Der letzte Tag war für uns vollkommen verloren. Wir hatten einen sehr späten Flug gewählt, um noch etwas unternehmen zu können. Der Regen zwang uns jedoch, direkt nach Málaga zu fahren, dort wollten wir zumindest, wie wir es zum Abschluß aller Andalusienurlaube getan hatten, die Mündung des Rio Guadalhorce besuchen. Zwischen Autobahnen und Kanälen fanden wir den Weg zu Strand. Der Eingang zum Schutzgebiet war schwer zu finden, zumindest teilten wir uns den Weg dahin mit Baggern und am Stand herumfahrenden Kippern. Irgendwie hatten wir schon gar keine Lust mehr, darüber nachzudenken, was hier wohl wieder gebaut oder umgeleitet werden soll. In ein paar Jahren ist sicher auch dieses Gebiet unkenntlich gemacht. Die Kipper, der Wind, der Regen und der aufgeweichte, von den Kippern plattgefahrene Sand - alles wirkte wie eine Mondlandschaft. Nichts war mehr zu spüren von der überwältigenden Natur, die wir zumindest in der Sierra de Grazalema und der Extremadura so genossen hatten.
Reichlich betrübt darüber verbrachten wir danach Stunden am Flughafen…

Ziegenhof in der Sierra de Grazalema

Verwendete Literatur:

Schröder, Thomas: Andalusien, Michael Müller Verlag, 4. Ausgabe 2002.
Nicht der neueste Reiseführer, aber mehr Informationen zu den Orten, die wir besucht haben, boten die aktuellsten Ausgaben immer noch nicht.

Crossbill Guides: The nature guide to the Coto Doñana and surrounding coastal lowland. 2005.
Dieses wunderbare kleine Buch bietet zahlreiche Tourenvorschläge und viele Hintergrundinformationen zu Flora & Fauna. Wir entdeckten es im Besucherzentrum El Acebuche.

Crossbill Guides: The nature guide to the Andalusian Sierras. 2007.

Crossbill Guides: The nature guide to Extremadura. 2006.

Svensson et al.: Der neue Kosmos Vogelführer, 1999.

ADAC Urlaubskarte: Westliches Andalusien, Costa de la Luz. 1:200.000